Das hat uns Apple an der Keynote verschwiegen
Apple ist jeweils gut darin, an den grossen Keynotes sehr gezielt Dinge nicht so ausführlich zu behandeln. Wir haben hier alles Kritische, aber auch Positive zusammengetragen, das erst im Nachhinein bekannt wurde.
Der grosse Auftritt von Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC ist vorbei. Natürlich hat der Apple-Chef und sein Team jeweils nur begrenzte Zeit, um die Neuheiten vorzustellen. Doch es ist immer spannend, welche Details erst im Nachgang so richtig klar werden. Das hat uns Apple an der Keynote verschwiegen.
Alle Details zur Keynote mit allen Neuerungen kann man hier in diesem Artikel nachlesen.
Populäre Geräte springen über die Klinge
Die neuen Betriebsversionen für iPhone, iPad und Co. kommen ja im Herbst. Und Apple ist ja jeweils vorbildlich, wie lange es Support für die älteren Geräte gibt. Doch gerade die Android-Hersteller holen da im Moment auf.
Apple dagegen wirft nun populäre Geräte raus. Bei den iPhones bekommen neu das iPhone 7, das iPhone 6s und das iPhone SE der ersten Generation kein Update auf iOS 16 mehr. Sprich: Man muss mindestens das iPhone 8 haben, um die neuste Version des Betriebssystems laden zu können.
Bei 6s und iPhone SE mit der Technik aus dem Jahr 2015 war der Fall klar. Die standen schon letztes Jahr auf der Kippe. Dass auch das iPhone 7 nun kein neues iOS mehr bekommt, ist aber eher überraschend. Gerade weil man dieses Smartphone aktuell noch im Handel kaufen kann.
Wegwerfen muss man es natürlich nicht, da es weiterhin Sicherheitsupdates gibt. Allerdings kann es durchaus sein, dass gewisse Apps dann mit der Zeit nicht mehr funktionieren, da sie auf der neusten iOS-Version basieren.
Auch die Apple Watch Series 3 bekommt kein Update mehr auf WatchOS 9. Auch das ist nicht unverständlich, immerhin ist die Uhr seit 2017 erhältlich. Unverständlich allerdings ist, dass die Uhr bis heute von Apple selber offiziell verkauft wird und auch jetzt noch im Store gelistet ist. Wer sich gerade eine gekauft hat, wird sich etwas veräppelt vorkommen.
Und wer sich nicht auskennt, läuft Gefahr sich jetzt noch so eine Uhr für immerhin 220 bis 250 Franken zu kaufen. Finger weg, das lohnt sich wirklich nicht mehr.
Multitasking nur für die neusten iPads
Die neuen Features fürs iPad tönen verlockend. Gerade das Multitasking macht das Tablet fast zu einem vollwertigen Notebook. Allerdings wird das Update auf das iPadOS 16 zu einer Enttäuschung für viele User.
Denn wichtige neue Features sind nur für die neusten iPads verfügbar, etwa der Stage Manager, bei dem man die offenen Apps an der Seite sieht. Sowie die überlappenden Fenster oder die bessere Unterstützung für externe Bildschirme.
Man braucht also das seit März erhältliche iPad Air 5, das iPad Pro 11 Zoll der dritten Generation aus dem April 2021 oder das iPad Pro 12,9 Zoll der fünften Generation ebenfalls aus dem April 2021.
Das normale iPad und das iPad Mini wird nicht mal in der neusten Generation unterstützt. Enttäuscht dürften auch iPad-Pro-Kunden sein, die 1000 Franken und mehr vor erst zwei Jahren investiert haben und nun beim Multitasking leer ausgehen.
Wer genau wissen will, welche Features kommen und auf welche Geräte, der kann sich das hier bei Apple auf der Webseite anschauen. Benutzerfreundlich ist das allerdings nicht, da man jeweils in den Fussnoten grübeln muss.
Gesichtserkennung am iPhone endlich auch im Querformat
Darauf haben die iPhone-Fans lange gewartet. Mit iOS 16 kann man endlich sein iPhone auch im Querformat direkt mit Face-ID entsperren. Bisher ging das nur hochkant – erst bei den iPads hatte Apple die neue Funktion schon eingeführt.
Das ist natürlich toll, gerade etwa wenn man Videos schauen will oder das iPhone im Bett nutzt. Allerdings gibts auch hier eine Einschränkung. Gemäss ersten Informationen und den ersten Beta-Testern funktioniert Face-ID im Querformat nur bei den neusten zwei iPhone-Generationen, also iPhone 12 und iPhone 13.
Das war ja auch schon mit dem kürzlich vorgestellten Update so, das Gesichtsentsperrung auch mit einer Maske ermöglichte. Auch diese Funktion war auf iPhone 12 und 13 beschränkt.
Ein neuer Charger mit zwei Ausgängen
Apple bringt auch endlich einen Charger mit zwei USB-C-Anschlüssen auf den Markt. So kann man etwa das MacBook und das iPhone parallel laden. Allerdings sind maximal 35 Watt möglich, und der Preis ist mit 65 Franken auch nicht gerade klein.
Böse Zungen könnten natürlich sagen, dass zumindest das iPhone auch nicht mehr Power braucht, weil es gar nicht schneller lädt. Sogar 20 Watt reichen eigentlich aus, während in der Android-Welt 30, 60 und gar noch mehr Watt Standard sind.
Wer übrigens ein neues MacBook Air mit M2 kauft, bekommt in den teureren Varianten den neuen Charger automatisch dazu. Bei den günstigeren neuen MacBook Air kann man ihn für wenig Geld dazukaufen – das lohnt sich sicher.
Allerdings gibts auch hier wieder eine Merkwürdigkeit: Standardmässig wird das 30-Watt- oder eben das 35-Watt-Ladegerät mitgeliefert. Das MacBook Air kann aber mit mindestens 67 Watt geladen werden. Dass man das extra bezahlen muss, ist schon ein bisschen Abzocke bei einem Gerät, das mindestens 1380 Franken kostet.
Nur ein externer Display trotz neuem MacBook
Das neue MacBook Air begeistert ja viele Apple-Fans. Allerdings ist das Einsteigergerät teurer geworden – und bietet in gewissen Bereichen trotzdem nicht mehr. So ist man weiter auf zwei USB-C-Anschlüsse limitiert und hat auch keinen Slot für Speicherkarten. Immerhin: Dank Magsafe muss man nicht einen USB-C-Anschluss mit dem Ladekabel belegen.
Bisher war eine der grossen Limitierungen des Air im Vergleich zum Pro, dass man nur einen externen Screen anschliessen kann. Wer zwei Screens nutzen will, braucht ein spezielles Dock dafür.
Das bleibt weiterhin so – trotz neuem und schnellerem M2-Prozessor und trotz des Preisanstiegs. Es kann direkt über USB-C ein Bildschirm mit 6K-Auflösung und 60-Hertz-Bildwiederholrate angeschlossen werden.
Übrigens: Die zwei USB-Ports unterstützen auch nicht den aktuellsten Thunderbold-4-Standard wie in den neuen MacBook Pros und dem Mac Studio, sondern «nur» Thunderbold 3.
Jeden Buchstaben fühlen, den man auf dem iPhone tippt
Von Android-Phones kennt man das schon. Wenn man tippt, vibriert das Gerät leicht und simuliert so, dass man eine Taste auch wirklich drückt. Nicht immer ist das aber wirklich angenehm.
Nun kommt die Funktion mit iOS 16 auch aufs iPhone – man muss sie aber separat einstellen, standardmässig ist sie deaktiviert. Das haptische Feedback ist gemäss ersten Beta-Testern sehr gelungen. Was nicht erstaunt, gilt der Vibrationsmotor von Apple als sehr angenehm und perfekt aufs System abgestimmt.
Mac-Updates in der Zwickmühle
Die gute Nachricht ist: Anders als beim iPad bekommen alle Macs mit MacOS 13 Ventura die neuen Features wie eben den Stage Manager. Also auch nicht nur die neusten Macs mit Apple-eigenem Prozessor, sondern auch mit den vorher genutzten Intel-Chips.
Allerdings gibts auch hier eine klare Grenze. Wer ein Mac hat, der älter ist als 2017, der muss auf MacOS Ventura ganz verzichten. Die genaue List kann man sich bei Apple anschauen. Einige Fans sind gar nicht erfreut und sehen darin eine Taktik, möglichst schnell möglichst viele User zu den neuen MacBooks und Macs zu bringen.
Saftige Aufpreise bei Speicher und Co.
Die Basispreise des neuen MacBook Air sind mit 1379 Franken für die schwächere Version und 1699 Franken für die stärkere Version schon mal nicht ganz günstig. Vor allem, weil man das alte Air bereits an vielen Orten für unter 1000 Franken erhält.
Richtig teuer wird aber das Upgrade bei Arbeitsspeicher und Speicher. Gerade beim RAM muss man genau überlegen, ob man das will. Denn ein Upgrade ist später nicht mehr möglich.
So kosten 16 statt 8 GB Arbeitsspeicher 220 Franken mehr. Bei 24 GB sind es satte 440 Franken. Die 256-GB-SSD-Festplatte kann man für 220 Franken auf 512 GB aufrüsten, 1 TB sind 440 Franken und 2TB gleich 880 Franken.
Man kann also den Einstiegs-Mac durchaus auf 2800 Franken hochrüsten – ein paar wenige Klicks, und es ist so weit. Das neue MacBook Pro mit M2 Chip aber im alten Design ist bei gleicher Konfiguration sogar 30 Franken günstiger! Und es gibt durchaus auch im Handel bereits das neue 14-Zoll-MacBook-Pro mit dem M1 Pro Chip im ähnlichen Preisbereich.
Das hat uns Apple an der Keynote verschwiegen
Viele grosse und noch mehr kleinere Neuerungen hat Tim Cook und sein Team an der Keynote zur Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellt. Im Alltag wird sicher der neue und individuell anpassbare Look des iPhones oder das Multitasking auf dem iPad bemerkbar sein.
Aber eben, viele Dinge wurden auch nicht erwähnt oder nur am Rande gestreift. So dürfte es dieses Jahr mehr enttäuschte Apple-Kunden geben, die kein Update oder nicht alle neuen Features für ihre Geräte kriegen.
Ein Thema hat Apple übrigens an der gesamten Keynote mit keinem Wort erwähnt. Und zwar das Thema Virtual oder Augmented Reality, nichts zu 3D, nichts zu neuen Funktionen für den Lidar-Scanner im iPhone und iPad, die ja in den letzten Jahren immer wieder viel Platz erhalten haben.
Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Also bevor dann angeblich 2023 eine Apple-Brille für Mixed Reality auf den Markt kommt. Oder ist Apple mit der Entwicklung nicht richtig zufrieden und drückt bewusst bei dem Thema etwas auf die Bremse? Wir werden es wohl erst nächstes Jahr so genau wissen.