Braun macht wieder soundgewaltiges Audio

Lange gabs keine Lautsprecher mehr von der deutschen Marke Braun. Nun kommt ein neues Multiroom-System. Das tönt unglaublich gut, ist aber auch nicht ganz günstig.

TextLorenz Keller

Pros

  • Hochwertige Verarbeitung
  • Toller Sound, vor allem bei der grossen Box
  • Elegantes Retro-Design
  • Alle modernen Verbindungs-Möglichkeiten
  • Knöpfe für direkte Bedienung

Cons

  • Hoher Preis
  • Kleiner Lautsprecher zu wenig speziell

Braun kennt man bei uns primär als Hersteller von Rasierern. Doch die 1921 gegründete Firma aus Kronberg im Taunus (Deutschland) galt lange Zeit auch als gute Adresse für Audiofans, die auch Wert auf Design legen. 1991 war Schluss mit eleganten Radios und guten, aber teuren HiFi-Anlagen. 30 Jahre später gibts einen neuen Anlauf. Braun macht wieder soundgewaltiges Audio.

Allerdings: Mit der ursprünglichen Firma ist nur noch der Name gemeinsam (und die Grundidee). Während Rasierer-Hersteller Braun inzwischen zum Procter-&-Gamble-Konzern gehört, nutzt der englische Audio-Spezialist Pure den Markennamen Braun für die neue Audio-Linie.

Wie ein Möbelstück, nicht wie ein Gadget

Das hat auch Vorteile. Denn die klassischen Braun-Werte wie Design und Soundqualität werden mit den modernen Ansätzen von Pure kombiniert. Die englische Firma gibts ja erst seit 1999, und sie hat sich auf DAB- und Internetradios spezialisiert.

Braun ist mit drei Lautsprechern gestartet, die alle miteinander zu einem Multiroom-System kombiniert werden können. Es geht also nicht mehr um Stereoanlagen und klassisches Audio, sondern um Streaming und Vernetzung.

Trotzdem erinnern die Modelle LE01, LE02 und LE03 an die guten alten Zeiten. So ist der grosse LE01 mit seinen Metallfüssen dem Braun LE 1 Lautsprecher von 1959 nachempfunden. Mit dem weissen Gehäuse, der schwarzen Abdeckung und der rechteckigen Form wirken die Geräte klassisch und zeitlos edel. Eher wie Möbelstücke im Bauhaus-Stil denn wie Gadgets. Es gibt jeweils noch eine Version ganz in Schwarz, die ab er deutlich langweiliger ist.

Schön, dass auch beim neuen Anlauf optisch ein anderer Weg gegangen wird als bei der Konkurrenz, die von Apple über Sonos bis zu Bose oder Bang und Olufsen reicht.

Von Airplay bis Sprachsteuerung

Zentral ist, dass Braun ebenfalls ein Multiroom-System auf den Markt bringt. Was das genau ist und wie das funktioniert, kann man hier im Detail nachlesen. Die Braun-Lautsprecher unterstützen dabei alle üblichen Systeme: Apple Airplay und Chromecast. Dazu kann man sie mit dem Google Assistant steuern. Ganz unkompliziert lassen sich die Lautsprecher so auch mit anderen Herstellern koppeln.

Zudem liefert Braun auch eine eigene App, mit der man etwa den Sound noch besser auf die Räume und die Platzierung abstimmen und zudem die Feinheiten von Bass und Höhen regulieren kann.

Vorbildlich auch, dass Braun nicht ganz auf Knöpfe verzichtet. Man kann also etwa die Lautstärke nicht nur übers Smartphone steuern, sondern auch jeweils an der Box. Auch eine direkte Bluetooth-Koppelung mit einem Abspielgerät ist so möglich. Und mit einem Fingerdruck schaltet man das Mikrofon aus. Es gibt also einen physischen Schalter für die Privatsphäre, sodass kein Assistent mehr mithören kann.

Wir haben den LE01 und den LE03 für den Test zur Verfügung gestellt bekommen – also den grössten und den kleinsten der drei Lautsprecher.

Der grosse Speaker ist eine Wucht, der kleine weniger

Der kleine LE03 kostet mit 449 Franken so viel wie ein Homepod von Apple. Zwar überzeugt er mit kompaktem Format etwa als Küchenradio, im Bad oder auf dem Schreibtisch. Der Sound ist sehr klar, aber wenig wuchtig. Für grössere Räume reicht das nicht. Da gibt es im ähnlichen Preisbereich bessere Alternativen.

Der LE03 macht also allein nicht so viel Sinn, sondern primär im System mit anderen Lautsprechern. Auch wenn man zwei LE03 zu einem Stereosystem kombinieren könnte – sogar an clevere Ständer montiert.

Den LE02 für 899 Franken haben wir nicht getestet, dafür den grossen und fast neun Kilogramm schweren LE01 für 1349 Franken. Auch den könnte man wieder als Stereopaar kombinieren oder an Metallständer hängen – und das gleich hoch oder quer, je nach Gusto.

Für Audioliebhaber mit entsprechendem Budget natürlich eine Verlockung, aber man muss gar nicht so viel Geld ausgeben. Denn schon ein LE01 ist eine Wucht. Ein voluminöser Klang mit viel Bass, so etwas ist man sich im Streaming-Bereich nicht gewohnt.

Der Sound ist wirklich erstklassig, und es lohnt sich hier auf jeden Fall, bei einem Dienst nach Wahl ein Abo abzuschliessen, das auch entsprechende Sounddateien mit allen Details liefert. Für normale Streaming-Kost ist das fast zu schade.

Laut, intensiv, eindringlich und doch klar und ohne Verluste: Der LE01 überzeugt beim Klang rundum und erinnert an Edelspeaker der teuren HiFi-Anlagen.

Braun macht wieder soundgewaltiges Audio

Wer bereit ist, einiges an Geld auszugeben, bekommt mit dem Multiroom-System von Braun ein fast konkurrenzloses Angebot. Nämlich eine erstklassige Soundqualität, alle modernen Streaming-Features und ein zeitlos elegantes Design, das sich von der Masse abhebt.

Aber eben: Man bezahlt auch ziemlich viel Geld dafür. Für über tausend Franken kann man auch gleich die ganze Wohnung mit kleineren Sonos-Lautsprechern ausrüsten oder drei oder vier Homepods in verschiedenen Räumen verteilen.