Das fast perfekte iPhone im Dauertest
Wir haben das iPhone 14 Pro Max ausführlich im Alltag genutzt. Es ist teuer – bietet aber auch viel. Hier verraten wir alle Stärken und Schwächen.
Pros
- Tolle Akkulaufzeit
- Beste Videocam auf dem Markt
- Perfektes Ökosystem
- Heller und gut ablesbarer Screen
- Power ohne Ende
Cons
- Software musste nachgebessert werden
- Detailschwächen bei der Kamera
- Hoher Preis
Es braucht ein grosses finanzielles Polster, um sich so ein iPhone 14 Pro Max zu leisten. 1299 Franken zahlt man mindestens – und bekommt dafür nur gerade 128 GB Speicher. Will man 256 GB, sind es 1419 Franken, bei 512 GB sind es 1659 Franken. Die gigantische 1-TB-Version kostet gar 1899 Franken. Lohnt sich das? Das wollen wir vom fast perfekten iPhone im Dauertest wissen.
Der Akku hält einfach ewig
Im grossen Alltagstest soll es nicht um technische Details und eine Aufzählung aller Features gehen. Wer sich dafür interessiert, findet hier in diesem Artikel die grosse Übersicht zu allen iPhone-14-Modellen. Vielmehr geht es darum, was uns in den zwei Monaten aufgefallen ist – positiv wie negativ. Und was auch gar nicht so eine Rolle spielt.
Der Akku ist vielleicht die wichtigste Stärke im täglichen Gebrauch. Jedenfalls, wenn man das iPhone 14 Pro Max auch wirklich intensiv nutzt: also Video und Fotos aufnimmt sowie Streamingdienste nutzt, Games zockt oder durch Social Media scrollt.
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Im Alltag hatten wir jeden Tag 30 bis 40 Prozent Restakku. Und das bei Nutzungszeiten von rund sieben Stunden pro Tag – der neue Always-on-Display ist dabei eingeschaltet. Wer das Smartphone so intensiv nutzt, kann sicher sein, in jeder Situation durch den Tag zu kommen.
Wer weniger lang am Handy hängt, der wird sogar zwei Tage ohne Nachladen auskommen. Denn realistischerweise steckt man sein iPhone trotzdem jede Nacht ein. Ideal wäre hier ein Schnellladen wie etwa bei Oppo, sodass man in 15 bis 20 Minuten den Akku wieder voll hat, aber Apple bietet das weiterhin nicht an. So dauert es von 40 Prozent weit über eine Stunde, bis das Pro Max wieder voll einsatzbereit ist.
Insgesamt kann man das iPhone 14 Pro Max länger als alle anderen Flaggschiffe auf dem Markt nutzen.Wo die Akkulaufzeit gegenüber der Konkurrenz dagegen abfällt, ist bei der Stand-by-Zeit. Und das liegt klar am Bildschirm, der immer eingeschaltet ist. Das merkt man etwa, wenn man in der Nacht vergisst, das Handy einzustecken und es am Morgen nochmals sechs bis zehn Prozent Batteriekapazität verloren hat.
Beim Screen ist nicht Always-on die Erleuchtung
Der Always-on-Bildschirm ist standardmässig eingeschaltet, man kann ihn aber auch deaktivieren. Das spart Akku – und je nach eigenem Nutzungsverhalten auch manchmal Nerven. Apple hat zwar eine eigentlich beeindruckende Lösung gewählt: So wird der Start-Bildschirm des iPhones inklusive dem Hintergrundbild einfach nur sanft ausgeblendet. Ist aber immer noch gut sichtbar.
Daran muss man sich gewöhnen. Zuerst hat man immer das Gefühl, das iPhone sei noch eingeschaltet. Danach kann es ein Problem sein, dass man halt so jede neue Benachrichtigung sofort sieht, was den Griff zum Handy provoziert. Und da die neuen Nachrichten verschachtelt und leicht übereinander dargestellt werden, ist der Reiz noch grösser.
Einigen Usern war der immer sichtbare Screen generell zu hell – oder auch in der Nacht. Apple reagiert nun darauf und bietet mit dem Update auf iOS 16.2 mehr Einstellmöglichkeiten. Man kann wählen, ob das Hintergrundbild angezeigt werden soll oder nur die Uhrzeit. Und auch die Benachrichtigungen kann man ausblenden. Das Update ist allerdings voraussichtlich erst im Dezember für alle verfügbar.
Insgesamt ist Always-on im Alltag nett, aber überhaupt nicht zwingend. Ganz anders als etwa bei der Apple Watch, wo die Einführung eines immer die Uhrzeit anzeigenden Screens schon ein grosser Schritt war.
So gabs im Test ein anderes grosses Highlight beim Bildschirm: und zwar die Helligkeit. Bis 1000 Nits sind normalerweise möglich. Gerade bei der Nutzung draussen ist das ein echter Vorteil. Der Screen ist jederzeit problemlos ablesbar und spiegelt auch viel weniger. Das ist ein echter Mehrwert für alle, die das Smartphone oft unterwegs brauchen.
Prozessor und neue Notch unauffällig
Auf dem Papier ist der A16-Prozessor ein Highlight. Er könnte auch locker ein MacBook betreiben und schlägt die Android-Konkurrenz in den Benchmark-Tests. Das «Problem» für die meisten Userinnen und User: Sie werden den Prozessor kaum wirklich beanspruchen – ausser vielleicht, wenn man hochklassige Games zockt.
Im Alltag läuft alles schnell und flüssig, so wie es sein muss. Der A16 wird vor allem auf lange Sicht seine Stärken ausspielen können. Nämlich dann, wenn das 14 Pro Max auch in drei oder vier Jahren noch gut läuft und dank Updates immer aktuell ist. Man kauft sich also hier primär Mehrwert für die Zukunft ein.
Omnipräsent in der Apple-Werbung ist auch ein zweites neues Feature – und zwar die «Dynamic Island». So nennt der Hersteller die neu geformte, pillenförmige Aussparung für die Selfiecam. Die ist kleiner als vorher, dafür sticht sie anfangs mehr ins Auge, weil sie nun mitten im Screen ist und nicht mehr am Rand klebt.
Aber ganz ehrlich: Im Alltag spielt das keine grosse Rolle. Ein kleines Loch in einer Ecke wäre unauffälliger, aber sonst sticht es nach ein paar Wochen nicht mehr ins Auge. Man gewöhnt sich daran, und es stört auch nicht gross, wenn man im Querformat Videos schaut.
Nun wird die «Dynamic Island» genannte Notch auch genutzt, um laufende Apps und Prozesse anzuzeigen. Der eigentliche Ausschnitt wird dabei clever integriert und ist quasi unsichtbar – und am Anfang macht das auch Spass. Aber ganz ehrlich: Primär die Apple-eigenen Apps unterstützen es so richtig, und darum gehts im Alltag oft vergessen.
Es erinnert ein bisschen an die Touchbar beim MacBook. Eigentlich eine gute Idee, die aber bei den meisten Userinnen und Usern oft in Vergessenheit gerät, weil man kein Use-Case dafür hat und sie nicht regelmässig nutzt.
Mein einziger regelmässiger Einsatz im Test: Im Auto mit altem Navi und ohne Carplay dient das iPhone als Navi und Abspielstation für Musik zugleich. Die jeweils nicht aktive App wird dabei oben angezeigt, sodass man schnell hin und her wechseln kann. Spotify oder Apple Music lässt sich zudem nach einem langen Drücken direkt oben in der «Dynamic Island» steuern, ohne die laufende Navi-App zu verlassen.
Stark bei Videos, schwach bei Details
Insgesamt gehört das Kamerasystem des iPhone 14 Pro zu den besten auf dem Markt. Es ist zuverlässig und einfach zu nutzen. Neu ist ja einerseits die Selfiecam, andererseits die der Hauptsensor, der erstmals nicht 12 sondern 48 Megapixel hat. Was bringt das nun? Viel Positives – aber nicht nur.
Starten wir zuerst mit der Selfiecam, die übrigens in allen vier Modellen der 14er-Serie dieselbe ist. Die ist nochmals deutlich besser im Vorjahr: Und zwar vor allem bei schwierigem Licht und bei wenig Licht. Zudem gelingt es besser, Kontraste umzusetzen.
Die Selfiecam ist also ein deutlicher Gewinn. Beim 48-Megapixel-Sensor sieht es etwas anders aus. Hier gibts gleichermassen Vor- und Nachteile. Ganz klar sind die Fotos mit der Hauptkamera bei schlechtem Licht nochmals deutlich detailreicher und rauschärmer. Vor allem auch bei Videoaufnahmen merkt man hier die bessere Qualität.
Der grössere Sensor führt aber wie bei der Konkurrenz dazu, dass eine natürliche Unschärfe in der Tiefe entsteht. Das kann bei nahen Objekten stören. Kommt dazu, dass hier die Automatik manchmal nicht klarkommt und zwischen den Linsen hin und her springt. Immer wieder passiert es, dass die Automatik nicht die beste Wahl trifft und ein matschiges, pixeliges Bild produziert.
Hier rächt es sich, dass das iPhone alles selber macht und man dann mühsam selber nachkorrigieren muss – wenn man denn den Fehler bemerkt. Es kann auch gut sein, dass Apple hier die Software noch optimiert.
Was seit Jahren eine Katastrophe ist, ist die Kameraausrichtung. Liegt es am Sensor, an der Software? Jedenfalls schafft es auch das iPhone 14 Pro Max, so oft mit quer gehaltenem Handy hochkant aufzunehmen und umgekehrt wie kein anderes Gerät im Test von Daskannwas.
Immerhin: Unangefochten ist das 14 Pro Max bei Videoaufnahmen. Kein anderes Smartphone schiesst so zuverlässig und fokussiert Clips in 4K. Da stimmt einfach immer alles: Farben, Ausleuchtung, Schärfe, Fokus.
Das fast perfekte iPhone im Dauertest
Zur Gesamtsicht gehört dann auch, dass Apple nicht nur bei der Kamerasoftware noch nachjustieren muss, sondern auch sonst das Betriebssystem in den ersten Monaten schon laufend mit Updates versorgen musste. Gerade in den ersten Wochen gab es doch noch einige Bugs – zu viele für ein solch teures Produkt. Nervig auch, dass das iPhone immer noch auf den Lightning-Anschluss setzt, während sonst überall USB-C genutzt wird.
Aber insgesamt ist das iPhone 14 Pro Max ein erstklassiges Smartphone, das aber halt auch einen erstklassigen Preis hat. Es ist mit seinem 6,7-Zoll-Screen auch ziemlich gross, schwer und kantig. Das ist sicher für viele Userinnen und User auch ein Argument fürs kleinere 14 Pro. Man spart 120 Franken, hat ein handlicheres Gerät und dieselbe Kameraqualität. Einzig bei der Akkulaufzeit muss man spürbare Abstriche machen.
Wer bereits das Vorjahresmodell nutzt, der wird keinen gigantischen Fortschritt merken. Die Änderungen bei Kamera und Screen sind zu wenig signifikant. Wer nach ein paar Jahren sein iPhone updaten will, macht dagegen sicher nichts falsch.
Nicht vergessen darf man dabei das Ökosystem von Apple mit der besten Smartwatch auf dem Markt und mit viel Zubehör auch von Drittherstellern, das perfekt auf die Geräte abgestimmt ist.
Es gibt übrigens auch starkes Argument für das iPhone 14. Das ist nämlich im Handel durchaus gut erhältlich, während man bei den Pro-Modellen momentan mehrere Wochen Wartezeit einrechnen muss.