Erobert dieses Honor die Huawei-Marktanteile?

Das Honor 50 kostet nur 450 Franken und lieferte im Test viel Qualität. Und obwohl das Handy aussieht wie von Huawei bekommt man Google Dienste. Wir haben es ausprobiert.

TextLorenz Keller

24. Januar 2022

Pros

Lange Akkulaufzeit
Gute Kamera
Schönes Design
Hochwertiger Screen
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Cons

Kein drahtloses Laden
Kein aktueller Prozessor
5G nicht bei allen Anbietern

Irgendwie kommt einem das Honor 50 bekannt vor. Es ähnelt sehr dem Huawei Nova 9, das Ende letztes Jahr auf den Markt gekommen ist (hier gibts die Review). Und dieses wiederum ist ja zu einem grossen Teil mit dem Huawei P50 identisch, das seit Sommer in Asien erhältlich ist. Erobert dieses Honor nun die Huawei-Marktanteile?

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Zusammen entwickelt, aber jetzt getrennt

Zuerst müssen wir mal die Verwirrung um Huawei und Honor aufklären. Honor war bis November 2020 ein Tochterunternehmen von Huawei. Inzwischen ist die Marke abgespaltet und eigenständig – wie stark, muss die Zukunft zeigen.

Dies im Zuge der Wirren um den US-Boykott von chinesischen Unternehmen, dem auch Huawei zum Opfer fällt. Der chinesische Hersteller darf nur noch mit spezieller Bewilligung Technologien aus den USA importieren und nutzen.

Bis heute kann Huawei etwa die Google Services inklusive Playstore, Youtube, Google Maps etc. nicht vorinstalliert ausliefern. Stattdessen setzt der Hersteller auf ein eigenes Ökosystem. Für die Userinnen und User in der Schweiz ist das alles mit Komforteinbussen verbunden.

Für Honor gelten diese Einschränkungen nicht, auch wenn das Honor 50 noch gemeinsam mit Huawei entwickelt wurde. Das erklärt auch, warum die zwei Geräte aussehen wie Zwillinge und auch technisch vieles total identisch ist.

Schick, schlank und handlich: Das Honor 50 überzeugt im Hands-on.

Honor punktet mit Google Service, aber nur halb bei 5G

Wir haben unser Testgerät von Digitec.ch erhalten, dort kostet das Honor 50 je nach Farbe ab 450 Franken. Das Huawei Nova 9 ist je nach Farbe ein paar Franken günstiger – aber der Unterschied ist minim.

Was sind nun die Unterschiede zwischen den beiden Geräten? Grösster Pluspunkt beim Honor ist sicher, dass es ganz normal mit Android 11 und den Google Services kommt. Man kann also alles so nutzen, wie man es sich von anderen Android-Geräten her gewohnt ist.

Beide Phones haben den nicht mehr ganz neuen Qualcomm Snapdragon 778G eingebaut. Beim Nova 9 gibts den aber nur ohne 5G – wohl eine Auflage für die Nutzung der US-Technik. Honor hat den 5G-Chip drin. Allerdings: Die im Schweizer Handel erhältlichen Geräte sind Importe.

Das bedeutet, dass 5G je nach Anbieter nicht funktioniert. Digitec warnt davor in Bezug auf Sunrise auch explizit in der Produktbeschreibung. Wir hatten das Honor 50 mit einer Swisscom-Karte im Einsatz, dort schien 5G problemlos zu funktionieren.

Wir erreichen mit Swisscom-5G gute Datenraten, das scheint zu funktionieren.

Unterschiede bei der Kamera

Es gibt in zwei weiteren Bereichen klare Unterschiede. So setzt das Honor als Hauptkamera auf einen Sensor mit 108 Megapixeln, beim Huawei sind es nur 50 Megapixel. Die restlichen Sensoren sind mehr oder weniger identisch.

Bessere Fotos schiesst man mit mehr Megapixeln nicht unbedingt. Die Kameras haben unterschiedliche Stärken: Huawei ist ausgeglichener, das Honor hat schnell eine Tiefenunschärfe, die man gar nicht unbedingt will. Dafür ist das Honor 50 im Nachtmodus und beim Makro etwas besser. Überall, wo halt die grössere Datenmenge von Vorteil sein kann.

Das Honor 50 macht schöne Bilder, Gegenlicht geht auch einigermassen. Zoomen sollte man nicht unbedingt und auch das Weitwinkel ist nicht ganz so gut.

Insgesamt schiesst das Honor 50 (wie auch das Nova 9) für diese Preisklasse sehr gute Bilder mit recht natürlichen Farben. Abstriche gegenüber doppelt so teuren Geräten muss man machen, wenn das Licht schwierig ist, man also direkt in die Sonne fotografiert.

Überdurchschnittlich sind die Makro-Fähigkeiten und der Nachtmodus: Das runde Bild wurde praktisch im Dunkeln geschossen.

Der Nachtmodus dagegen ist ausgezeichnet. Da kann das Honor mit den Flaggschiffen von Samsung oder Apple mithalten. Und auch der Makromodus bringt schöne Resultate hervor.

Nicht ganz so überzeugend ist die Weitwinkel-Linse, die nur mit 8 Megapixel auflöst und oft deutlich schlechter ist als die Hauptkamera. Bei der Selfiecam sollte man die Finger vom Beauty-Modus lassen, der ziemlich prominent eingebaut ist. Dann schiesst das Honor tolle Selfies – und kommt sogar mit Gegenlicht sehr gut klar.

Selfies gelingen sehr gut, sogar im Gegenlichtmodus. Den Beauty-Modus (ganz rechts) sollte man dagegen eher ausgeschaltet lassen.

Lange Akkulaufzeit und sehr schöner Screen

Die Batterien misst 4300 mAh, trotzdem ist das Phone schön dünn und leicht. Auch die Akkulaufzeit überzeugt: Tendenziell hält das Honor fast zwei Tage, vor allem der Standby-Verbrauch ist erstaunlich tief. Drahtloses Laden kann man aber nicht, dafür Schnelladen mit 66 Watt.

Schick ist auch der Bildschirm, der leicht über die Seiten gezogen wird. Das gibts nicht mehr so oft bei neuen Smartphones, sieht aber eigentlich richtig gut aus. Das liegt auch am Oled-Bildschirm selber.

Der leicht über die Kanten gezogene Screen ist ein echter Hingucker.

Der ist 6,57 Zoll gross und hat eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Und die ist variabel, was in diesem Preisbereich längst nicht alle Hersteller bieten. Der Screen ist hell, die Farben leuchten schön. Im Display ist ein anständig schneller Fingerabdruckscanner integriert.

Inklusive sind in der Basisversion 128 GB Speicher, die nicht erweiterbar sind. Erhältlich ist auch ein etwas teureres Modell mit 256 GB. Der schon erwähnte Snapdragon 778G Chip kommt mit 6 GB Speicher. Huawei gibt hier beim Nova 9 gleich 8 GB – das ist einer der wenigen Vorteile. Der Prozessor reicht insgesamt gut, damit das Gerät flüssig läuft.