Samsungs und Googles Pakt gegen die Apple-Watch

Paukenschlag bei den Smartwatches: Samsung und Google entwickeln wieder zusammen Uhren und wollen so endlich eine echte Alternative zur Apple Watch bieten. Hier gibts die ersten Infos zum neuen Projekt One UI Watch.

TextLorenz Keller

Endlich geht wieder etwas im Smartwatch-Bereich. Samsung und Google schliessen sich wieder zusammen und wollen mit One UI Watch endlich eine echte Konkurrenz zur Apple Watch aufbauen. Noch sind viele Details offen, und die erste smarte Uhr mit dem neuen Betriebssystem kommt erst im August. Doch spannend ist Samsungs und Googles Pakt gegen die Apple-Watch auf jeden Fall.

Gemeinsam stark statt alle gegeneinander

Die Android-Welt hatte 2014 fast ein halbes Jahr Vorsprung auf Apple. Samsung, Motorola und LG brachten Smartwatches auf den Markt, bevor die Apple Watch überhaupt angekündigt wurde. Trotzdem ist heute Apple der grösste Uhrenhersteller der Welt und hat nicht nur die traditionellen Schweizer Brands abgehängt, sondern auch die Konkurrenz aus dem Android-Lager.

Das liegt einerseits daran, dass Google die Plattform sehr zögerlich weiterentwickelt hat und den anfänglichen Vorsprung schnell eingebüsst hat. Das Problem war aber auch, dass unzufriedene Hersteller bei Wear OS (damals Android Wear) abgesprungen sind. Huawei setzte auf ein eigenes Betriebssystem, aber eben auch Samsung als grösster Smartphone-Hersteller der Welt.

Tizen heisst das Betriebssystem aller Galaxy Watches der letzten Jahre. Gut gemacht und teilweise dem Google-Betriebssystem bei Tempo, Design und Effizienz überlegen, aber halt primär für Samsung-Kunden gedacht. Das grösste Problem: Kaum ein Entwickler hat Lust, für drei oder mehr Systeme Apps zu entwickeln.

Umgekehrt sind viele Hersteller mit der langsamen Entwicklung von Wear OS unzufrieden. So hat etwa Oppo seine Watch selber mit eigenen Menüstrukturen verbessert und aufgewertet und wurde nur von den Limiten des Google-Betriebssystems ausgebremst.

Nun wollen Google und Samsung die Kräfte wieder bündeln, um nicht als Einzelkämpfer gegen Apple im Uhren-Sektor unterzugehen. Besser spät als nie.

Mehr Apps und ein nahtloser Übergang von Handy zu Uhr

Das weiss man über das neue Projekt: Google und Samsung haben eine neue gemeinsame Plattform entwickelt, die statt Wear OS nur noch Wear heissen wird. Sie basiert auf Android, soll aber im Vergleich zum heutigen System effizienter sein. Sprich: Das System läuft schneller und kommt mit weniger Ressourcen aus, was die Akkulaufzeit der Uhren verlängert.

Zudem gibts eine grössere Auswahl an Apps, da nun alles wieder auf einem Store beruht, nämlich dem Playstore von Google. Das bedeutet auch, dass mit der Uhr kompatible Apps automatisch installiert werden, wenn man die App auf dem Handy lädt. Einstellungen in der App werden auch auf der Uhr automatisch übernommen.

Samsung nutzt für seine Uhren dann aber eine eigene Menü-Optik – wie das ja bei den Android-Handys auch der Fall ist. One UI Watch heisst dieses User Interface. Und es kommt das erste Mal bei der neuen Galaxy Watch zum Einsatz. Die wird laut Samsung im Spätsommer vorgestellt, wir rechnen mit August.

Übrigens: Wer bisher eine Galaxy Watch hat, der darf leider kaum auf ein Update aufs neue System hoffen. Immerhin verspricht Samsung weitere drei Jahre Support der alten Tizen-Plattform.

Eigenes Tool, um selber Zifferblätter zu gestalten

Eine spannende Zusatzfunktion der neuen Uhr verrät Samsung schon jetzt. Es soll ein Programm geben, damit man selber Watch Faces erstellen kann. Hoffentlich ist das nicht nur für Profis zugänglich, sondern auch für die User.

Mehr Apps, längere Akkulaufzeit, engere Integration der Uhren ins Android-System – das sind die Ziele von Samsung und Google. Die Frage wird auch sein, ob im Bereich Gesundheit und Fitness mit zusätzlichen Sensoren Dampf gemacht wird. Hier hat ja Apple einen besonders grossen Vorsprung.

Ungeklärt ist auch noch, wie die anderen Hersteller von Smartwatches eingebunden sind. Da gibts ja neben Oppo etwa auch Suunto oder die Fossil-Gruppe. Hier sieht es danach aus, als würden die auf die gleiche Basis wie Samsung zugreifen – also auf das Google-Betriebssystem Wear. Für die individuelle Gestaltung kann dann ein eigenes Benutzerinterface aufgespielt werden.

Insgesamt darf man gespannt sein, wie sich die Android-Welt bei den Smartwatches positioniert. Das Positive für die Android-Nutzer: Es wird in Zukunft noch einfacher, sein Lieblingshandy mit der Lieblingsuhr zu kombinieren, auch wenn die nicht vom selben Hersteller sind.