Putzt der Roboter besser Fenster als der Mensch?

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Ein Roboter, der die Fenster putzt. Aber wie schlägt sich der Hobot 2S im Vergleich zu einem Fenstersauger oder dem gewöhnlichen Mikrofasertuch? Wir machen den Test.

Das Wichtigste beim Fensterputzen: Es soll streifenfrei sauber werden und vor allem schnell gehen. Denn wer nicht gerade im Gefängnis sitzt, hat ja meist mehr als ein Fenster vor sich. Im Handel gibt es unzählige Gadgets, die einem die Arbeit erleichtern sollen. Eines davon ist der Hobot 2S. Putzt der Roboter besser Fenster als der Mensch?

Der Roboter Hobot 2S kommt hier gleich im nächsten Absatz, mit diesen zwei Links springst du direkt zu Kärcher und Lappen.

Roboter ist angeseilt wie ein Bergsteiger

Der Fensterputzroboter ist kaum grösser als ein aufgeschlagenes Taschenbuch. In seiner glänzend weissen Schale macht er einen sauberen Eindruck. Im Kern scheint er jedoch ein ziemliches Sensibelchen zu sein.

So steht in der Bedienungsanleitung etwa: «Berühren Sie unter keinen Umständen die Ultraschalldüsen, da diese sehr zerbrechlich sind.» Zudem ist der Hobot nicht wasserdicht. Man soll ihn weder an feuchten noch an regnerischen Tagen verwenden. Zumindest nicht aussen an Fenstern. Dann also bei Sonnenschein!

Obwohl der Hobot die ganze Zeit am Stromkabel hängt, muss man vor Beginn den Notfall-Akku laden. Dieser sorgt dafür, dass der Roboter bei einem Stromunterbruch nicht gleich von der Scheibe fällt. Ein Seil mit Karabiner gibt zusätzlich Sicherheit – fürs Gerät und für alle, die am Haus vorbeispazieren, während der Hobot die Aussenfenster putzt.  

Sicher an der Scheibe – aber ziemlich laut

Nach rund zwei Stunden leuchtet das Akku-Lämpchen grün und der Roboter darf an die Scheibe. Vorher noch schnell die Wassertanks mit «ausschliesslich destilliertem» Wasser füllen (wir erinnern uns: sehr sensible Düsen) und eines der drei mitgelieferten Mikrofaser-Pads an die Unterseite kletten. Dann einschalten, ranhalten und loslassen.

Das braucht beim ersten Mal etwas Überwindung, aber man merkt schnell, wie gut der Hobot an der Scheibe haftet. Nur die Lautstärke irritiert: Was für ein Gebläse! Nebenbei TV schauen oder telefonieren liegt nicht drin. Aber man könnte Staub saugen. Eine Lärm-Battle zwischen den beiden Geräten würde vermutlich unentschieden ausgehen. 

Dass der Hobot die ganze Zeit am Stromkabel hängt, hat den Vorteil, dass man nicht auf die Akkulaufzeit schauen muss. Bei rund sechs Metern Kabellänge findet sich jeweils auch gut eine passende Steckdose. Entsprechend gross ist aber auch der Kabelsalat, den man da von Fenster zu Fenster oder Raum zu Raum trägt. Achtung Stolpergefahr!

Der Putzroboter macht wirklich sauber

Die wichtigste Frage: Wie schnell und sauber arbeitet er? Bemerkenswert ist, dass er trotz direkter Sonneneinstrahlung auf den ersten Blick kaum Streifen oder Schlieren hinterlässt. Er spritzt jeweils nur einen Hauch Wasser auf die Scheibe und trocknet diesen gleich wieder weg.

Damit kriegt er Pollen- oder Saharastaub gut entfernt. Mühe hat er bei stärker verklebten Stellen. Beim genaueren Hinsehen findet man auch noch feine Kalktropfen vom Regen. Und wenn das Licht am nächsten Tag aus anderer Richtung durchs Fenster scheint, kommt doch noch die eine oder andere Schmiererei zum Vorschein.

Für diese solide Leistung braucht der Hobot auch ordentlich Zeit. Für eine einzelne Scheibe im Standardmass hat er etwas über vier Minuten. An einem Doppelfenster (innen, aussen, links und rechts) ist er also eine gute Viertelstunde beschäftig. Im Vergleich zu anderen Putzmethoden ist das eine kleine Ewigkeit. Dass er aber mehr oder weniger autonom arbeitet und man die Zeit anderweitig nutzen kann, relativiert die Dauer. 

Das Hauptproblem beim Hobot 2S ist wohl, dass er nicht für kleine Fenster geeignet ist. Dort treffen die seitlich abgegebenen Wasserstösse eher den Rahmen als die Scheibe. Mit deutlich über 600 Franken ist er auch nicht unbedingt was für den kleinen Geldbeutel.  

Trotzdem schliesst man den Roboter irgendwie ins Herz. Es ist nett, zu sehen, wie er sich abmüht, im Zickzack über die Scheibe fährt, sämtliche Anweisungen brav befolgt und immer artig Bescheid gibt, wenn er mit einem Fenster fertig ist. 

Unser Testgerät haben wir von Brack.ch erhalten, dort kostet der HB2S rund 670 Franken.

Pros

  • Arbeitet alleine
  • Putzt fast streifenfrei
  • Ideal für grosse oder hohe Fenster
  • Putzt auch bei Sonnenschein

Cons

  • Ungeeignet für kleine Fenster
  • Teuer
  • Laut, kompliziert und empfindlich

Mit dem Kärcher die Fenster saugen

Sprechen kann der Fenstersauger Kärcher WV 5 Plus nicht. Dafür muss man vor Gebrauch aber auch keine Bedienungsanleitung studieren. Wenige Piktogramme sind Anweisung genug. Sobald der Akku geladen ist (nach rund 3.5 h), kann man loslegen.

Praktisch bei diesem Gerät ist die mitgelieferte Sprühflasche mit aufgesetztem Wischer. Man kann also mit nur einer Hand sprühen und wischen und wird dabei nicht einmal nass. Genauso einfach funktioniert das Nachsaugen mit dem Kärcher.

Schmierereien gibt es zwar nicht, aber der Fenstersauger hinterlässt immer mal wieder Streifen. Besonders dann, wenn man eine Stelle doppelt absaugt. Je nach Fensterbreite lässt sich das aber kaum vermeiden. Wenn man die entsprechenden Stellen gleich mit einem sauberen Tuch nachpoliert, ist das Ergebnis praktisch streifenfrei.

Die Akkulaufzeit ist mit etwas über einer halben Stunde stark begrenzt. Aber man kommt auch schnell voran. Für ein Doppelfenster im Standardmass braucht man rund fünf Minuten. Mit dem Hobot dauert es etwa dreimal so lang.

Mit rund 90 Franken bei Brack.ch ist der Kärcher WV 5 Plus deutlich günstiger als der Roboter und auch der Lärmpegel ist um einiges tiefer. Es gibt übrigens im Handel ganz unterschiedliche Modelle des Herstellers – im Preisbereich von 60 bis über 200 Franken. Die Ausstattung unterscheidet sich und das Modelljahr, das Funktionsprinzip ist immer dasselbe.

Pros

  • Das Schmutzwasser bleibt im Sauger
  • Kaum Wassertropfen auf Boden oder Sims
  • Leise
  • Günstiger Preis

Cons

  • Begrenzte Akkulaufzeit
  • Nicht streifenfrei

So putzt man effizient von Hand

Die preiswerteste Variante beim Fensterputzen ist sicher die von Hand. Dazu braucht es lediglich genügend saubere Tücher und warmes Wasser. Mikrofaser- oder Baumwolltücher eignen sich besonders gut.

Bei sehr dreckigen Fenstern kann man dem Wasser auch noch ein paar Tropfen Spülmittel beigeben. Die Fenster sollte man an bewölkten Tagen putzen oder dann, wenn sie noch im Schatten liegen.

Ansonsten trocknet das aufgetragene Wasser zu schnell ein und es entstehen Flecken und Schlieren. Wer trotz Sonnenschein Fenster putzen will, sollte auf eisiges Wasser setzen. Dieses trocknet weniger schnell und man hat mehr Zeit zum Nachtrocknen. 

Die Scheibe also erst mit einem Lappen oder Schwamm vom gröbsten Dreck befreien und dann nochmals mit klarem Wasser einsprühen und sauber wischen. Wichtig ist, dass man schnell und gründlich nachtrocknet bzw. nachpoliert.

Darum nicht mit zu viel Wasser arbeiten und vor allem immer wieder saubere Tücher nehmen. Mit dieser Variante ist man fast so schnell wie mit dem Fenstersauger von Kärcher. Schwierig ist es hier vor allem bei grossen Fenstern, wo man mit dem Nachtrocknen kaum hinterherkommt. Wenn dann noch die Sonne reinscheint, ist das Geschmier vorprogrammiert und das Fensterputzen wird zur Nervenprüfung.   

Pros

  • Günstig
  • Leise
  • Umweltfreundlich

Cons

  • Nicht bei Sonne
  • Schwierig bei grossen Fenstern
  • Mühsam und langweilig

Die wichtigsten Tipps fürs Fenster reinigen von Hand

  • Fenster und -rahmen zuerst von grobem Schmutz befreien 
  • Warmes Wasser benutzen ev. mit wenig Spülmittel (ohne Balsam) 
  • Bei Sonnenschein möglichst eisiges Wasser nehmen 
  • Erst nach dem gröbsten Pollenflug damit anfangen
  • Ausreichend saubere Mikrofaser- oder Baumwolltücher bereitlegen 
  • Putztücher nie mit Weichspüler waschen
  • Achtung bei Essig, die Säure kann die Dichtungen oder das Glas angreifen

Putzt der Roboter besser Fenster als der Mensch?

Ganz ohne Handarbeit geht es leider auch mit neuester Technologie nicht. Egal ob mit Fensterroboter oder Fenstersauger – man muss stellenweise nachputzen oder nachpolieren.

Gerade bei sonnigem Wetter oder besonders grossen Fenstern können die beiden Geräte aber durchaus eine Hilfe sein. Die Fenster sind schnell wieder trocken und es entstehen kaum neue Schlieren. Punkto Preis-Leistung schneidet der Kärcher besser ab als der Hobot. Dafür macht es mit dem Roboter aber viel mehr Spass!

Und wer sich vom Roboter auch beim Staubsauger helfen lassen will, der kann sich zum Beispiel diesen Artikel hier zum Roomba i3 durchlesen.