Bitcoin statt Goldvreneli –wie funktioniert das?

Mit Cryptonow kann man Bitcoin als Geschenkkarte kaufen. Eine originelle Weihnachtsüberraschung – aber auch für Einsteiger? Wir haben es Schritt für Schritt ausprobiert.

TextLorenz Keller

Pros

  • An normalen Verkaufsstellen erhältlich
  • Attraktive Alternative zu normalen Geschenkkarten
  • Für alle problemlos machbar
  • Guter Einstieg in die Krypto-Welt
  • Wallet als Karte, man hält etwas in den Händen

Cons

  • Recht hohe Gebühren
  • Nur für Beträge bis 500 Franken
  • Noch kein einfacher Bitcoin-Verkauf

Die einen haben mit Bitcoin oder anderen Kryptowährungen schon viel Geld verdient, die anderen trauen sich nicht so recht an das Thema. Die Berührungsängste sind verständlich, da alles rund um Blockchain, virtuelle Währungen etc. wirklich kompliziert ist. Ein neues Produkt aus der Schweiz will das nun ändern. Bitcoin statt Goldvreneli – wie funktioniert das?

Bitcoin schenken statt eines Gutscheins

Cryptonow heisst das Angebot des Zuger Unternehmens Värdex, das zusammen mit den Partnern wie der ETH Zürich oder der Swiss Blockchain Federation entstanden ist. Es sieht aus wie eine der Geschenkkarten, die man überall kaufen kann – um etwa bei Amazon, Zalando, Netflix oder Apple bezahlen zu können.

Mit Cryptonow schenkt man aber keinen Geldbetrag fürs Shopping oder für ein Abo, sondern eben einen Betrag, um ganz einfach und unkompliziert Bitcoin zu kaufen. Gedacht ist es nicht für Zocker oder Grossinvestoren, sondern eher als Ersatz fürs Goldvreneli. Also als kleines oder grösseres Geschenk, das vielleicht in einem Jahr schon viel mehr Wert hat.

Die Karten können wahlweise von 50 bis 500 Franken am Verkaufspunkt aufgeladen werden. Wir haben das Schritt für Schritt ausprobiert. Erster Anlaufpunkt ist die Verkaufsstellen-Suche auf Cryptonow – und tatsächlich ist dort ein Kiosk in der Nähe aufgeführt.

Der Verkäuferin sagt zwar Cryptonow nichts, aber beim Stichwort Bitcoin weiss sie, worum es geht. Wir laden uns 500 Franken auf die Karte – wenn schon denn schon.

Total simpler Krypto-Kauf – und dann?

Zu Hause lesen wir die Anleitung und gehen Schritt für Schritt vor. Wichtig zu wissen: Am Kiosk haben wir keine Bitcoin gekauft, sondern nur eine Wertkarte in Schweizer Franken, um damit Bitcoin zu kaufen. Die kann man sofort einlösen oder natürlich auch irgendwann später – etwa bei einem tieferen Kurs.

Los gehts: Auf der Cryptonow-Webseite kann man nun den Währungstausch in 30 Sekunden vollziehen. Man muss nur die Wallet-Nummer auf der Rückseite der Karte eintippen und dann den PIN freirubbeln und ebenfalls eingeben. Danach braucht es noch die eigene Handynummer, auf die man einen Bestätigungscode bekommt.

Nun sieht man, wie viel Bitcoin man für den Betrag bekommt. Bei 500 Franken wären das 0.00856. Und man kann sich auch die Gebühren anschauen: einen Franken Aktivierungsgebühr und 8,9 Prozent Wechselkommission sind es in unserem Fall.

Kurzes Durchlesen und wir klicken OK: Nun sind genau 0,008584 Bitcoin in meinem Wallet gelandet. Aber halt, wo genau ist das Geld nun eigentlich? Und wie kann ich nachschauen, wie viel das genau ist?

Das muss man als Bitcoin-Anfänger wissen

Im ersten Moment wird man etwas allein gelassen nach diesem Umtausch, es lohnt sich dann über die Webseite die FAQ zu lesen. Hier erfährt man: Der Bitcoin-Anteil ist virtuell in der Blockchain gespeichert, den Zugang dazu findet man auf seiner Cryptonow-Karte. Die darf man also auf keinen Fall wegwerfen.

Auf der Karte findet man eine lange Zahlen- und Zeichenfolge, das ist die öffentliche Adresse des Wallets. Dazu gibts – noch nicht freigerubbelt – einen «Private Key», den man auf keinen Fall weitergeben darf. Mit diesen zwei Angaben hat man Zugriff auf sein Geld.

Cryptonow empfiehlt nun den «Blockchain Explorer». Auf dieser Webseite kann man seine «Public Address» eintippen und so die Transaktion nachverfolgen. Damit man die lange Zeichenfolge nicht abtippen muss, empfiehlt es sich, den daneben gedruckten QR-Code mit der Handykamera einzulesen und dort zu kopieren.

Achtung: Die Transaktion kann bis zu einer Stunde dauern. Dann sieht man genau, wann wieviel Bitcoin auf diese Adresse transferiert wurde. Und kann sich den Wert auch gleich in Schweizer Franken anzeigen lassen.

Cryptonow steht erst am Anfang

Und was, wenn ich dann irgendwann die Bitcoin hoffentlich mit grossem Gewinn weiterverkaufen möchte? Dazu findet man momentan nichts auf der Webseite. Also die Schweizer Hotline anrufen – die vorbildlich gut erreichbar ist und zudem sehr freundlich und hilfsbereit.

Hier wird bestätigt, dass es momentan über Cryptonow keine einfache Möglichkeit gibt, die Kryptowährung wieder zu verkaufen. Dazu braucht man eine Trading-App, hier empfiehlt die Hotline den österreichischen Anbieter Bitpanda. Als internationale Alternative gäbe es den grössen Anbieter Coinbase, der auch an der US-Börse kotiert ist.

Um seine Bitcoin dorthin zu transferieren, braucht es dann etwas mehr Wissen. Das eilt aber nicht, da man tendenziell ja die Cryptonow-Karten wie ein Goldvreneli längerfristig behalten wird und nicht zum kurzfristigen Zocken nutzt.

Der Schweizer Anbieter wird das Angebot auch weiter ausbauen: So soll man den Kurs und Wert seines Wallets bald direkt über die Webseite abrufen können. Und auch das Verkaufen von Bitcoin soll in Zukunft ganz einfach über die Cryptonow-Infrastruktur möglich sein.

Was ebenfalls noch fehlt, ist eine Auflistung, wo welche Gebühren anfallen. Die können nämlich unterschiedlich sein, wo man die Karte kauft. Von «im Durchschnitt» 5,9 bis 7,9 Prozent schreibt Cryptonow, wir haben 8,9 Prozent bezahlt. Das kann man nur herausfinden, wenn man mit der Wallet-ID sucht, und die hat man nur, wenn man eine Karte in der Hand hat.

Da zudem noch nicht alle Verkaufsstellen aufgeschaltet sind und laufend weitere dazukommen, ist das noch etwas mühsam. Zudem muss man in der Suche die genaue Postleitzahl der Verkaufsstellen treffen. Mit einem Kauf der Karte bei Manor und MediaMarkt hätten wir bis 2 Prozent Gebühren gespart.

Bitcoin statt Goldvreneli – wie funktioniert das?

Cryptonow funktioniert wie versprochen einfach und unkompliziert. Die Idee der Geschenkkarte ist wirklich originell – und ein guter Einstieg in die Welt der Kryptowährungen.

Die ganze Vereinfachung hat auch seinen Preis, man zahlt doch einiges an Gebühren. Allerdings sind 1,5 bis 2 Prozent auch bei professionellen Börsen üblich. In unserem Fall sind von den 500 am Kiosk bezahlten Franken noch 455 in Bitcoin auf dem Konto gelandet. Immerhin: Nach ein paar Stunden waren es dann schon 465 Franken.

Und hätte man vor einem Jahr an Weihnachten bereits eine solche Karte geschenkt bekommen, so hätte sich der Wert bereits mehr als verdoppelt. Solche Kursschwankungen sind bei Kryptowährungen durchaus üblich und Chance und Risiko zugleich.