Die Xiaomi-Phones sind gewaltig – nur nicht beim Preis
Xiaomi erobert gerade Europa – und so nebenbei auch langsam die Schweiz. Das Erfolgsrezept zeigt sich auch im Test des Poco X3 NFC für 250 Franken und das Mi 10T Pro für 560 Franken: wenig Preis, viel Leistung.
Vieles erinnert bei Xiaomi an Huawei vor ein paar Jahren. Mit frischem Wind und Kampfpreisen erobert der chinesische Hersteller gerade Europa. Im dritten Quartal 2020 liegt Xiaomi weltweit bereits auf Platz 3 und verzeichnet in Europa Zuwachsraten von 88 Prozent. Das Erfolgsrezept: Die Xiaomi-Phones sind gewaltig – nur nicht beim Preis.
In der Schweiz ist Xiaomi noch nicht so auf dem Vormarsch, obwohl sie ja im Glattzentrum (ZH) sogar einen Flagship-Store eröffnet haben. In dem sieht man ja auch gut, dass der Hersteller nicht nur Handys im Angebot hat, sondern auch Staubsaugerroboter, E-Trottis oder auch Rucksäcke.
Günstige Abos für gute Handys
Ein neues Smartphone verdient auch ein ausgezeichnetes Mobilfunk-Abo – für das man aber nicht zu viel bezahlt. Unser Partner alao hat eine Suchmaschine entwickelt, mit der man innert wenigen Minuten nicht nur ein passendes Abo bei einem renommierten Anbieter findet, sondern auch noch gleich direkt einen Vertrag abschliessen kann.
Aber wirklich präsent ist Xiaomi sonst nicht, weder in den Online-Stores noch bei den Mobilfunkprovidern noch im stationären Handel. Darum ist Xiaomi in der Schweiz wohl auch immer noch ein Geheimtipp, obwohl die Smartphones inzwischen fast überall erhältlich sind. Wir haben zwei neue, ganz unterschiedliche Geräte getestet. Das Einsteiger-Phone Poco X3 NFC für 250 Franken und das Mi 10T Pro für 560 Franken.
Massiv viel Leistung zum Budgetpreis
Starten wir mit dem günstigeren Gerät, dem Poco X3 NFC, das man momentan zu Preisen ab rund 250 Franken im Handel erhält. Ein Einsteiger-Smartphone, das aber gar nicht so wirkt. Der Screen ist gleich 6,67 Zoll gross. Zwar kein Oled, aber hochaufgelöst und schön hell. Und er hat sogar eine 120-Hertz-Bildwiederholfrequenz.
Als Chip kommt der Snapdragon 732G mit 6 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz, der reicht im Alltag gut aus und ist fürs Gaming in der Mittelklasse optimiert. Herausragend ist neben dem Screen der Akku. Die 5160 mAh halten zwei Tage. Richtig toll gemacht von Xiaomi.
Abstriche muss man bei den Materialien machen. Die Rückseite ist nur aus Plastik, wirkt aber trotzdem recht hochwertig. Und das Phone ist halt gross, massiv und über 200 Gramm schwer. Ein rechter Mocken. Ebenfalls verzichten muss man auf 5G und drahtloses Laden.
Positiv aufgefallen im Test ist der ultraschnelle Fingerabdruck-Scanner auf der Seite und dass Xiaomi sein Betriebssystem aufgeräumt hat. Es ist immer noch sehr weit weg von purem Android, wirkt aber weniger überladen und bremst die Performance auch nicht mehr aus. Noch immer gibt es Merkwürdigkeiten, etwa dass jedes Foto mit einem «Poco»-Wasserzeichen versehen wird. Das kann man ausschalten, muss aber mühsam zuerst ins Menü rein.
Wie so oft ist die eingebaute Vierfach-Kamera ein Marketing-Trick. Eigentlich ist es eine Hauptkamera mit 64 Megapixeln und ein Weitwinkel mit helfenden Sensoren. Bei gutem Licht sind die Fotos sehr akzeptabel, auch mit Gegenlicht kommt sogar das Weitwinkel noch klar. Der Nachtmodus allerdings ist das nicht so toll. Der Fokus hat hier Mühe und ein stärkeres Bildrauschen ist feststellbar als bei teureren Modellen.
Insgesamt sind die Xiaomi-Phones gewaltig und das zu einem guten Preis.
Fotoqualitäten mit 108-Megapixel-Sensor
Den grössten Unterschied zwischen dem Poco und dem Mi 10T Pro für 560 Franken ist denn auch die Kameraqualität. Nicht unbedingt bei gutem Licht, sondern vor allem dann, wenn es kritisch wird. Das teurere Modell hat gleich einen 108 Megapixel grossen Sensor eingebaut. Der ist riesig und führt auch dazu, dass das Kameramodul richtig weit herausschaut.
Aber die Fotoresultate sind auch wirklich gut. Beim Nachtmodus etwa kann das Xiaomi mit doppelt so teuren Geräten mithalten und liefert manchmal sogar noch etwas mehr Details. Der Zoom ist bis fünffach sehr gut, bis zehnfach brauchbar. Hier wird aber einfach ein Ausschnitt aus dem 108 Megapixel grossen Foto genommen. Aber das funktioniert prächtig.
Man kann übrigens auch gleich eine Bild mit der vollen Sensor-Kapazität aufnehmen, das wird dann 32 MB gross und zeigt tatsächlich sehr viele Details. Ideal, falls man später den Bildausschnitt bestimmen will.
Spezielles Mix aus Mittel- und Oberklasse
Preislich liegt das Mi 10T Pro für 560 Franken ja im Mittelfeld. Technisch ist es ein Mix aus verschiedenen Welten. Der Prozessor etwa ist top: Der Snapdragon 865 mit 5G kommt auch in der Oberklasse zum Einsatz und bietet zusammen mit 8 GB Arbeitsspeicher viel Power im Alltag.
Alles läuft schön zackig – und das sieht auch auf dem Screen so aus. Zwar verzichtet Xiaomi auf Amoled-Technik, doch der hochaufgelöste und helle LCD-Screen in 6,67 Zoll Grösse hat eine Bildwiederholfrequenz von 144 Hertz, mehr als fast alle anderen. Damit der Akku nicht gleich wieder leer ist, passt sich die Refresh Rate variabel an und wird nur genutzt, wenn es Sinn macht. Insgesamt ein guter Mix, der Eindruck macht – gleichzeitig aber auch den Preis nicht in die Höhe treibt.
Verzichten muss man auf drahtloses Laden und auf einen Fingerabdruck-Scanner im Screen. Dieser wird immerhin mit einem sehr schnellen Leser beim Powerknopf auf der Seite sehr gut kompensiert. Auch beim Mi 10T Pro gibts einen grossen Akku mit 5000 mAh, der locker mehr als einen Tag hält. Man muss aber mit hohem Gewicht und einer massiven Bauweise leben.
Die Xiaomi-Phones sind gewaltig gut zum günstigen Preis
Erstaunlich ist insgesamt die Qualität, die man zu den Xiaomi-Preisen bekommt. Und zwar bei beiden Smartphones. In den Details muss man vielleicht Abstriche machen. Wer aber primär leistungsfähige Geräte mit grossem Screen und grossem Akku sucht, der ist hier richtig.
Zwischen Poco X3 NFC und Mi 10T Pro liegen preislich immerhin 300 Franken. Man bekommt zwei Pocos zum Preis eines Mi 10T Pro – obwohl man den Qualitätsunterschied auf den ersten Blick nicht gleich sieht.
Das teurere Smartphone bietet 5G, einen besseren Screen, den schnelleren Prozessor, 128 statt 64 GB Speicher in der Basis-Version und die deutlich hochwertigere Kamera. Zudem wirkt die Glasrückseite natürlich wertiger als Plastik. Nimmt man das alles zusammen, ist der Aufpreis gerechtfertigt.
Wer übrigens an günstigen und guten Smartphones interessiert ist, der sollte auch diesen Artikel zu den neuen Nokia-Handys und diesen hier zu den Oppo-Modellen lesen.