Schweizer Start-up zeigt digitalen Sonnenschutz
Sun-a-wear kostet 79 Franken und ist ein knopfgrosser Sensor, den man zum Beispiel wie ein Armband trägt. Er misst die UV-Strahlung und warnt via App. Aufladen muss man ihn nicht. Wir haben die Innovation aus Zug getestet.
Pros
- Klein, leicht und kompakt
- Wasserfest und robust
- Kein Aufladen nötig, da solarbetrieben
- App mit vielen Infos zu UV und Sonne
- Drahtlose, automatische Datenübertragung
Cons
- Sensor am Arm mit Hängerpotential
- Regelmässige Verbindung mit Handy
- Läuft nur am Sonnenlicht
Im Sommer und gerade in den Ferien ist man die ganze Zeit an der Sonne. Dass das auch ungesund sein kann, weiss eigentlich jeder, darum schmieren wir uns ja auch mit Sonnencreme ein. Doch wann ist es eigentlich zu viel? Wann hat man genug UV-Strahlung abbekommen? Der Sun-a-wear-Sensor beantwortet diese Fragen: Ein Schweizer Start-up zeigt digitalen Sonnenschutz.
Schnelle Verbindung, kein Aufladen nötig
Schon die Schachtel des Sun-a-wear sieht ein wenig nach Smartwatch oder Sport-Tracker aus. Der Sensor selber ist klein und leicht, wie ein grosser Knopf, aber in Pillenform statt rund. Er wird mit einem schwarzen Textilarmband geliefert, kann mit einem Clip aber auch am Shirt getragen werden.
Das Wichtigste bei der Installation: Es braucht genügend Licht dafür. Denn die Innovation eines Zuger Start-ups funktioniert mit einer Solarzelle. Das hat den Vorteil, dass man nie daran denken muss, den Sensor aufzuladen. Und den Nachteil, dass er sich nach ein paar Minuten im Schatten ausschaltet.
Die Installation ist dann ganz einfach: Man lädt die App für Android oder iPhone herunter, startet sie auf, und schon wird Sun-a-wear gefunden und verbunden. Da der Sensor über Bluetooth Low Energy funktioniert, kann das auch mal 15 oder 20 Sekunden dauern, funktioniert aber zuverlässig.
Nun kann man den Namen des Benutzers eingeben und – noch wichtiger – mit zwei einfachen Fragen den Hauttyp bestimmen. Das ist wichtig, da dies wesentlich die kritischen Grenzen für die UV-Strahlung bestimmt. Das Gadget nutzt dafür die Fitzpatrick-Methode, um den Hauttyp in einer Skala von 1 bis 6 zu bestimmen.
Das kann man alles nachträglich noch anpassen. Und: Wer unsicher ist oder es genauer wissen will, findet über die App oder die Webseite des Herstellers eine umfassende Knowledge Base mit Informationen nicht nur zum Sensor, sondern auch zu den Themen UV, Sonnenschutz und zu Forschungsergebnissen in diesen Bereichen.
So bewährt sich der Sensor im Alltag
Schon kann es losgehen mit der Sonnenmessung. Im Sommer befestigt man den Sensor am besten mit dem Band am Handgelenk. Im Herbst oder Winter besser mit dem Clip aussen an der Kleidung. Wichtig ist, dass er so viel wie möglich direkt der Sonne ausgesetzt ist. Da das Gadget wasserdicht ist, kann man es auch am Strand oder Pool nutzen.
Ideal ist es, wenn man das Smartphone in der Nähe hat, so dass die Daten regelmässig übertragen werden können. Strom braucht das dank Bluetooth Low Energy kaum. Der Sensor selber hat zwar einen Zwischenspeicher, allerdings wird der geleert, wenn sich Sun-a-wear ausschaltet. Das ist etwa der Fall, wenn das Mini-Solarpanel ein paar Minuten nicht ausreichend Licht erhält.
Im Test sind so zum Start immer mal wieder Messungen verloren gegangen, da das Handy im Zimmer blieb und nicht an den Pool mitgenommen wurde. Und sich dann eben der Sensor bei der Rückkehr im abgedunkelten Zimmer ausgeschaltet hat.
Dass man nicht daran denken muss, Sun-a-wear nachzuladen, ist wirklich genial. Aber man muss sich dann halt darauf einstellen, regelmässig das Handy in die Nähe zu nehmen. Unterwegs, wenn man es sowieso immer dabeihat, ist das kein Problem. Eher bei Pool- oder Strandferien.
Eine zweite Schwäche hat sich im Alltag noch gezeigt: Der Sensor wird nur aufs Armband geschoben. Und blieb in der aktiven Freizeitgestaltung doch immer mal wieder irgendwo hängen und fiel dann ab. Ganz ideal ist das noch nicht gelöst, wenn man nicht nur faul am Strand herumliegt.
Was Sun-a-wear genau misst
Die Daten werden in der übersichtlichen App ausgewertet – mit vielen Details. Auf der Startseite sieht man auf einen Blick, wie viel Prozent der täglichen Maximal-Dosis an Ultraviolettstrahlung man bereits erreicht hat. Wer die Benachrichtigungen einstellt, sieht dies auch direkt in der Übersicht des Handys – und bekommt automatisch Warnungen und Erinnerungen daran, Sonnencreme aufzutragen.
Der Sensor misst an der Sonne alle fünf Sekunden, im Schatten alle 20 Sekunden, und die App rechnet das alles hoch. Natürlich erhält man so keine hochpräzise, minutengenaue Messung. Aber eben einen guten Eindruck, wie sehr man Sonne und UV-Strahlung wirklich ausgesetzt ist.
Gerade bei anfälliger Haut oder Problemen wie Kopfschmerzen kann das helfen – zusammen mit den restlichen Infos in der App. Man sieht etwa, in wie vielen Stunden schätzungsweise die Dosis erreicht ist. Und auch eine Prognose, wann im Tagesverlauf am aktuellen Standort die UV-Strahlung wie hoch ist und was für Schutzmassnahmen von Sonnencreme bis Schatten empfehlenswert sind.
Hier sieht man dann auch, dass man etwa am Mittag und frühen Nachmittag in 1,5 Stunden die Maximal-Dosis erreichen würde. Und wenn man erst um 16 Uhr an die Sonne geht, dann gleich doppelt so viel Zeit zur Verfügung hat.
In der Wochenübersicht sieht man dann, wie oft man die Grenze überschritten hat, wie hoch durchschnittlich die tägliche Dosis UV-Strahlung war – und wie stark im Vergleich zum Durchschnitt die Haut damit gealtert ist.
Es wird zudem angezeigt, ob die Haut in der Sonnenzeit Vitamin D produzieren konnte. Im Sommer dürfte man das problemlos immer erreichen, da ist eher zu viel Sonne das Problem. Der Sensor kann aber natürlich auch im Herbst und Winter genutzt werden.
Dann eher zur Messung, ob man genug an der frischen Luft und am Tageslicht war.
Schweizer Start-up zeigt digitalen Sonnenschutz
Mit 79 Franken ist der UV-Sensor nicht ganz günstig. Erhältlich ist er direkt über die Webseite des Start-ups aus Zug oder dann auch bei Online-Händler Digitec. Natürlich ist das kein Schnäppchenpreis, was aber bei einem auf ETH-Technik basierenden Gadget einer Schweizer Firma nicht überrascht, die ja auch noch nicht Zehntausende Sensoren in Grossproduktion auf den Markt werfen kann.
Und im Test zeigt es sich dann auch, dass schlussendlich nicht die minutengenaue Messung entscheidend ist. Sondern dass man mit dem Sensor ganz automatisch einen bewussteren Zugang zum Thema findet. Wann gehe ich in die Sonne, wie schütze ich mich – und wie kann ich Sommer und Sonne verantwortungsbewusst geniessen?
Dank der detaillierten Analyse in der App und dem vielen Hintergrundwissen schafft man so den Spagat. Genug Sonne jeden Tag, damit die Haut Vitamin D produziert. Aber nicht zu viel UV-Strahlung für einen Sonnenbrand oder gar für eine langfristige Schädigung.
Zwei Fragen beantworten wir hier noch zum Schluss: Es gibt keine Integration mit den Gesundheitsapps von Google oder Apple. Und der Sensor ist grundsätzlich auch für Kinder geeignet. Es können pro Smartphone auch gleich mehrere Sensoren gekoppelt werden – oder man nutzt einfach einen für den Nachwuchs mit dem eigenen Smartphone.
Gerade bei kleineren Kindern ist man ja sowieso dann oft in der Nähe, um die Daten zu übertragen. Allerdings: Ob der Sensor wirklich genug robust ist gerade für kleinere Kinder, das ist nach dem Test unklar. Zudem ist das Armband doch recht dick für Kinderhände, auch wenn man da sicher eine Alternative findet.
Eventuell ist die Lösung ja auch, dass man selber den Sensor trägt, wenn man sowieso eine ähnliche Zeit an der Sonne verbringt wieder Nachwuchs.