Microsoft erfindet den Laptop neu

Aus der riesigen Notebook-Auswahl herauszustechen, ist nicht einfach. Dem Surface Laptop Studio gelingt das mit dem tollen Klapp-Screen und vielen Qualitäten. Das hat aber auch seinen Preis.

TextLorenz Keller

Pros

  • Ausgezeichneter Touchscreen
  • Flexibles Display ohne Kompromisse
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Ausgezeichneter Stift-Support
  • Cooles Design

Cons

  • Teurere Preis
  • Mittelmässige Akkulaufzeit
  • Anschluss-Konzept

Die Notebook-Hersteller haben es schwer. Als Arbeitsgerät ist es unersetzlich, richtig Flair versprühen nur wenige Modelle. Und es sitzt den Windows-Geräten Apple mit den MacBooks im Nacken, die dank den eigenen Prozessoren attraktiver sind denn je. Immerhin gibts wohltuende Ausnahmen: Microsoft erfindet den Laptop neu.

Das Highlight ist der Display

Klar, der amerikanische Hersteller macht vieles wie die anderen Laptop-Bauer. Aber doch ein sehr zentraler Teil wurde radikal überarbeitet – und zwar der Screen. Dieser ist 14,4 Zoll gross und auf den ersten Blick unauffällig.

Die Ränder sind nicht besonders dünn, aber alles wirkt sehr harmonisch und hochwertig. Startet man dann ein Grafik-Programm oder eine Foto-App, dann merkt man auch schnell, dass dieses Display qualitativ extrem viel bietet.

Gut gefällt der hohe Kontrast und die gute Auflösung von 2400 auf 1600  Pixel. Zudem unterstützt das Surface Laptop Studio eine adaptive Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz. Menüs sehen so flüssiger aus, und auch Games profitieren davon, wenn Bildwechsel so dynamisch dargestellt werden können.

Aber das ist noch nicht alles, denn der Bildschirm lässt sich in drei Positionen nutzen. Man kann nämlich die untere Hälfte gegen vorne ziehen und zwischen Tastatur und Trackpad abstellen. Das wäre der Präsentations-Modus. Es lassen sich so etwa Powerpoint-Slides, Fotos oder Videos elegant zeigen.

Es ist auch die beste Position, wenn man selber ein Video schauen will oder mit dem Stift oder den Händen den Touchscreen nutzt. Zieht man das Display noch weiter nach vorne, kann man es bündig auf Tastatur und Trackpad ablegen, so wird das Laptop zum Tablet.

Stabil gebaut – vor allem auch das Scharnier

So ein komplizierter Gelenk-Mechanismus könnte ein Gebastel sein. Microsoft macht das aber total souverän: Das Scharnier wirkt äusserst robust, alles ist perfekt verkleidet. So wirkt der veränderbare Screen ganz schnell ganz natürlich. Ebenfalls gut: Die Magnete sind so dimensioniert, dass man nie aus Versehen den Screen verstellt.

Auch sonst ist das Surface Laptop Studio rundum hochwertig gebaut. Das Gehäuse aus Aluminium und Magnesium ist matt und wirkt klassisch schick. Eine Besonderheit findet man aber auch hier. Der untere Bereich ist in zwei Ebenen geteilt. Der unterste Bereich ist leicht zurückversetzt.

So wirkt das insgesamt doch sehr massive Gerät etwas schlanker und lässt sich dank den zwei Kanten sehr gut aufnehmen und tragen. Ob das wirklich schön aussieht, das ist eine Geschmacksfrage.

Beim Gewicht lässt sich das wuchtige Surface dann nicht mehr leugnen. Rund 1,8 Kilogramm sind ganz schön viel für diese Grösse und Preisklasse. Zudem kommen nochmals mehr als 350 Gramm dazu, wenn man das grosse 100-Watt-Netzteil mitschleppt. Vom massiven Dock für mehr Anschlüsse gar nicht zu reden.

Microsoft findet nur schwierig Anschluss

Sorry für das Wortspiel, aber das ist der grosse Ärger bei einem Laptop dieser Qualität. Trotz der Dicke hat das Surface gerade mal zwei USB-C-Anschlüsse, die immerhin beide Thunderbold 4 unterstützen.

Dazu kommt der Microsoft-eigene Stromanschluss mit Namen Surface-Connect. Der ist zwar schön magnetisch, aber ein enorm breiter Stecker. Er lässt sich gegen hinten oder gegen vorne anschliessen – gegen vorne gedreht verdeckt er aber den Kopfhöreranschluss.

Das alles ist wenig elegant und wenig innovativ gelöst. Will man dann noch zusätzliche Anschlüsse, brauchts einen Hub. Zum Test hat Microsoft das Surface Dock mitgeliefert, das man extra kaufen kann.

Klar, jetzt hat man viel mehr Anschlüsse zur Verfügung. Vier zusätzliche USB-C, an die man unter anderem zwei externe 4K-Monitore anhängen kann. Dazu zwei normale USB-Anschlüsse und einmal Gigabit-Ethernet. Dazu kommt ein 199-Watt-Netzteil. Aber: Das Ganze ist massiv und schwer, alles andere als flexibel.

Diesen Hub wird man tendenziell fix installiert an einem Arbeitsplatz nutzen. Aber trotzdem wirkt das alles nicht ganz so clever und durchdacht wie etwa der Bildschirm.

Viel Power im Alltag, aber nur so mittellang

Bestellen kann man Surface Laptop Studio bei Microsoft in fünf Varianten. Die Preise starten bei 1800 Franken und gehen bis 3300 Franken für die Topversion. Zum Einstiegspreis gibts beispielsweise einen Intel i5 mit 16 GB RAM und 256 SSD Speicher.

Allerdings ist man nicht frei in der Konfiguration. Die Einstiegsvariante gibts etwa nur mit maximal 512 GB Speicher. Wer 1 TB möchte, muss den i7 nehmen und auch gleich 32 statt 16 GB Speicher.

Experten kritisieren etwas, dass nur die 11. Generation der Intel-Chips verbaut ist, obwohl die neuen Chips bereits erhältlich sind. Gegenüber AMD-Prozessoren und auch den Apple-Chips ist man so im Nachteil.

Aber ganz ehrlich: Im Alltag spielt das keine so grosse Rolle. Alles läuft schnell und ruckelfrei, auch anspruchsvolle Programme sind kein Problem. Klar, wer 4K-Videos exportiert, wird etwas länger warten müssen. Aber damit kann man leben, wenn man die anderen Vorteile des Laptop Studios nutzt.

Positiv ist auch, dass sich der Lüfter sehr zurückhält. Der Akku ist mit 58 Wattstunden eigentlich gross und mit bis zu 18 Stunden Laufzeit vielversprechend. Im Alltag erreicht man dann aber nur durchschnittliche Werte.

Wer primär Office-Programme nutzt, der wird zwar einen Arbeitstag ohne Nachladen auskommen. Wenn man noch Fotos bearbeitet oder gar Video schneidet, dann wird es plötzlich sehr knapp.

Microsoft erfindet den Laptop neu

Das Konzept des Surface Laptop Studio ist wirklich einmal etwas anderes. Ob sich die Investition dafür lohnt, das muss man selber wissen. Ideal ist das am ehesten für Leute, die kein normales Surface mit separater Tastatur wollen, weil sie viel im Laptop-Modus arbeiten – aber trotzdem Touchscreen und Stiftbedienung schätzen.

Oder halt auch als schickes, überraschendes Präsentationsgerät für unterwegs. Zu den Kosten fürs Notebook kommen dann allerdings noch der Stift für 135 Franken und eventuell das Dock für 280 Franken dazu. Zum Totalpreis könnte man sich auch ein gutes Laptop und ein Tablet dazu kaufen.

Aber eben: Das Surface Laptop Studio ist ein All-in-One-Modell, das einem immer jederzeit alle Optionen bietet. Dafür muss man dann aber auch ein paar Kompromisse eingehen.