Diese smarten Christbaum-LEDs begeistern sogar Technikmuffel

Die Digitalisierung erreicht den Christbaum: Philips Hue bringt mit «Festavia» eine smarte Lichterkette auf den Markt, die stimmungsvolle Farbakzente zwischen Tannennadeln und Weihnachtskugeln setzt. Wir haben sie ausprobiert.

Philips Hue hat die Produktpalette um eine neue Kategorie erweitert: eine Lichterkette, die mit ihren 250 smarten Mini-LEDs nichts weniger als die «perfekte Dekoration» verspricht. «Festavia» nennt sich das Ganze, 20 Meter Hightech-Beleuchtung, laut Hersteller genug für einen zwei Meter hohen Christbaum. Der Test zeigt: Diese smarten Christbaum-LEDs begeistern sogar Technikmuffel.

Pros

  • Licht-Animationen wirken sehr festlich
  • Saubere Integration ins Hue-Ökosystem
  • Problemlose und gut geführte Installation

Cons

  • Happiger Preis
  • Offiziell nicht Outdoor-tauglich

Licht an, Licht aus: Der Lichtschalter gehört immer noch zu den einleuchtendsten Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Kronzeuge: unser Zweieinhalbjähriger. Nur seine Begeisterung für die Feuerwehr kann es mit der Euphorie aufnehmen, die er fürs Licht-Einschalten aufbringt. Und fürs Ausschalten. Und Einschalten. Und Ausschalten.

Die niederländische Firma Signify hält mit ihrer Philips-Hue-Linie dagegen. Die smarten Lampen und das Ökosystem drumherum verlangen nach mehr Interaktion, als ein binärer Lichtschalter bietet. Die Hue-Birnen und anderen Lichtprodukte lassen sich per App steuern. So kann man etwa die Helligkeit justieren und bei vielen Modellen auch den Farbton des Lichts.

«Hey Siri, lass den Christbaum funkeln!»

Eine Bridge, ein Kästchen mit Netzwerkanschluss, verbindet in der Philips-Hue-Welt die Birnen mit anderem Zubehör wie zum Beispiel Bewegungsmeldern und bringt sie ins Netz. Und damit, wenns sein soll, auch ins Sprachassistenten-Universum. In diesem Fall hört sich das ungefähr so an: «Hey Siri, lass den Christbaum funkeln!» Philips Hue Festavia kann man aber auch ohne Bridge steuern – direkt per Bluetooth vom Smartphone aus.

Erhältlich ist Festavia derzeit nur im offiziellen Philips-Hue-Shop – wenn überhaupt. Erst im November offiziell angekündigt, war die smarte Lichterkette bereits um den ersten Advent herum in vielen Ländern vergriffen. Nachschub ist erst für 2023 zu erwarten. Die Schweiz ist eine Ausnahme, hier gab es wenige Tage vor Heiligabend noch Exemplare. Zum stattlichen Preis von rund 200 Franken – immerhin dreimal so hoch wie jener des Testbaums. (Update am 22. Dezember, 11.30 Uhr: Auch im Schweizer Shop ist Festavia nun «vorübergehend nicht mehr vorrätig» und damit nicht mehr bestellbar.)

In der Packung: die Lichterkette auf einer praktischen Karton-Aufwickelhilfe sowie die Stromversorgung. Das Netzteil wirkt, als sei es für Ausseneinsätze gedacht, laut Kleber ist es aber nicht für die Outdoor-Installation zertifiziert. Der Stecker ist ziemlich wuchtig. Hängt man Festavia zum ersten Mal an den Strom, leuchten alle LEDs hell auf. Weiter geht es auf der Hue-App: Steht die Verbindung, gibt es dort Installationstipps. Die Lichterkette gehört gleichmässig von unten nach oben um den Baum gewickelt. Uns gelingt die Montage und Inbetriebnahme problemlos.

«Vapor Wave» oder «Glitzerschnee»?

In der App kann man die Farben festlegen, in denen die LEDs leuchten sollen. Zum Beispiel drei Farbpunkte setzen, aus denen das System einen hübschen Verlauf errechnet. Oder im Modus «Diffus» fünf Farben festlegen, die sich wie in einer Gartenbeiz-Lichterkette abwechseln.

Vorgefertigte Hue-«Szenen» wirken am besten, wenn man weitere bunte Lampen des Herstellers einsetzt: So wird die ganze Stube inklusive Christbaum in abgestimmte Farbwelten getaucht, die etwa «Tokio», «Vapor Wave» oder «Tropendämmerung» heissen. Zehn Festtags-«Szenen» passen besser zur Jahreszeit, darunter «Glitzerschnee», «Nussknacker» und «Stille Nacht». Sie setzen weihnachtliche Farbakzente aus dem Gold-, Grün- und Rot-Spektrum.

Besonders stimmig sind aber die «Effekte». Sie definieren nicht nur die Farbtöne, in denen die 250 LEDs der Lichterkette strahlen, sondern bringen mit sanften Licht-Animationen auch Bewegung in den Baum. Es gibt drei Effekte: «Kerze», «Kaminfeuer» und «Sparkle». «Kerze» simuliert überraschend unaufdringlich das Flackern von Christbaumkerzen. «Kaminfeuer» wirkt etwas surreal, ist aber natürlich klarer Favorit unseres feuerwehrbegeisterten Zweieinhalbjährigen.

So wirken die Festavia-Effekte: Nacheinander sind «Sparkle», «Kerze» und «Kaminfeuer» im Video zu sehen.

Ein Christbaum, der mit Kinderaugen um die Wette funkelt

Wir dagegen bevorzugen «Sparkle», eine Kombination, welche die LEDs festlich funkeln lässt, allerdings mit leicht pastelligeren Farbtönen als jene der Kerzensimulation. Besonders in Kombination mit glänzendem Christbaumbehang ist das Resultat sehr, sehr schmuck. Hart an der Kitschgrenze, aber noch im vertretbaren Bereich. Und doch so hübsch, dass sogar Vergleiche mit den Baumschmückkünsten der Schwiegermutter fallen.

Bleibt das Lichtschalter-Problem. Das Telefon zu zücken, um den Weihnachtszauber einzupegeln, ist dann doch etwas unfestlich. Wir lösen das Problem mit der Anschaffung eines Hue Tap Dial Switch (rund 60 Franken im Hue-Shop oder 45 Franken im Detailhandel). Der hat vier belegbare Tasten und einen cleveren Dimmer-Ring. Man kann damit den Baum einschalten. Und wieder ausschalten. Und einschalten. Ausschalten …

Die Festavia-Lichterkette hätte eigentlich noch viel mehr Smartness-Potenzial, wenn man das Philips-Hue-Ökosystem konsequenter anzapfen würde. Eine Zeitsteuerung oder kompliziertere Automatismen liessen sich aufsetzen, mit der Spotify-Integration pulsiert der Baum auf Wunsch im Takt der Musik. Auch einen Bewegungs-Sensor (55/39 Franken) könnte man einbinden. Aber wer will schon einen Herzinfarkt des Christkindli riskieren?

Diese smarten Christbaum-LEDs begeistern sogar Technikmuffel

Auf dem Papier ist Philips Hue Festavia also eigentlich Technologie-Overkill an der analogen Nordmann-Tanne. Braucht man das? Natürlich nicht. Aber der Lichterzauber eben auch so spektakulär festlich, dass selbst technophobe Familienmitglieder versöhnt werden. Werden wir nach der Rückgabe des Testexemplars 200 Franken für eine eigene Festavia-Ausrüstung ausgeben? Wahrscheinlich eher nicht. Obwohl – wir könnten die Lichterkette im Sommer ja off-label als Balkonbeleuchtung benützen. Oder unterm Jahr in der Wohnung schmucke Farbakzente setzen …