Xiaomi ist Samsung und iPhone auf den Fersen

Das Xiaomi 12 Pro ist ein Flaggschiff, das die Konkurrenz preislich unterbietet. Der Test zeigt: Gewisse Abstriche muss man zwar machen, insgesamt stimmt aber das Verhältnis von Preis und Leistung.

TextLorenz Keller

Pros

  • Schlankes, elegantes Design
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Alle wichtigen Features
  • Recht günstiger Preis

Cons

  • Viele vorinstallierte Apps
  • Kameras brauchen noch Feinschliff

Die Mittelklasse hat Xiaomi schon richtig aufgemischt. Auch darum hat der Hersteller in Europa letztes Jahr die Verkäufe verdoppelt und liegt mit 20 Prozent Marktanteil dicht hinter Apple (26 Prozent) und Samsung (32 Prozent). Nun sollen auch die Hochpreis-Märkte wie die Schweiz erobert werden: Xiaomi ist Samsung und iPhone auf den Fersen.

Das Super-Flaggschiff zum Sparpreis

1200 Franken kostet das Xiaomi 12 Pro mit 12 GB Arbeitsspeicher und 256 GB Speicher. Das ist natürlich viel Geld, aber andere Flaggschiffe sind noch teurer. Das iPhone 13 Pro Max kostet mit gleich viel Speicher 1350 Franken. Beim Samsung Galaxy S22 Ultra sind es 1320 Franken. Xiaomi unterbietet die Konkurrenz also beim Preis ganz klar.

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Was auch sofort auffällt: Das Gerät ist leichter als die der Konkurrenz und wirkt insgesamt schlanker und kompakter. Das liegt auch daran, dass Xiaomi kein kantiges Design gewählt hat, sondern den Screen über die Seiten zieht. Dadurch wirkt das Phone weniger wuchtig – rutscht aber auch etwas leichter aus der Hand.

Immerhin ist die Glasrückseite ganz leicht texturiert. Unser Testgerät in Mattschwarz ist zwar etwas langweilig, im Alltag ist das Material aber ein grosser Gewinn. Man sieht nämlich gar keine Fingerabdrücke. Wer also keine Hülle benutzen will – das Xiaomi 12 ist dafür ideal.

Apropos Hülle: Gespart hat der Hersteller auf jeden Fall nicht beim Zubehör. Ein durchsichtiges Case liegt genauso bei wie der passende Charger. Bei der Konkurrenz würde man dafür schnell nochmals 50 bis 100 Franken ausgeben.

Krass, wie schnell das Xiaomi 12 Pro lädt

Und der Charger ist in diesem Fall speziell wichtig und wertvoll. Denn das neue Phone kann mit 120 Watt laden! Der 4600 mAh grosse Akku ist so, wenn er mal ganz leer ist, in rund 20 Minuten geladen. Fantastisch – da braucht man das drahtlose Laden eigentlich gar nicht mehr.

Aber auch das kann das Xiaomi im Rekordtempo, nämlich mit 50 Watt in einer Dreiviertelstunde. Es ist im Alltag ein Komfortgewinn, wenn man das Xiaomi 12 Pro im Laufe des Tages schnell einstecken und 10 Minuten laden kann. Und dann eben wirklich deutlich Strom getankt hat.

Beim Thema Fast Charging hängt das Xiaomi fast alle Konkurrenten ab, bei der Akkulaufzeit nicht unbedingt. Der Akku ist nicht riesig, der 6,7-Zoll-Screen wegen seiner Qualität halt anspruchsvoll. Die Batterie hält zwar einen normalen Arbeitstag, Vielnutzer werden aber sicher gerne aufs schnelle Laden zurückgreifen. Sowohl Samsung wie Apple bieten hier in diesem Bereich mehr.

Highlights bei Screen und Sound – und ein Fail

Zum positiven und hochwertigen Eindruck trägt auch der Amoled-Screen bei. Er bietet alles, was Spass macht und praktisch ist. Eine sehr hohe Auflösung, schöne Farben, 120 Hertz Bildwiederholfrequenz – zudem ist er überdurchschnittlich hell, so dass man die Qualitäten auch bei Sonnenlicht geniessen kann.

Videos etwa sehen nicht nur sehr gut aus auf dem Xiaomi 12 Pro, nein, der Ton ist auch noch richtig gut. Gleich vier Lautsprecher sind ins Gehäuse integriert, und die Tonqualität wurde zusammen mit Soundspezialist Harman Kardon optimiert. Und das hört man. Kaum ein Smartphone tönt besser.

Das alles sind Flaggschiff-Qualitäten. Da erstaunt es, dass Xiaomi bei einem Detail patzt: Es gibt offiziell nämlich keine Zertifizierung für Wasser- und Staubschutz. Die Konkurrenz kann hier iP68 vorweisen. Sprich: Die Phones können dauerhaft in Süsswasser getaucht werden, ohne Schaden zu nehmen. Man kann also etwa auch mal eine Unterwasseraufnahme machen.

Beim Xiaomi 12 Pro gibts nichts dergleichen. Eine Zertifizierung wurde eingespart, obwohl man natürlich schon damit rechnen kann, dass das 12 Pro trotzdem wasserfest ist. Darauf deuten auch die Gummierungen bei den Öffnungen hin. In dieser Klasse ist das einfach am falschen Ort gespart.

Schneller Prozessor, mittelschneller Fingerabdruck-Scanner

Bei der Power lässt sich Xiaomi nicht lumpen. Man findet den Snapdragon 8 Gen 1 eingebaut. Das ist der stärkste verfügbare Android-Prozessor, der etwa auch im Oppo Find X5 Pro zum Einsatz kommt.

An die Leistung der Apple-Prozessoren kommt der zwar nicht heran, aber diese Wahl hat man ja in der Android-Welt gar nicht. Samsung hat hier den Nachteil, dass in Europa primär Geräte mit dem eigenen Exynos-Prozessor verkauft werden – und der bei den Nerds keinen so guten Ruf geniesst.

Jedenfalls läuft das Xiaomi 12 Pro unglaublich schnell, auch grafiklastige Games sind kein Problem. Die in ersten Tests berichtete Wärmeprobleme sind bei uns nicht aufgetaucht, eventuell hat der chinesische Hersteller hier auch bereits in einem der Updates nachgebessert.

Auch sonst ist die Ausstattung so, wie man das zu diesem Preis erwartet. 5G wird von beiden SIM-Karten unterstützt. Und das Gerät unterstützt den WiFi 6 Standard. Leider ebenfalls üblich ist, dass der Speicher nicht erweiterbar ist. 256 GB reichen aber natürlich sehr weit.

Der Fingerabdruck-Scanner liegt unter dem Bildschirm. Leider ist der etwas träge in der Reaktion. Zwar funktioniert er zuverlässig, aber man muss halt eine Sekunde länger warten als bei anderen Modellen.

Kann die Kamera vorne mithalten?

Auf dem Papier hat die Neuheit ein sehr vielversprechendes Kamerasystem: Erstmals baut ein Hersteller gleich drei hochwertige 50-Megapixel-Sensoren ein – für Hauptkamera, Weitwinkel und Zoom.

In unserem Fotovergleich landete das Xiaomi trotzdem hinter der Flaggschiff-Konkurrenz (hier kann man das nachlesen). Zuerst einmal muss man sagen, dass das natürlich eine Kritik auf höchstem Niveau ist. Auch das viertbeste Fotohandy schiesst immer noch ausgezeichnete Fotos.

Zudem sind viele Dinge auch Geschmacksache. Das Xiaomi 12 Pro tendiert dazu, viel mit der Software nachzuschärfen. Im besten Fall entstehen so Bilder mit poppigen Farben, die sehr nach Lifestyle aussehen. Manchmal greift die Bearbeitung auch daneben, und dann wird zu viel korrigiert.

Zudem ist der zweifache optische Zoom trotz 50 Megapixeln nicht gewaltig. Und auch die Weitwinkelkamera kann nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Im Nachtmodus merkt man dann die etwas geringere Lichtstärke des Objektivs.

So macht das Xiaomi 12 Pro insgesamt sehr gute Bilder und Videos, die durchaus eines Flaggschiffs würdig sind. Es kann sich aber lohnen, ab und zu zwei Mal abzudrücken. Etwa einmal mit automatischer AI-Korrektur und einmal ohne. Und die Konkurrenz ist in vielen Bereichen nicht nur etwas teurer, sondern bei der Kameraqualität auch etwas besser.

Xiaomi ist Samsung und iPhone auf den Fersen

Im Alltag überzeugt das Xiaomi 12 Pro als handliches Power-Paket, das in allen Bereichen sehr gute Leistungen liefert. Ausgezeichnet sind die Verarbeitung, der Screen und das schnelle Laden.

Abstriche muss man primär bei Details machen, die zwar schade sind, aber eigentlich nicht gross stören. Das neue Gerät ist günstiger als die Konkurrenz, kann aber im Bereich Foto auch nicht ganz mit den zwei oder drei besten Kamerasystemen mithalten. Eventuell gibts ja auch noch ein Update, das die drei 50-Megapixel-Sensoren noch etwas feiner abstimmt.

Insgesamt ist aber das Xiaomi 12 Pro sein Geld wert und eine valable Alternative in der Oberklasse, wo es sich ja gerade Apple und Samsung sehr gemütlich gemacht haben.

Übrigens: Wer nicht so viel Geld für ein Xiaomi ausgeben will, kann sich das mit 250 Franken viel günstigere und trotzdem erstaunlich gute Xiaomi Redmi Note 11 anschauen.