So machen Sie beim Elektro-Zweirad-Kauf keinen Seich

Die Auswahl ist riesig. Zweiräder mit Elektroantrieb gibts in allen Preisbereichen, Formen und Grössen. Wir haben hier die wichtigsten Tipps und Tricks zusammengefasst, damit Sie den richtigen E-Roller, E-Scooter oder das richtige E-Bike finden.

TextLorenz Keller

Als Alternative zu Auto, ÖV, Velo oder den eigenen Füssen gibts inzwischen eine riesige Auswahl an Zweirädern mit Elektromotor. Vom kleinen E-Scooter bis zum E-Roller, mit dem man auch einen längeren Arbeitsweg mit Strom-Power bewältigen kann. Mit unseren gesammelten Tipps und Tricks machen Sie beim Elektro-Zweirad-Kauf keinen Seich.

Scooter für die Kurzstrecke, Roller für den ganzen Arbeitsweg

Wie weit will man mit dem neuen Elektro-Zweirad fahren? Diese Frage ist entscheidend dafür, welche Kategorien man sich anschauen sollte. Vor allem gibt es je nachdem Gefährte, die überhaupt nicht infrage kommen.

Häufig wird man zum Beispiel einen längeren Fussweg durch Elektromobilität ersetzen wollen. Etwa vom Bahnhof zum Arbeitsort oder nach Hause. Ein paar Kilometer sind die ideale Reichweite für einen Elektro-Scooter. Die Trottis mit Motor schaffen meistens 20 bis 30 Kilometer oder gar mehr mit einer Batterieladung.

Doch sie haben generell zwei andere Einschränkungen: So fahren sie nur 20 Stundenkilometer schnell. Und mit kleinen Rädern und wenig Federung ist es auch nicht so bequem, längere Strecken zurückzulegen.

Auf 20 km/h beschränkte Fahrzeuge, die man ohne Führerschein wie ein Velo fahren kann, gibts übrigens nicht nur in Trotti-Form, sondern auch mit dem Look und Komfort eines Rollers oder eines kleinen Töffs. Damit ist man zwar viel bequemer unterwegs, aber immer noch nicht schneller.

Das Tempo-Problem haben auch normale E-Bikes. Sie schaffen zwar bis 25 km/h, aber nur, wenn man selbst auch in die Pedalen tritt. Natürlich kann man auch schneller treten – aber dann hilft kein Motor mehr. Was man sich mit dem normalen Velo zutraut, schafft auch das E-Bike. Es ist damit aber weniger anstrengend, und man ist eventuell schneller unterwegs.

Es gibt aber auch E-Bikes, die eine Tretunterstützung bis 45 km/h bieten. Sie brauchen eine Zulassung, einen Führerschein und eine gelbe Nummer – und man muss einen Helm tragen. Mit diesen Bikes ist man also deutlich schneller unterwegs und schafft so auch längere Strecken. Ideal etwa, wenn man einmal quer durch die Stadt muss.

Bis 45 km/h gehts auch ganz ohne selbst zu pedalen. Es gibt nämlich ein grosses Angebot an E-Rollern, die so schnell fahren. Dazu brauchts dann allerdings einen Töff-Ausweis, mindestens den A1 bis 45 km/h.

Will man durch ein Elektro-Zweirad gar das Auto ersetzen und auch mal 15 oder 20 Kilometer fahren, dann gibt es Roller mit 70 bis 100 km/h Spitzengeschwindigkeit und 80 bis über 100 Kilometern Reichweite. Die kann man durchaus wie einen Benzin-Roller oder eine Vespa einsetzen. Und auch Elektro-Motorräder sind heute erhältlich, mit denen man auch auf der Autobahn bequem unterwegs ist.

Günstig sind nur die E-Trottis

Wie wir gesehen haben, spielen Grösse und Komfort bei den Fahrberechtigungen nicht unbedingt eine Rolle. Gerade bei den Rollern gibts Modelle, die auf 20 km/h beschränkt sind, aber genau gleich aussehen wie ein Elektro-Zweirad, das mit 100 km/h unterwegs sein kann.

Zum ganzen rechtlichen Rahmen haben wir hier einen separaten Artikel aufgeschaltet. Das kann durchaus wichtig sein. Wer etwa nur einen normalen Autoausweis hat, kann unter Umständen zwar das E-Bike mit Tretunterstützung bis 45 km/h fahren – aber nicht den gleich schnellen Roller.

Entscheidend für einen Kauf dürfte aber durchaus auch das Budget sein. Elektro-Velos sind dabei nicht die günstigsten Varianten. Unter 1000 Franken findet man kaum ein vernünftiges E-Bike. Realistischerweise muss man mit 2000 bis 3000 Franken rechnen – für die Varianten bis 25 km/h.

Bei den stärkeren und schnelleren E-Bikes bis 45 km/h ist es dann doppelt so viel. Also 4000 bis 5000 Franken und noch deutlich mehr.

Die E-Trottis, die bis 20 km/h schnell sind, kosten deutlich weniger. Mit 500 bis 1000 Franken bekommt man gute Modelle – sogar von bekannten Markenherstellern. Auch bis 20 km/h limitierte E-Roller sind erhältlich, die ab 16 Jahren ohne Führerausweis gefahren werden können. Die sehen dann wirklich aus wie Vespas.

Sie haben meistens eine grössere Batterie und mehr Reichweite – bis rund 60 Kilometer. Die E-Roller sind ab rund 2000 bis 3000 Franken erhältlich. In diesem Preisbereich findet man auch Roller, die bis 45 km/h schnell sind. Viele Modelle kosten dann um die 2500 bis 4000 Franken. Die kleinen Elektro-Töffs, die rund 70 bis 100 km/h fahren, starten im Preisbereich von 4000 bis 5000 Franken.

Achtung vor billigen No-Name-Anbietern

Viele Roller und Scooter werden direkt aus China importiert und hier zu sehr günstigen Preisen verkauft. Kein Wunder: Benzin-Motorräder sind in China vielerorts verboten, inzwischen sind dort weit über 200 Millionen Elektro-Zweiräder unterwegs. Daher haben die Hersteller aus China natürlich in diesem Bereich die Nase vorn.

Man sollte aber die Finger lassen von No-Name-Produkten zu Schnäppchenpreisen. Kaufen Sie nur Produkte, bei denen auch ein Service möglich ist und Ersatzteile lieferbar sind. Wie bei einem Velo oder einem normalen Motorrad braucht auch ein E-Zweirad ab und zu eine Werkstatt.

Manche der ganz günstigen Modelle habe statt einer Lithium- eine Blei-Batterie eingebaut, weil diese günstiger ist. Blei-Batterien sind schwerer, verlieren mit der Zeit deutlich schneller an Kapazität und sind insgesamt weniger effizient und umweltverträglich. Sie werden einzig wegen des Preisvorteils eingebaut.

Tipps für den cleveren Kauf

Sicherheit: Hat man mal die grossen Entscheidungen gefällt, dann kann man sich auf die Details konzentrieren. Etwa auf den Bereich Sicherheit. Gerade bei den auf 20 km/h beschränkten Modellen wie etwa E-Trottis braucht es zwar zwei Bremsen, aber es müssen keine Scheibenbremsen sein. Eine Trittbremse aufs Hinterrad oder eine elektronische Motorbremse aber verzögert viel schlechter als eine Scheibenbremse.

Darum sollte man sich das genau anschauen. Und bei der Gelegenheit auch gerade einen Helm kaufen. Das ist zwar in dieser Kategorie nicht vorgeschrieben, aber ebenfalls empfehlenswert. Tagfahrlicht und Blinkanlage sind weitere Details, die die Sicherheit auf der Strasse erhöhen können.

Diebstahlschutz: Auch sonst gibts beim Komfort in der Einsteiger-Kategorie grosse Unterschiede. Kann man den Scooter oder Roller mit dem Smartphone verbinden, ist es zum Beispiel möglich, den Elektroantrieb in der App zu sperren – als zusätzlichen Diebstahlschutz. Luxuriöser ausgestattete Modelle bieten gar Alarmanlage und Wegfahrsperre.

Akku: Ein schnell wechselbarer und austauschbarer Akku ist beim E-Bike oder Roller praktisch, wenn man mit dem Gefährt nicht direkt zu einer Steckdose kommt. So kann man auch bequem in der Wohnung oder am Arbeitsplatz laden. Zudem lässt sich eine altersschwache Batterie einfacher austauschen – oder aber man kann mit einem Zweitakku die Reichweite erhöhen.

Gewicht: Muss man sein E-Trotti oder das E-Bike auch mal im Zug oder Auto transportieren, dann ist das Gewicht entscheidend. Recht schwer sind alle Modelle – da ist der Akku schuld. Aber es gibt durchaus deutliche Unterschiede, die man nur beim Blick aufs Datenblatt erkennt. Bei den Scootern kommt dazu, dass sie zwar zusammenklappbar und damit einfach zu tragen sind. Diese Systeme sind unterschiedlich einfach und alltagstauglich. Achtung: E-Bikes sind oft zu schwer für normale Fahrradträger am Auto.

Probefahrt: Zwar kann man heute auch E-Zweiräder online kaufen. Ohne Probefahrt ist aber davon abzuraten. Nur wenn man das Fahrzeug selbst ausprobiert, erfährt man Dinge wie: Ist die Sitz- oder Stehposition bequem? Wie stark packen die Bremsen zu? Reicht die Beschleunigung aus? Wie sicher fühle ich mich auf der Strasse? Wie einfach ist die Bedienung?

So machen Sie beim Elektro-Zweirad-Kauf keinen Seich

Noch ein letzter Tipp: Es lohnt sich auch, Testberichte und Vergleichstests zu lesen. Der TCS etwa probiert regelmässig Elektro-Zweiräder aller Kategorien aus. Auch wenn dort der Fokus recht stark auf dem Thema Sicherheit liegt, fliessen Alltagserfahrungen ein.

Kürzlich wurden zum Beispiel 10 E-Trekking-Bikes verglichen. Immerhin sieben davon sind «sehr empfehlenswert» – eine gute Grundlage für persönliche Probefahren. Auch die trendigen E-Roller bis 20 km/h, die jeder ab 16 Jahren fahren darf, hat der TCS verglichen. Drei von sieben Modellen sind «sehr empfehlenswert».

Insgesamt ist die Auswahl an Modellen und Kategorien im Bereich der E-Mobilität riesig. Wer noch nicht genau weiss, was er braucht oder was er will, dem sei der Gang zu einem Fachhändler empfohlen, der mehrere Marken im Angebot hat und so relativ neutral beraten kann. 

Lesen Sie hier in diesem Artikel, wie Sie legal E-Zweirad fahren, was Sie dabei beachten müssen und warum das alles ziemlich kompliziert ist.