Schafft Huawei die Kamera-Revolution im Handy?

Wie kann man die Handykameras noch besser machen? Huawei könnte darauf eine Antwort haben. Gemäss ersten Gerüchten kommt das P50 Pro mit einem 1-Zoll-Sensor. Das wäre eine Sensation.

TextLorenz Keller

Aktuelle Top-Handys schiessen ausgezeichnete Bilder, wie auch etwa unser Vergleich der Flaggschiffe von Apple, Samsung und Oppo zeigt. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass die Fotoqualität in den letzten zwei Jahren nur noch in kleinen Schritten verbessert wurde – und primär in den Extremen wie Zoom oder Makro. Das könnte sich bald ändern. Schafft Huawei vielleicht die Kamera-Revolution im Handy?

Gigantischer Sensor erfordert viel Platz

Der bekannte Leaker Steve Hemmerstoffer alias @OnLeaks hat erste Bilder von dem in den nächsten Monaten erscheinenden Huawei P50 Pro veröffentlicht. Was sofort auffällt: Das neue Smartphone kommt mit einem riesigen Kamera-Wulst daher. 10,3 Millimeter soll das Handy an dieser Stelle dick sein, sonst sind es 8,6 Millimeter, was auch schon mehr ist als bei den meisten Konkurrenten.

Der grosse Buckel mit zwei gigantischen Löchern für die Sensoren kommt nicht von ungefähr. Diese Bilder passen zu den Gerüchten, dass es Huawei erstmals gelungen ist, einen 1-Zoll-Sensor in ein Smartphone einzubauen. Eventuell den Sony IMX800 Sensor. Der japanische Spezialist hat ihn extra für Smartphones konzipiert.

Das wäre ein deutlicher Meilenstein, denn solche 1-Zoll-Sensoren kommen sonst in den edlen und teuren Kompaktkameras wie der Sony RX100 zum Einsatz, die fast schon Profi-Qualität liefern.

Platzprobleme sind nicht die einzigen Probleme

Ein solcher Sensor hat aber auch Nachteile: Er braucht viel Platz, auch für eine entsprechende Optik. Und er weckt natürlich Erwartungen, die gerade als Pionier nicht einfach zu erfüllen sind.

Huawei hatte da in den letzten Jahren allerdings ein gutes Händchen und war bei Neuerungen wie dem Nachtmodus oder dem Kamerasystem mit mehreren Sensoren immer vorne dabei.

Die Frage ist natürlich auch, wie viel Platz für zusätzliche Sensoren noch bleibt, etwa für Zoom oder Weitwinkel. Die zwei Kreise im Design deuten auf zwei Sensoren hin, eventuell sind aber auch mehrere Sensoren in einem Kreis untergebracht.

Flacher Screen und weiterhin keine Google-Services

Was sonst noch auffällt: Das P50 Pro kommt mit einem 6,6-Zoll-Bildschirm, das kleinere P50 ohne Pro mit einem 6,3-Zoll-Screen. Beide scheinen dasselbe Kamerasystem eingebaut zu haben.

Die Displays sollen neu wieder ganz flach sein, das würde dem aktuellen Trend entsprechen. Dafür so randlos wie noch nie zuvor und mit nur einem ganz kleinen Loch für die Selfie-Cam. Die ersten Bilder sind hier schon mal vielversprechend.

Ein Problem wird Huawei aber auch mit tollen Kamera-Innovationen nicht lösen können:
Der US-Boykott besteht weiterhin, der chinesische Konzern darf nicht mit US-amerikanischen Firmen zusammenarbeiten.

Für die Endkunden besteht also weiter die Einschränkung, dass keine Google-Dienste und -Apps wie der Play Store nutzbar sind. Wer nicht darauf angewiesen ist, muss überprüfen, ob die sonst genutzten Anwendungen im Huawei-Store herunterladbar sind – oder direkt beim App-Entwickler. Und man muss natürlich Lust haben, sich um solche Dinge zu kümmern.

Schafft Huawei die Kamera-Revolution im Handy?

Spannend, wie sich die Handykamera Schritt für Schritt der bestmöglichen Qualität annähert. Google und Apple zeigen, wie viel man aus den aktuellen 12-Megapixel-Sensoren mit guter Software herausholen kann.

Samsung und andere haben mit Periskop-Optiken bis zu 100-fache Zoomweiten ermöglicht. Und Oppo erweitert die Möglichkeiten im neuen Find X3 Pro mit einem Mikroskop und mit der bisher besten Weitwinkelkamera.

Es zeigen sich auch Irrwege auf: So liefern die letztes Jahr populär gewordenen 108-Megapixel-Sensoren nicht substanziell bessere Fotos. Das könnte mit den 1-Zoll-Sensoren anders werden, wenn sie von guter Optik und ausgefeilter Software begleitet werden.