Das Flaggschiff zum Sparpreis

Das Xiaomi 12T Pro punktet im Test mit hoher Alltagstauglichkeit und vielen Oberklasse-Features. Und das für 799 Franken. Von der 200-Megapixel-Kamera darf man aber keine Wunder erwarten.

TextLorenz Keller

Pros

  • Handliches Design
  • Ausgezeichneter Bildschirm
  • Gute Kameraautomatik
  • Fairer Preis
  • Ultraschnelles Laden

Cons

  • Unauffälliger Look
  • Nicht richtig Wasserfest
  • Kein drahtloses Laden

Xiaomi bringt schon wieder ein hochklassiges Smartphone auf den Markt – in der Schweiz erstmals mit einem riesigen 200-Megapixel-Sensor. Wir haben es ausführlich getestet und finden: Das Xiaomi 12T Pro ist ein Flaggschiff zum Sparpreis.

Licht ins Sortiments-Dunkel bei Xiaomi

Zuerst aber müssen wir kurz mal einen Blick aufs Sortiments-Durcheinander von Xiaomi werfen. Bereits im Frühling kam das Xiaomi 12 Pro auf den Markt. Den Test dazu kann man hier nachlesen. Aber das ist längst nicht das einzige 12er-Modell auf dem Markt. Es gibt ein Xiaomi 12, ein 12 Pro, neu nun ein 12T und ein 12T Pro. Und je nach Händler gibts gar noch ein 12 Lite und ein 12X.

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Schauen wir uns hier die Unterschiede des neuen 12T Pro und des 12 Pro an. Denn ganz klar ist hier die Strategie nicht. Das 12T ist kein Herbst-Update, dazu ist der Startpreis zu unterschiedlich. Das 12T Pro kostet 800 Franken, das 12 Pro kam im Frühling für 1200 Franken auf den Markt.

Trotzdem ist das neue Pro-Modell nicht einfach eine abgespeckte Version, sondern setzt die Prioritäten anders. In gewissen Bereichen wie Kameraauflösung, Prozessor oder Akkugrösse ist das neue Xiaomi dem teureren Bruder sogar überlegen, anderswo muss man gewisse Abstriche machen.

Wie gut ist die 200-Megapixel-Kamera?

Xiaomi ist der erste grosse Hersteller, der einen Sensor mit 200 Megapixeln einbaut. Standard bei den Flaggschiffen ist heute 50 Megapixel, Samsung setzt beim S22 Ultra auf eine Linse mit 108 Megapixeln. Xiaomi (und wenig später Motorola) haben nun die Messlatte nochmals höher gesetzt.

Natürlich wissen wir alle, dass Megapixel alleine nicht viel aussagen. Viel entscheidender sind grosse, lichtstarke Sensoren, die aber viel Platz brauchen. Auch die Software kann viel ausrichten und die Fotoqualität gerade im Automatik-Modus stark verbessern.

Die 200 Megapixel sind aber natürlich mehr als nur Marketing. Denn mit einem solchen Sensor hat die Software einfach mehr Daten zur Verfügung. Das sieht man beim 12T Pro gut beim Nachtmodus, den man manuell wählen kann, der aber auch automatisch bei zu wenig Licht anspringt.

Fotos in der Dämmerung überzeugen mit vielen Details und ausgewogener Aufhellung. Aus dem «Räbeliechtli» wird ein charakterstarkes Bild, das mit natürlicher Tiefe und schönem Kontrast überzeugt. Und das ganz ohne Stativ einfach so aus der Hand. Hier hält das Xiaomi locker mit den Flaggschiffen der 1000-Franken-plus-Kategorie mit.

Ebenfalls sehr überzeugend ist die Selfiecam mit 20 Megapixeln. Hier merkt man, dass der chinesische Hersteller Wert darauf legt – und wohl auch ein Publikum hat, das darauf Wert legt. Sogar bei extremem Gegenlicht sind die Resultate gut.

Auch der neue Sensor vollbringt keine Wunder

Auch im Tageslicht gelingen gute Bilder mit vielen Details und hohem Kontrast. Aber sichtbar besser als etwa beim 12 Pro mit 50-Megapixel-Sensor sind die Aufnahmen nicht. Schade ist jeweils der Kontrast zur Weitwinkel-Linse mit 8 Megapixeln, welche die Farben nicht gleich verarbeitet und schnell etwas matschig wirkt.

Auf einen Zoom muss man ganz verzichten – aber dank des riesigen Sensors kann man einfach Bildausschnitte nehmen. Der Zoom im 12T Pro macht das automatisch. Bis 5x sind die Resultate sehr in Ordnung, bei zehnfacher Vergrösserung dagegen wird das Bild pixelig.

Bei Gegenlicht hatten wir unterschiedliche Resultate. In der leicht nebligen Szenerie wirkt das Foto schon sehr düster und wenig kontrastreich. Später dann bei voller Sonne ist das Resultat überzeugender.

Insgesamt empfiehlt es sich, etwas mehr als bei anderen Kameras und verschiedene Winkel auszuprobieren. Man könnte auch Aufnahmen mit den vollen 200 Megapixeln machen. Diese Funktion findet man übrigens nicht im Pro-Modus, dort sind statt 12,6 nur 50 Megapixel grosse Aufnahmen möglich.

Stattdessen muss man in der Kamera-App auf «Mehr» klicken und dort auf «Ultra-HD». Nun sind automatische Bilder mit 50 oder 200 Megapixeln möglich. Die volle Auflösung lohnt sich nur bei gutem Licht – dann fängt man schon enorm viele Details ein, die man dann aber nur sieht, wenn man das Bild vergrössert oder wirklich ein Poster davon erstellen will.

Das ist übrigens nur eine der unzähligen Modi. Xiaomi liefert in der Kamera-App ganz viele Effekte, die man nach Lust und Laune ausprobieren kann. Vom speziellen Video-Blog-Modus mit voreingestellten Effekten bis zum «Klon-Modus», mit dem man Personen doppelt aufs Foto bringt.

Top-Ausstattung mit ein paar Lücken

Zu den Highlights gehört der 6,67-Zoll-Bildschirm mit Amoled-Technologie und adaptiven 120 Hertz. Auch hier kann man Oberklasse-Qualität erwarten. Bei der Helligkeit von 900 Nits sind zwar einige teurere Konkurrenten besser, aber man kann den Screen auch im Sonnenlicht noch gut ablesen. Und das ist ja im Alltag das Wichtigste.

Als Prozessor kommt der Snapdragon 8+ Gen 1 mit 8 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Das normale 12 Pro und viele andere Android-Smartphones haben den älteren Qualcomm-Prozessor ohne «+» im Einsatz. Zwar ist damit das 12T Pro nicht unbedingt leistungsfähiger, aber der Prozessor ist effizienter.

Dank des für die Gerätedimensionen überraschend grossen Akkus mit 5000 mAh darf man sich auf sehr lange Laufzeiten freuen. Es kann gut sein, dass man nach einem weniger intensiven Tag am Abend vor dem Schlafengehen noch 50 Prozent Kapazität hat.

Und aufgeladen ist die Batterie dann wieder ultraschnell – wenn man das beiliegende 120-Watt-Netzteil nutzt (oder einen anderen kompatiblen Schnelllader). 30 Minuten dauert eine Vollladung nur. Da kann man es eigentlich verschmerzen, dass drahtloses Laden fehlt. Aber das ist natürlich ein Abstrich gegenüber den Top-Modellen, den man machen muss.

Was leider auch fehlt, ist eine gute Zertifizierung gegen Wasser und Staub. iP53 bedeutet, dass man zwar gegen groben Staub geschützt ist, aber eben nicht total. Am Strand oder überall, wo es wirklich staubig ist, sollte man aufpassen. Das gilt auch bei Wasser. Gegen einen Regenschauer oder ein paar Tropfen ist man zwar geschützt; leert man aber ein ganzes Glas über das Smartphone oder fällt es ins Wasser, kann es Probleme geben.

Schade auch, wird das 12T nicht gleich mit Android 13 ausgeliefert – oder ist sofort ein Update verfügbar. Da muss man wohl noch etwas warten. Danach gibts übrigens noch zwei weitere Updates auf Android 14 und 15 – sowie vier Jahre Sicherheitsupdates. Das ist inzwischen nur noch mittelmässig in der Branche.

Das Flaggschiff zum Sparpreis

Das Xiaomi 12T Pro ist ein unauffälliges Smartphone – nicht besonders gross, nicht speziell designt. Herausragend ist die 200-Megapixel-Kamera. Allerdings sollte man das Gerät nicht ausschliesslich deswegen kaufen.

Einen grossen Vorteil gegenüber anderen Kamerasystemen aus allerdings meist deutlich teureren Modellen hat man nicht. Aber: Man bekommt halt für 800 Franken ein Smartphone, das auch hohen Ansprüchen genügt.

Akku, Screen, Prozessor und Fotoqualität sind durchaus der Oberklasse würdig – also der Geräte für über 1000 Franken. Insgesamt bekommt man für 800 Franken viel Leistung und ein gelungenes Gesamtpaket.