Schönstes Handy zum halben Preis
Das Realme GT2 Pro ist so elegant wie kein anderes Smartphone und in vielen Bereichen so gut wie ein Flaggschiff. Trotzdem kostet es weniger als 700 Franken. Wir haben den Exoten ausprobiert.
Pros
- Tolles Design mit einmaliger Rückseite
- Erstklassiger Screen
- Günstiger Preis
- Schnelles Laden
- Gelungene Mikroskopkamera
Cons
- Kein drahtloses Laden
- Kein Wasserdicht-Rating
- Kameras nur gut, nicht sehr gut
Erst seit vier Jahren gibts die Marke Realme überhaupt. Der BBK Konzern, nebenbei der grösste Smartphone-Hersteller der Welt, hatte Realme als Tochter von Oppo gegründet. Nach einem Jahr gehörte man schon zu den zehn grössten Smartphone-Herstellern der Welt, in Indien etwa ist Realme gar auf Platz 2 nach Xiaomi. Wir haben das neue Flaggschiff getestet – das schönste Handy zum halben Preis.
Ein Exot zum Sparpreis
Je nach Händler und Modellversion gibts das neue Realme GT 2 Pro bereits für knapp unter 700 Franken. Da staunt man schon, wenn man sich das Datenblatt anschaut. Denn immerhin ist der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 mit 8 GB Speicher eingebaut.
Das ist der aktuell beste Prozessor für Android-Geräte, den man sonst zu diesem Preis eigentlich fast nirgends erhält. Und das ist längst nicht das einzige Feature, das das GT 2 wirklich zu einem Pro-Gerät macht, das auch mit fast doppelt so teuren Konkurrenten mithalten kann.
Der 6,7 Zoll grosse Amoled-Screen etwa gehört da auch dazu. Er unterstützt variable 120 Hertz und ist mit bis zu 1400 Nits sehr hell. Das fällt auch im Alltag wohltuend auf, weil man alles auch an der Sonne gut ablesen kann.
Zum Premium-Feeling trägt auch bei, dass der Bildschirm schön leuchtet und äusserst scharf ist. Die Auflösung von 1440 auf 3216 Pixel ist ebenfalls höher als normalerweise in dieser Preisklasse. Und ja, Realme hat nicht mal bei der Glasqualität gespart. Gorilla Glas Victus ist die aktuelle Topqualität des US-Herstellers Corning, der ziemlich alle Smartphone-Bauer beliefert.
Das Leder-Design ist das absolute Highlight
Features sind schön und gut, aber damit hat man noch keine Geräte verkauft. Und als Exot hat man es jeweils besonders schwer. Realme scheint das beim GT 2 Pro aber zum eigenen Vorteil zu nutzen. Denn der Hersteller setzt auf ein Design, das sich von der Konkurrenz abhebt.
Das ist natürlich auch immer ein Risiko. Denn ein extremer Look bedeutet auch, dass sich einige vor den Kopf gestossen fühlen. Den Tester jedoch hat das Realme jedenfalls sofort für sich gewonnen.
Das Phone ist relativ schlank und kompakt gebaut. Und zum hervorragenden Bildschirm kommt eine einmalige Rückseite dazu. Die ist nämlich mit veganem Leder bezogen, also einer künstlichen Textilie, die sich schön rau und griffig anfühlt.
Das sieht unglaublich gut aus – sowohl im getesteten Weiss als auch in der sonst noch erhältlichen Variante in Pastellgrün. Zusätzlich ist sie auch praktisch: Fällt das Gerät aus der Hand, hat man eine Seite weniger mit Glas, das zersplittern kann. Die Konsistenz der Textilie verhindert zudem, dass einem das Handy leicht aus den Händen flutscht.
Ja, das GT 2 Pro sieht einfach edel und einmalig aus, und man nimmt es jeden Tag mit Spass in die Hand. Einziger Kritikpunkt: Logo und Schriftzug des Designers hätten etwas dezenter sein können.
Das gleiche Material hatte übrigens vor zwei Jahren bereits die Mutterfirma Oppo im Find X2 Pro eingesetzt. Und daher wissen wir auch, dass man sich über die Durabilität keine Sorgen machen muss. Das künstliche Leder hält sehr gut und sieht auch nach einem Jahr noch frisch aus. Eine Hülle braucht man für einmal nicht unbedingt.
Alles Flaggschiff? Doch nicht ganz
Klar ist auch, dass Realme bei diesem Preis gewisse Abstriche machen muss. Und es ist natürlich spannend zu sehen, wo gespart wurde. Beim Fingerabdruck-Scanner schon mal nicht. Der ist schnell und direkt unter dem Screen – wie bei den meisten Flaggschiffen.
Der Akku ist mit 5000 mAh auch überraschend gross. Schliesslich ist das Phone recht kompakt gebaut. Allerdings merkt man im Alltag keinen grossen Vorteil. Wie die Flaggschiffe von Oppo oder Samsung hält auch das Realme problemlos einen Tag. Aber auch nicht viel länger, so dass man trotzdem jede Nacht lädt.
Oder schnell am Morgen: denn das Realme kommt mit einem 65-Watt-Charger und ist dementsprechend in etwas über einer halben Stunde wieder voll. Das lernt man zu schätzen, wenn man es mal hat.
Dass der Fastcharger in der Box inklusive ist, ist schon mal erfreulich. Zusätzlich gibts auch noch ein Case – falls man das überhaupt braucht. Für einmal keine langweilige, durchsichtige Plastikhülle, sondern eine schicke Silikonhülle in Schwarz. Der Hersteller mit dem Apfel berechnet für so etwas 40 Franken extra.
Verzichten muss man allerdings auf drahtloses Laden, das ist der erste Kompromiss, den man eingehen muss. Der zweite ist das fehlende Rating beim Thema Staub- und Wasserschutz. Man kann damit rechnen, dass es bei der kleinsten Berührung mit Wasser nicht gleich einen Kurzschluss gibt. Aber man sollte durchaus etwas vorsichtiger sein als bei anderen Topmodellen, die dank iP68-Rating sogar als Unterwasserkamera einsetzbar sind.
Wie gut sind die Kameras im Realme GT 2 Pro?
Und ja: Beim Kamerasystem muss man auch gewisse Abstriche machen. So fehlt ein dezidierter Zoom, es gibt nur zwei Sensoren. Die haben jeweils 50 Megapixel und sind für normale Fotos und Videos und für Aufnahmen im Weitwinkelformat gedacht.
Die Resultate bei Foto und Video sind durchaus gut, aber nicht sehr gut. Vor allem wirken die Farben oft nicht ganz so knackig wie bei den besten Smartphone-Kameras auf dem Markt. Welche das sind, kann man in unserem grossen Vergleich nachlesen.
Immerhin: Die Sensoren zeichnen viele Details auf und liefern konsistente Bilder über die gesamte Bandbreite. Gegen das Licht fotografieren oder auch in der Dämmerung ist kein Problem. Das gilt auch für die 32-Megapixel-Selfiecam, die allerdings keine 4K-Videos aufzeichnen kann.
Ein witziges Extra ist dafür der 3 Megapixel grosse Sensor für Mikroskopaufnahmen. Man braucht dafür viel Licht und muss richtig nahe ran, dann kann man mit 40-facher Vergrösserung knipsen. Das sieht mit etwas Übung schick aus. Übrigens auch ein Feature, das es bei Oppo schon mal gab und das Realme geschickt neu aufgelegt hat.
Schönstes Handy zum halben Preis
Realme hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Bei uns hat der noch nicht mal richtig begonnen. Beim GT 2 Pro sieht man, warum: Der Hersteller traut sich etwas und kombiniert geschickt Features aus dem Konzern zu einem Phone, das alles andere ist als langweilig.
Das ist gern gesehen in Zeiten, in denen man das Gefühl hat, die gesamte Branche sei etwas im Stillstand. Gerade in der Oberklasse sind die Modelle der verschiedenen Hersteller so vollgepackt mit Features, dass es kaum mehr relevante Unterschiede gibt. Alle sind ausgezeichnet, alle liefern die neusten Features, aber alle sind sich auch irgendwie sehr ähnlich.
Das Realme kann sich mit dem tiefen Preis und dem schicken Design abheben. Und natürlich bei uns auch noch mit einem grossen Exotenstatus. So ein Phone haben in der Schweiz garantiert nicht viele andere.