Google macht Apple ernsthaft Konkurrenz
Google hat eine ganze Familie von neuen Pixel-Gadgets vorgestellt. Mit den neuen Pixel 7 und Pixel 7 Pro sowie der Pixel Smartwatch sind die Amerikaner bei der Hardware so stark wie nie zuvor.
Grosse Neuheitenvorstellung bei Google. Der Software-Konzern legt sich inzwischen auch bei der Hardware ins Zeug. So gibts zwei neue Smartphones, eine Smartwatch und weitere Geräte – alle im zueinander passenden Look. Google macht Apple nun ernsthaft Konkurrenz.
Fokus auf Design und Software
Google schaut zwar bei den neuen Produkten durchaus auf die Konkurrenz. Einige Funktionen bei der Pixel Watch sind zum Beispiel klar von der Apple Watch inspiriert. Aber sonst geht Google durchaus eigene Wege.
Das sieht man gut bei den neuen Smartphones, dem Pixel 7 und dem Pixel 7 Pro. Optisch sehen sie ganz anders aus wie im Vorjahr. Während das Pixel 6 kantig und extrem auffällig war, hat das Pixel 7 zwar immer noch den herausstehenden Streifen mit den Kameras, nun aber deutlich zurückhaltender und abgerundeter.
Die ersten Tester aus den USA sagen aber auch, dass sich das Gerät sehr wie im Vorjahr anfühlt. An der Hardware hat sich denn auch nicht so viel geändert: gleiche Screens, gleiche Grössen – ja sogar gleiche Hardware bei den Vorgängern. Und aber auch gleicher Preis wie 2021. Grösstes Update ist der neue Tensor G2 Chip.
Wo Google viel Neues liefert, ist bei der Software – die dann auch Gebrauch macht von den neuen Fähigkeiten des Prozessors. Der US-Hersteller fokussiert sich also vor allem auf zwei Bereiche, nämlich das Design und die Software.
Und die Software soll übrigens laufend verbessert werden: Google verspricht nicht nur fünf Jahre Updates, sondern eben auch, dass es «Feature-Drops» geben soll, dass also zusätzlich Funktionen per Update auf das Pixel kommen.
Ist der Akku endlich besser?
Kommen wir mal zu den Spezifikationen: Das Pro bei den Pixel-Modellen bedeutet einen grösseren Screen und Akku sowie die zusätzliche Zoomkamera. Sonst ist alles identisch. Das Pixel 7 kostet rund 650 Franken, das Pro 900 Franken. Google hat im Gegensatz zu Apple die Preise nicht erhöht, weder in den USA noch im Euro-Raum.
Der OLED-Screen beim kleineren Modell ist 6,3 Zoll gross und hat eine variable Bildrate bis 90 Hertz. Beim Pro sind es 6,7 Zoll und bis 120 Hertz. Die Helligkeit ist mit 1000 Nits bei beiden Modellen sehr gut. Die Selfiecams mit 10,8 Megapixeln sind etwas kleiner, das Sichtfeld ist etwas grösser. Hier scheint Google leider nicht so viel Arbeit reingesteckt zu haben.
Das Pixel 7 hat einen Akku mit 4355 mAh, das Pro mit 5000 mAh. Hier darf man gespannt sein, ob die mittelmässigen Laufzeiten nun besser sind. Drahtloses Laden ist möglich und Schnellladen mit 30 Watt. Das ist schneller als bei Apple, aber in der Android-Welt eher langsam.
Die schlechte Nachricht für die Schweizer: Wiederum kommen die Pixel-Modelle nicht offiziell zu uns. Man wird sie zwar als Grauimport bekommen, aber halt ohne offiziellen Support, und zumindest zum Start werden die Preise auch eher hoch sein.
Die Erfahrung mit dem Pixel 6 zeigt aber: Es läuft alles problemlos, und nach ein paar Wochen sind die Preise dann auch auf vergleichbarem Niveau mit dem Ausland. Wer ein Pixel 7 möchte, aber nicht zu viel bezahlen, der muss einfach etwas gedulden, bis die Importe richtig angelaufen sind.
Software-Magie hilft beim Zoomen
Beide Neuheiten haben eine 50-Megapixel-Hauptkamera und eine Weitwinkel mit 12 Megapixeln. Beim Pro kommt noch ein fünffacher optischer Zoom mit 48 Megapixeln dazu.
So weit, so von den Vorgängern bekannt. Dank des neuen Prozessors verspricht aber Google nochmals eine neue Qualität bei der Software. So sind neue Features möglich: Makroaufnahmen mit der Weitwinkelkamera etwa. Und der digitale Zoom soll deutlich besser sein. So soll sich beim Pro eine zehnfache Vergrösserung mit Softwarehilfe nicht mehr von einem optischen 10x-Zoom unterscheiden.
Auch den Nachtmodus hat Google nochmals verbessert. Verwackelte Bilder kann die Software automatisch nachschärfen – das ist mit allen Fotos möglich, auch alten Aufnahmen und Shots von anderen Smartphones.
Auch hier gilt: Auf dem Papier tönt das wenig spektakulär, letztes Jahr beim Test mit dem Pixel 6 hat sich dann aber gezeigt, dass Google aus der Hardware mit seiner Software einfach deutlich mehr herausholt als die Konkurrenz.
Kleine Überraschungen bei der Software
Auch sonst hat Google in die Smartphones einige kleine Software-Überraschungen eingebaut. Empfangene Sprachnachrichten kann man automatisch in Text umwandeln – ideal für alle, die lieber schreiben und lesen, statt ins Handy zu sprechen und Nachrichten abzuhören.
Es sind ebenfalls schon Funktionen angekündigt, die per Update kommen. So soll der Prozessor die Anrufqualität massiv verbessern, und es kommt ein Gratis-VPN für die Pixel. Der hilft beim anonymen Surfen und ist voll funktionsfähig und sicher normalerweise nicht gratis.
Google hat auch einen Mangel aus dem letzten Jahr korrigiert: Neben dem Fingerabdruck kann man nun auch wieder die Gesichtserkennung zur Entsperrung des Geräts nutzen. Das hat letztes Jahr gefehlt.
Endlich eine Konkurrenz zur Apple Watch?
Apple hat ja bei den smarten Uhren die Konkurrenz abgehängt. Nicht unbedingt bei der Hardware, aber sicher bei der Integration der Uhr ins System. Die Apple Watch harmoniert perfekt mit dem iPhone und liefert enorm viele Funktionen.
Die Konkurrenz setzt entweder aufs Betriebssystem Wear OS von Google, das einfach immer noch nicht aufgeholt hat und nicht mit viel Liebe gepflegt wird. Oder es baut eigene Systeme, die durchaus Vorteile etwa bei der Akkulaufzeit haben können, dann aber in der Funktionalität deutlich eingeschränkt sind.
Nun kommt die Google Pixel Watch zu Preisen ab 375 Franken auf den Markt. Sie ist mit allen Phones mit Android 8 oder neuer nutzbar. Erstaunlich ist: Google bietet zum Start nur eine Grösse an – und die ist mit 41 Millimetern entgegen dem Trend sehr klein.
Das wird alle freuen, die eher dünne Arme haben oder einfach keine klobigen Uhren mögen. Das Design bekommt von den ersten Testern grosses Lob – und hier geht Google durchaus den Weg der Apple Watch, die ja ebenfalls ein klares Mode-Accessoire ist und nicht nur Technik am Arm.
Zum runden Design mit dem kuppelförmigen Glas gibts passende Zifferblätter und gleich zum Start eine grosse Auswahl von Armbändern in Silikon, Leder, Stoff oder Metall. Da Google einen eigenen Verschluss gebaut hat, der die Armbändern fast unsichtbar mit der Uhr verbindet, wird man etwas warten müssen, bis Dritthersteller da weitere Alternativen bieten.
Gespannt darf man auch sein, wie gut sich der Glasdom im Alltag bewährt. Er kaschiert sicher optisch die doch recht dicken Ränder um den Screen, und man dürfte die Uhr gut unter Jacken und langärmligen Shirts hervorziehen können. Aber so viel Glas so exponiert ist natürlich auch heikel.
Die Uhr läuft mit dem Betriebssystem Wear OS 3.5 – eine Weiterentwicklung der Version, die auch bei der Galaxy Watch von Samsung zum Einsatz kommt. Die Menüs etwa bei der Erstellung von Zifferblättern ähneln aber eher dem, was man von Fitbit her kennt. Kein Wunder, Google hat die Firma 2021 gekauft.
Fitness gibts teilweise aber nur im Abo
Und von Fitbit kommen auch die vielen Fitnessfunktionen – Herzfrequenz messen, Trainings auswerten oder den Schlaf überwachen. Allerdings wird man für weitere Extras ein Abo abschliessen müssen. Die ersten sechs Monate von Fitbit Premium sind gratis mit einer neuen Uhr, danach kosten Dinge wie Tagesform-Index, Trainings- und Schlafpläne oder zusätzliche Sport- und Fitness-Guidings.
Auch Stress soll das Premium-Abo erkennen helfen und sogar bei der Analyse der Gründe unterstützen. Das Abo kostet übrigens dann 9 Franken pro Monat oder 80 Franken im Jahr.
Wie gut die Uhr wirklich ist, muss dann der Test zeigen. Die Akkulaufzeit soll wiederum nur einen Tag betragen, und der Prozessor ist wohl auch kein ganz neuer. Wie sich das im Alltag auswirkt, werden wir sicher austesten.