Wie gut ist das nachhaltige Phone aus Deutschland?
Das Rephone hat einige Besonderheiten: Es wurde nicht nur in Deutschland entwickelt, sondern wird auch dort gebaut. Plus: Das Smartphone soll umweltschonend sein. Was bedeutet das im Alltag?
Für einmal sind die technischen Features vorerst einmal Nebensache. Denn das Rephone setzt primär auf andere Qualitäten. Das Ziel: ein umweltschonendes Smartphone, das man trotzdem bezahlen kann. Doch wie gut ist das nachhaltige Phone aus Deutschland?
Ökostrom und lokale Produktion in Europa
Dass Smartphones nicht aus China oder Asien kommen, ist heute eine Seltenheit. Beim Rephone ist das anders. Es wird nicht nur in Köln entwickelt, sondern auch gleich im deutschen Bocholt an der Grenze zu den Niederlanden hergestellt.
Das Ziel ist eine möglichst nachhaltige Produktion: So wird in der Fabrik 100 Prozent Ökostrom eingesetzt. Und natürlich werden die Transportwege minimiert. Die abnehmbare Rückseite des Smartphones stammt aus recycliertem Plastik und wird bei Sysplast in Nürnberg hergestellt.
Die spezielle Grasverpackung stammt aus Schleswig-Holstein und wird erst beim Verpacken der Phones gefaltet, damit beim Transport der leeren Verpackungen weniger Energie benötigt wird. Die Verpackung ist übrigens ebenfalls recycelbar und sogar kompostierbar.
Der gesamte CO2-Ausstoss in der Herstellung wird kompensiert, sodass der Hersteller mit einem CO2-neutralen Smartphone werben kann. Damit möglichst alles nachverfolgt werden kann, werden alle diese Schritte und Abläufe zertifiziert.
Übrigens: Auch Schweizer Know-how ist in die Konzeption eingeflossen. Und zwar von der Recommerce. Die Firma aus Steinhausen bei Zug ist spezialisiert auf Recycling und Reparatur von elektronischen Geräten.
Nachhaltig, weil stabil und reparierbar
Zum Konzept gehört auch, dass das Smartphone eine möglichst lange Lebensdauer haben soll. Darum sind die Bauteile nicht verklebt wie bei vielen Smartphones, sondern verschraubt. So kann man das Gerät einfach reparieren. Der Hersteller verspricht auch kundenfreundliche Preise, sodass sich eine Reparatur eben auch lohnt.
Ein häufiger Grund dafür, ein neues Handy zu kaufen, ist der Akku. Weil der nicht mehr lange hält, wird gleich das gesamte Smartphone ausgetauscht. Beim Rephone kann man gleich selber den Akku tauschen. Die Rückseite ist abnehmbar, und die 4500 mAh grosse Batterie kann ganz einfach gewechselt werden. Der Ersatzakku kostet nur rund 30 Franken.
Die Grenzen der Nachhaltigkeit
Aber was auch ganz klar ist, auch Rephone ist auf Zulieferer in Asien angewiesen. Und auf Komponenten mit verbauten Rohstoffen, bei denen man die genaue Herkunft und die Abbaumethoden nicht kennt.
Rephone ist hier auch transparent und führt auf der Webseite einfach auf, was möglich ist und was nicht. Und sieht das Konzept durchaus auch als Inspiration für die Zukunft.
Der deutsche Hersteller schlägt auch einen etwas anderen Weg ein als das bekannte Fairphone. Das wird in Asien produziert zu möglichst fairen Bedingungen. Und es wird eher bei den Rohstoffen angesetzt. Beim Rephone steht Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Zentrum, unter anderem eben durch die lokale Produktion.
Die Geräte werden dann übrigens auch zurückgenommen und recycliert, wenn man sie wirklich nicht mehr nutzen kann.
Günstiger Preis, mittelmässige Features
Das Rephone ist mit 399 Franken sehr erschwinglich. Das ist sicher eine gute Nachricht: Man muss nicht extrem viel Geld ausgeben, um ein solches Konzept zu unterstützen. Das Rephone ist damit auch günstiger als das Fairphone.
Was bekommt man nun dafür? Der Screen misst 6,3 Zoll. Er ist hoch aufgelöst und genug hell, aber hat schon sehr dicke Ränder rundherum. Als Prozessor kommt der Mediatek Helio G85 mit 6 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Er bringt zwar anständig Leistung, wurde aber bereits 2020 vorgestellt. Und 5G wird nicht unterstützt.
28 GB Speicher sind inklusive, dieser kann mit bis zu 512 GB erweitert werden. Neben der Speicherkarte finden auch noch zwei SIM-Karten im Slot Platz.
Die Kamera besteht aus einer 64 Megapixel grossen Hauptkamera und einem Weitwinkel-Sensor mit 8 Megapixeln. Die Frontkamera löst mit 16 Megapixeln aus.
Der 4500 mAh grosse Akku wird mit 18 Watt über USB-C mit Strom versorgt. Aussergewöhnlich in der Preisklasse ist, dass man auch drahtlos laden kann. Das Rephone hat einen Kopfhörer-Anschluss und einen Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite. Der ist recht tief eingelassen, funktioniert aber sonst präzis und schnell.
So wirkt das Rephone im Alltag
Das Smartphone ist schon nicht wirklich schick. Mit über 10 Millimeter recht dick, die Recyling-Rückseite fühlt sich schon sehr nach Plastik an. Aber das Design steht natürlich bei so einem Gerät auch an letzter Stelle.
Dafür wirkt alles sehr robust und stabil. Es ist sicher ein Handy, das man ohne Hülle nutzen kann und das nicht so schnell kaputtgeht. Schade natürlich, dass ein Schutz gegen Wasser fehlt. Halt auch, weil die Bauteile nicht verklebt und damit geschützt werden.
Dank purem Android läuft alles flüssig und ist schön übersichtlich und einfach zu bedienen. Die Akkulaufzeit geht in Ordnung, man sollte sehr gut durch den Tag kommen, auch wenn man das Gerät intensiv nutzt.
Die Hauptkamera schiesst schöne Fotos, auch bei mittelmässigem Licht. Allerdings braucht sie oft eine Gedenksekunde, um den richtigen Fokus zu finden. Ab und zu muss man auch mit dem Finger aufs Sujet klicken und damit die manuelle Fokussierung auslösen. Das lohnt sich, weil dann die Fotos richtig gut werden.
Weniger überzeugend sind die zwei anderen Sensoren: Beim Weitwinkel sind die Farben ganz anders und die Qualität massiv schlechter. Und auch die Selfiecam hat mit Farben und schwierigen Lichtverhältnissen deutlich mehr Mühe. Für ein 400-Franken-Phone insgesamt gerade noch okay.
Enttäuschungen bei den Updates
Nicht ganz zum Konzept passt, dass User sehr lange auf Updates warten müssen. Der Server dafür steht zwar in Deutschland, was wegen Datenschutz wichtig sein kann. Aber dass erst ab Juli 2022 die Geräte mit Android 12 ausgeliefert wurden, das ist schon sehr spät. Android 13 steht ja schon in den Startlöchern. Ob das aufs Rephone kommt, ist unklar.
Auch bei den Sicherheitsupdates ist das Rephone langsam. So ist man im September erst beim Google-Sicherheitsupdate vom Januar. Und man muss dann mühsam Schritt für Schritt jeden Monat nachinstallieren, das ist sehr mühsam und dauert Stunden.
Immerhin verspricht der Hersteller drei Jahre Sicherheitsupdates. Das ist entscheidend dafür, ob man das Gerät wirklich über längere Zeit nutzen kann.
Wie gut ist das nachhaltige Phone aus Deutschland?
Das Rephone ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und eine der wenigen Optionen für alle, die nicht einfach irgendein Smartphone nutzen wollen, sondern sich Gedanken um die Nachhaltigkeit machen.
Als Alternative gibts einzig das Fairphone 4 und das Shift6mq. Beide bieten technisch mehr, sind aber auch deutlich teurer. Und jeder Hersteller hat einen anderen Fokus darauf, wo er den Hebel ansetzt.
Das Rephone ist zwar ein «grünes» oder «alternatives» Handy, lässt sich aber im Alltag problemlos nutzen. Man muss keine Abstriche machen, ausser bei der Kameraqualität. Aber das ist auch bei anderen Geräten der Einsteigerklasse so.
Klar, für 399 Franken bekommt man bessere Geräte. Man zahlt für die nachhaltigen Bemühungen sicher einen Aufpreis von 150 Franken. Aber das ist durchaus verkraftbar, wenn man einfach einen unkomplizierten Begleiter für den Alltag sucht und keine grossen Ansprüche bei Design und Kameraqualität hat.