Apple verärgert die preisbewussten Fans

Schon beim iPhone verschwanden günstige Varianten und stiegen die Preise. Nun wird auch das Einsteiger-iPad deutlich teurer. Das sind die Gründe – und die Alternativen.

TextLorenz Keller

Apple zieht zumindest in Europa die Preisschraube an. In der Schweiz spürt man das nicht so stark wie im Euroraum, aber auch hier zahlt man mehr für iPhone und iPad als letztes Jahr. Was auch ins Gewicht fällt: Wer günstige Alternativen sucht, findet nur noch Geräte mit Technik aus dem Vorjahr. So verärgert Apple die preisbewussten Fans.

Tolle Features fürs neue iPad

Nehmen wir als erstes Beispiel für die Entwicklung das neue iPad, das ab 26. Oktober im Handel erhältlich ist. Es ist bereits die zehnte Generation des Standard-Tablets von Apple.

Und es hat tolle Neuerungen bekommen: einen grösseren Screen mit dünneren Rändern im neuen Design ohne Knopf. Die Frontkamera ist neu so gut wie in den Pro-Geräten und auf der langen Seite des iPads untergebracht. So kann man im Querformat in höchster Qualität Videotelefonate führen.

Geladen wird endlich wie bei der restlichen iPad-Range per USB-C, 5G ist erhältlich und eine direkt andockbare Tastatur. So wird das neue iPad durchaus auch zur Alternative zu einem Laptop. Man kann damit gut unterwegs arbeiten.

Preise steigen teilweise absurd

Die Kehrseite der Medaille: Das neue iPad kostet mindestens 499 Franken und das mit bescheidenen 64 GB Speicher. Will man auch Mobilfunk, so sind es gleich 669 Franken. Zum Vergleich: Das iPad der neunten Generation gabs letztes Jahr bereits für 359 Franken. Das war ein super Deal für Einsteiger – nun muss man sich das genauer überlegen.

Vor allem auch, weil die Preise dann schnell massiv steigen: Wer 64 GB zu wenig findet, der kann nicht für wenig Geld auf 128 GB upgraden. Apple bietet als zweite Variante 256 GB an – für 669 Franken. Mit 5G sind es dann gleich 839 Franken, weit weg von einem Einsteiger-Gerät.

Dann fallen plötzlich die Schwächen des neuen iPads stärker ins Auge: Etwa dass nur der A14 Chip aus dem Jahr 2020 eingebaut ist. Oder dass nur der Apple Pencil der ersten Generation kompatibel ist. Der hat noch den Lightning-Anschluss. Will man den 109 Franken teuren Stift also am iPad laden, braucht es einen Adapter! Der ist immerhin inklusive, wenn man einen neuen Stift bestellt, sonst kostet er 10 Franken.

Auch sonst reissen die Extras Löcher ins Budget. Die direkt andockbare Tastatur kostet 269 Franken – also halb so viel wie das normale iPad. Kauft man sich also das günstigste iPad mit Tastatur und Stift, dann zahlt man 877 Franken.

Gibt es günstige Alternativen?

Wer Geld sparen will, der kann sich das iPad der neuen Generation bestellen. Bei Apple allerdings ist das nicht etwa günstiger geworden, wie man das bei einem älteren Modell erwarten könnte. Nein, mit 379 Franken ist es 20 Franken teurer als vorher.

Immerhin: Wer im Handel schaut, findet es weiterhin zum alten Preis von 359 Franken oder gar noch deutlich günstiger zu Preisen ab rund 300 Franken. Allerdings ist es halt ein Gerät mit einem Chip von 2019 und einem alten Design. Gerade für Multimedia und Standard-Anwendungen gibts da im Android-Bereich deutlich günstigere Tablets mit mehr Leistung.

Auch für Tastatur und Stift gibts übrigens Alternativen für preisbewusste Käufer, etwa vom Schweizer Hersteller Logitech. Hier kostet der Stift nur 90 Franken und hat sogar einen USB-C-Anschluss. Die Tastatur mit direktem Anschluss ans iPad ist für 170 Franken zu haben, für 110 Franken sind noch günstigere Alternativen erhältlich, die sich via Bluetooth verbinden.

Auch beim iPhone fehlt die günstigste Neuheit

Nicht das erste Mal dieses Jahr wird heftig über die Preise bei Apple diskutiert. Das macht natürlich die Geräte grundsätzlich nicht schlechter – aber halt in der individuellen Betrachtung weniger attraktiv.

Und während man in den letzten Jahren immer wieder konstatieren konnte, dass Apple überraschend preiswerte Produkte im Angebot hat, verändert sich das Schritt für Schritt wieder. Die günstigen Optionen fallen weg – vor allem wenn es um die Neuheiten gibt.

Das war vor ein paar Wochen schon beim iPhone 14 der Fall. Konnte man im Vorjahr das iPhone 13 Mini noch für unter 800 Franken kaufen, muss man nun mindestens 929 Franken bezahlen, um ein iPhone der neusten Generation zu kaufen. Denn: Das Mini bekam keinen aktuellen Nachfolger.

Schlimmer noch: Das iPhone 14 ist wohl das kleinste Upgrade seit Jahren, nicht mal einen neuen Prozessor hat es bekommen. Wer die neuen Features wie Kamerasensoren oder Dynamic Island will, muss zu den Pro-Modellen für 1180 Franken und mehr greifen. Die bieten dieses Jahr das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis als das normale 14er – aber man braucht natürlich genug Budget dafür.

Wer weniger Geld zur Verfügung hat, der muss auf die Vorjahresmodelle ausweichen. Immerhin bekommt man hier das iPhone 13 Mini für 699 Franken, was ein attraktives Angebot ist.

Apple verärgert die preisbewussten Fans

Während in der Schweiz die Preise für anspruchsvolle Apple-Fans, die auch ein grosses Budget haben, nicht stark steigen, sieht das im Einsteiger-Segment anders aus. iPad, iPhone – für die Neuheiten muss man mehr bezahlen.

Wer das nicht bezahlen will oder kann oder halt auch einfach nicht so viel Leistung braucht, der muss mit Modellen aus dem Vorjahr Vorlieb nehmen. Das kann manchmal durchaus eine gute Alternative sein, in den letzten Jahren gab es aber auch einfach bessere Varianten aus der jeweils neusten Modellpalette.

Das gleiche Problem hat man momentan auch, wenn man sich ein MacBook kaufen will. Das MacBook Air als Einstiegsmodell kostet mindestens 1134 Franken, das neuste Modell mit besserem Screen, mehr Features und M2-Prozessor gar 1384 Franken.

Auch hier wieder typisch: Das neue Design wird gar nicht mit dem schwächeren M1-Chip angeboten, der für ganz viele Userinnen und User reichen würde. Und eine günstige Einstiegsvariante für unter 1000 Franken für alle, die primär Textverarbeitung machen und Webanwendungen nutzen, ist ebenfalls nicht mehr erhältlich.

Ganz anders übrigens bei den Desktop-Modellen. Hier gibts den Mac Mini für 779 Franken, der viel Leistung zu einem günstigen Preis liefert und damit auch für Einsteiger attraktiv ist. Die Frage ist natürlich, wie lange das noch so ist.

So findet man insgesamt im Apple-Sortiment deutlich weniger Produkte im Angebot, die günstig und gut sind. Die teureren und guten Gadgets dominieren wieder das Angebot.