Was Windows 11 kann – und wen es enttäuschen wird

Das Betriebssystem von Microsoft kommt im Dezember und bietet ein neues Design und spannende Features. Aber Windows 11 läuft längst nicht auf allen PCs und Laptops.

TextLorenz Keller

Es war eine charmante Vorstellung von Microsoft. Und Windows 11 bietet nach sechs Jahren auch endlich wieder eine grössere Erneuerung fürs PC-Betriebssystem, das über eine Milliarde Menschen nutzen. Nicht nur das Design wird neu, es kommen auch viele Funktionen dazu. Wir sagen hier, was Windows 11 kann – und wen es enttäuschen wird.

Bekommt mein PC und Laptop Windows 11?

Wohl Anfang Dezember rollt Microsoft Windows 11 aus. Als Gratis-Update für alle, die bisher Windows 10 auf den Geräten hatten. Allerdings: Längst nicht jeder Computer, jeder Laptop und jedes Tablet ist bereit für dieses Update.

Ob der eigene PC dazugehört, kann man ganz einfach testen. Einfach auf der offiziellen Seite von Microsoft (Link gleich hier) ganz runterscrollen bis zum Punkt «Kompatibilität überprüfen». Das lädt ein kleines Programm auf den Computer herunter, das verschiedene Funktionen zur Diagnose bietet, aber auch testet, ob alle Anforderungen für Windows 11 erfüllt sind.

Unter anderem fordert Microsoft fürs Update: einen 64-Bit-Prozessor mit mindestens 1 GHz oder auch 4 GB RAM. Auch wenn man das auf den ersten Blick erfüllt, wird es zu Enttäuschungen kommen. Denn ältere Prozessoren werden ganz generell nicht mehr unterstützt.

Etwa die beliebten Intel-Prozessoren i5 oder i7 der siebten Generation. So kommt es, dass ein vierjähriger Computer, der noch sehr flott mit Windows 10 läuft, kein Update auf Windows 11 erhalten wird. Und Achtung: Die siebte Prozessoren-Generation ist durchaus auch noch in Geräten zu finden, die man heute kaufen kann. Allerdings meist nur noch bei Restposten.

Zudem muss laut der englischsprachigen Support-Seite auch die Trusted Platform Module (TPM) in der Version 2.0 aufgeschaltet sein. Das ist dann für viele User wohl ein Buch mit sieben Siegeln. Dieser Sicherheitschip wird übers Bios aktiviert – oder man findet Infos dazu auch in den Einstellungen unter «Gerätesicherheit». Teilweise ist diese Funktion aber nicht aktiviert, auch wenn der Chip vorhanden wäre.

Aber: Wer in den letzten Jahren einen preiswerten PC gekauft hat, der dürfte von Microsoft enttäuscht sein, dass er kein Update erhält. Da heisst es: Neues Gerät kaufen oder auf Windows 11 verzichten. Dass Microsoft direkt unter den Systemanforderungen auf einen Online-Händler verlinkt und sagt, hier könne man Windows 11 kompatible PCs kaufen, ist dann fast schon frech.

Übrigens: Die genaue Liste der unterstützten Prozessoren, die findet man hier unter diesem Link (Seite auf englisch).

Schickes, schlankes Design, auf Touchscreens optimiert

Und der Verzicht auf Windows 11 schmerzt durchaus, weil es viele neue Funktionen bietet. Dazu auch eine ganz neue Optik. Das Startmenü und die Liste mit den Apps sind neu zentriert. Alles wirkt klarer, übersichtlicher und schlanker als bisher.

Die ganzen Strukturen sind weniger überladen, was hilfreich ist, wenn man Windows 11 mit einem Touchscreen bedienen will. Das funktioniert natürlich auf Tablets, aber auch Windows-Laptops haben heute sehr oft einen Touchscreen eingebaut.

Wer die Startleiste wie bisher links unten haben möchte, kann das übrigens nach wie vor so einstellen.

Teams integriert und mehr Multitasking

Microsoft Teams ist neu direkt in Windows integriert. Die App dient als Basis für Videocalls und für Chats. Und natürlich auch, um Dateien zu übermitteln oder im beruflichen Umfeld etwas zu präsentieren.

Teams findet man neu direkt in der Taskleiste und fix ins System eingebaut. Man kann so auch über die Grenzen von Windows hinaus kommunizieren, also etwa mit Android- oder iOS-Geräten. Schickt man eine Nachricht an ein Handy ohne Teams-App, dann kommt die einfach als SMS an, und der Empfänger kann auch darauf antworten.

Toll sind auch «Snap-Layouts» und «Snap-Gruppen», vor allem für User, die dauernd auf dem Computer oder Laptop ganz viele Fenster parallel nutzen und echtes Multitasking betreiben. Mit wenigen Klicks kann man die Fenster in fixen Grössen anordnen. Also zwei oder drei Fenster nebeneinander. Oder die Screenfläche in vier Fenster aufteilen.

Solche Kombinationen von Fenstern lassen sich auch abspeichern und jederzeit mit einem Klick aufrufen. Sehr praktisch, wenn man immer wieder mit denselben Programmen in ähnlicher Konstellation arbeitet.

Schicke Widgets, neuer Store und sogar Android-Apps

Microsoft bringt schicke Widgets zurück, die allerdings in einem separaten Tab aufrufbar sind. Mit der Maus auf dem Computer wird das nicht ganz so elegant gehen wie mit Wischgesten auf einem Touchscreen.

Wetter, Aktienkurse, Benachrichtigungen und natürlich News sind hier zu finden. Wie bei iPhone und Android gibts die News angepasst an die eigenen Lesebedürfnisse aus ganz unterschiedlichen Quellen.

Der gesamte App-Store wurde überarbeitet. Er ist deutlich schicker und übersichtlicher geworden. Und nicht nur hier erinnert Windows 11 an das Apple-Betriebssystem MacOS – was aber durchaus als Kompliment gemeint ist. Schick und bedienerfreundlich, sodass die Bedienung Spass macht.

Als besonderes Schmankerl kann man neu auf Windows auch Android-Apps laufen lassen, zum Beispiel Instagram oder TikTok. Die Apps gehen dabei einfach im Hochformat in einem Fenster auf und lassen sich auch wie ein normales Programm nutzen. Der Test wird dann zeigen, wie gut das läuft.

Ein kleiner Nachteil ist, dass die Android Apps dank der Zusammenarbeit mit Amazon auf Windows transferiert werden. Sprich: Man muss auch noch für den Amazon App Store ein Login haben. Und den Store von Amazon mit Android Apps holt man sich dann im Windows Store. Etwas kompliziert das Ganze.

Was Windows 11 kann – und wen es enttäuschen wird

Windows 11 sieht gut aus und bietet spannende neue Funktionen. Es hat auch durchaus das Potenzial, einfacher und schneller zu sein als der Vorgänger. Und es wirkt insgesamt im Smartphone-Zeitalter halt auch einfach aktuell und den Gewohnheiten angepasst.

Ob was für Freizeitnutzer genauso passt wie fürs ernsthafte Arbeiten, das wird sich erst zeigen. Auch wie der Spagat zwischen Bedienung mit Maus und Tastatur sowie den Touchscreens gelingt.

Dass allerdings vierjährige PCs und Laptops teilweise schon nicht mehr unterstützt werden, das ist nicht erfreulich. Klar, die siebte Generation der Intel-Prozessoren stammt von 2016. Aber anders als im Smartphone-Markt geht hier die Entwicklung deutlich langsamer und gestaffelt vonstatten. Prozessoren werden über Jahre noch gebaut und in Geräte eingebaut.

Man darf nicht vergessen: Apple etwa unterstützt mit dem neuen iOS 15, das im Herbst erscheint, noch Geräte zurück bis 2015. Immerhin: Windows-10-Nutzer müssen den PC nicht wegwerfen. Bis mindestens 2025 gibts noch Updates, und wie bei den Vorgängern dürfte es dann auch noch in die Verlängerung gehen.