Oppo mischt den Faltphone-Markt auf
Das faltbare Smartphone Find N2 Flip macht vieles besser als die Konkurrenz und kommt für nur 999 Franken in die Schweiz. Wir haben die erste überraschende Neuheit des Jahres bereits ausprobiert.
Bereits im Dezember hatte Oppo zwei faltbare Smartphones für den chinesischen Markt vorgestellt. Das kleinere davon ist nun ab Ende Februar in der Schweiz erhältlich – und das zum Kampfpreis. Oppo mischt den Faltphone-Markt auf.
Lange hatte man ja das Gefühl, dass nach anfänglicher Euphorie etwas Stillstand bei den biegbaren Screens herrschte. Pionier Samsung bringt zwar jedes Jahr neue Versionen heraus, allerdings gehts nur in kleinen Schritten vorwärts. Und andere Hersteller wie Motorola oder Huawei spielen bei uns keine Rolle.
Kampfpreis fürs kleine Faltphone
Nun wagt sich also Oppo auf den heiss umkämpften Premiummarkt. Zwar kommt die zweite Version des grossen Find N wieder nicht nach Europa, dafür die erste Generation des Flip. Es heisst nicht nur gleich wie das Pendant von Samsung, sondern ist vom Konzept auch ganz ähnlich.
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Und zwar hat man ein «normales» Handy mit 6,8-Zoll-Screen, das man zusammenklappen kann. Während das Galaxy Z4 Flip aber im Sommer zum Verkaufsstart 1140 Franken kostete, schafft es Oppo, den Preis unter die magische Grenze von 1000 Franken zu drücken.
999 Franken sind wirklich eine Ansage. Und das gleich mit 256 GB Speicher und drei Jahren Garantie. Das Find N2 Flip ist somit sogar günstiger als die meisten Flaggschiffe, die ja jeweils deutlich über 1000 Franken kosten.
Wir haben das Gerät bereits zwei Wochen ausprobieren können und wollen drei Bereiche speziell anschauen. Was kann das Falt-Oppo im Vergleich zu ähnlichen Konkurrenz-Modellen? Wie schlägt es sich im Vergleich zu den besten Phones auf dem Markt, die nicht faltbar sind? Und was spricht ganz generell für ein klappbares Smartphone?
Oppo bügelt Klapp-Schwächen aus
In vier Bereichen macht der Neuling auf dem Markt kleine und grosse Schritte vorwärts. So ist der biegbare Screen nochmals ein Stück besser geworden. Er fühlt sich härter und mehr nach Glas an, der Falz in der Mitte ist weniger sicht- und spürbar.
Klar, ganz verschwunden ist die Unebenheit in der Mitte des Bildschirms nicht. Aber wer sich auf ein Falt-Gerät einlässt, wird den Unterschied zu einem normalen Display im Alltag nicht mehr merken.
Übrigens auch in der sonstigen Qualität nicht: Die Bildwiederholfrequenz wird dynamisch von 1 bis 120 Hertz angepasst, mit der maximalen Helligkeit von 1600 Nits ist das Display auch draussen gut ablesbar.
Genial ist, dass erstmals ein Phone im Flip-Design ganz schliesst, wenn es zusammengeklappt wird. Es gibt also keinen Spalt mehr zwischen den Screen-Seiten, wenn das Oppo hälftig gefaltet wird. Das sieht elegant aus, macht das Gerät schlanker und verhindert auch, dass Partikel dazwischen gelangen.
Spürbar ist auch der grössere Akku: Bei Oppo sind es 4300 mAh – beim Flip von Samsung beispielsweise nur 3700 mAh. Zusammen mit dem effizienten Prozessor hält das Find N2 Flip so locker einen Tag, auch wenn man es intensiv nutzt.
Die sichtbarste Verbesserung ist der Aussenscreen. Der ist mit 3,26 Zoll so gross wie bisher noch nie in einem solchen Gerät. Das sieht gut aus und ist im Alltag praktisch, weil man mehr Infos besser ablesen kann – und auch die Bedienung des Touchscreens einfacher fällt.
Kann man mit den Schwächen leben?
Nicht überall hat Oppo aber einen Schritt vorwärtsgemacht. So ist das Find N2 Flip offiziell nicht wasserfest. Es wird bei Regen nicht gleich kaputtgehen, aber eine Zertifizierung wie bei Samsung gibt es nicht.
Auch auf drahtloses Laden muss man verzichten. Dafür gibts schnelles Laden mit 44 Watt, sodass es von 0 auf 100 Prozent Akkukapazität weniger als eine Stunde dauert. Der passende Charger wird gleich beigelegt – zusammen übrigens mit einer passenden Schutzhülle fürs Handy.
Die grössten Bedenken vor dem Test hatten wir beim Prozessor. Hier kommt nicht der neuste Snapdragon zum Einsatz, sondern der MediaTek Dimensity 9000+. Allerdings ist auch das ein Top-Chip, der mit den besten in Android-Geräten verbauten Prozessoren mithalten kann. Er mag vielleicht nicht ganz dieselbe Spitzenleistung zu erzielen, ist dafür aber tendenziell effizienter beim Stromverbrauch.
Insgesamt läuft das Flip ruckelfrei und schnell. So wie man sich das von einem 1000-fränkigen Gerät erwartet. Da Oppo über Jahre Updates verspricht, dürfte man insgesamt gut mit diesem alternativen Prozessor leben können.
Das Find N2 Flip im Vergleich
Die grösste Stärke des neuen Flips spielt Oppo leider zum Start noch nicht wirklich so richtig aus. Der Aussenscreen ist mit 3,26 Zoll schön gross und lässt sich wunderbar bedienen. Nur leider ist momentan die Auswahl an Widgets noch klein. Es läuft kein vollwertiges Android hier vorne drauf (obwohl das wohl sogar von der Grösse her möglich wäre), sondern eben spezielle kleine Programme.
So kann man sich natürlich Uhrzeit, Wetter und Benachrichtigungen anzeigen lassen. Auch Konfigurationen von Flugmodus bis Taschenlampe sind direkt über den Aussenscreen möglich. Zudem kann man Kopfhörer und Musik steuern, direkt Tonaufnahmen starten und auch das Flip als Stoppuhr nutzen.
Die wichtigste Funktion ist momentan die Kamera-App, zu der wir noch kommen. Das wars dann aber in der jetzigen Version. Immerhin: Oppo scheint an weiteren Widgets zu arbeiten – offiziell gibts dazu aber noch keine Infos. Schafft es der Hersteller wirklich, in den nächsten Monaten Updates für Messaging-Dienste, Social Media oder auch Google-Dienste wie Pay oder Map zu bringen, dann das Find N2 Flip grosse Vorteile gegenüber der bauähnlichen Konkurrenz.
Sonst hebt sich der Neuling primär durch die schlanke Optik und den günstigen Preis ab. Auch im Vergleich zu einem ähnlich teuren Gerät ohne Falt-Funktion muss man nur wenige Abstriche machen. Am ehesten beim Outdoor-Einsatz, wo ein iP68-Rating schon hilfreich wäre.
Darum ist ein Falt-Geräte das bessere Smartphone
Drei Stärken gegenüber normalen Handys hat das Find N2 Flip beim Ausprobieren ausgespielt. Es ist zusammengeklappt mit 7,45 Millimetern kaum dicker, aber halt nur halb so gross. Dadurch passt das Oppo besser in Hosentaschen und ist handlicher und komfortabler.
Nicht zu unterschätzen: Transportiert man das Gerät primär in Tasche oder Rucksack, ist der grosse Screen jeweils perfekt geschützt. Ein Rundum-Case braucht es da gar nicht mehr.
Zudem ist das Flip halt auch einfach ein eleganter Hingucker. Und das Klappen macht auch nach zwei Wochen Test (und viel sonstiger Falt-Erfahrung) immer noch Spass.
Unschlagbar ist das neue Oppo-Modell als kompakte Selfiecam für Fotos und Videos. Denn man kann ja den grossen Aussenscreen für die Vorschau nehmen und dann mit den Hauptkameras aufnehmen.
Ohne das Gerät aufzuklappen, lassen sich so hochwertige Aufnahmen machen, ganz einfach und unkompliziert. Wer Hochformat für Social Media braucht, kann das Flip übrigens auch halb geklappt irgendwo hinstellen. Nur ein Schnellstart-Möglichkeit für die Kameras etwa über den Powerbutton wäre hier noch das Tüpfelchen auf dem i.
Fotografiert man jemand anderen, lässt sich der Aussenscreen übrigens ebenfalls als Vorschau nutzen – sodass die porträtierte Person gleich sieht, was aufgenommen wird.
Die 50-Megapixel-Hauptkamera ist auf Topniveau, der Weitwinkel mit 8 Megapixeln brauchbar. Für Videocalls oder Streaming hat man innen übrigens eine 32-Megapixel-Kamera, die besser ist als in sonstigen Klapp-Phones. Auch hier lässt sich das Flip wieder halb aufgeklappt ohne einen zusätzlichen Ständer auf dem Tisch platzieren.
Oppo mischt den Faltphone-Markt auf
Oppo macht mit dem Find N2 Flip einen weiteren Schritt vorwärts im Bereich der klappbaren Telefone. Das in zweierlei Hinsicht eine gute Nachricht. Einerseits bekommt man zu einem sehr fairen Preis ein durchdachtes und gutes Smartphone.
Andererseits bringt das natürlich auch Bewegung in den Markt. Samsung etwa wird im Sommer zünftig nachlegen müssen, um ebenfalls die letzten Schwächen der faltbaren Telefone zu beseitigen. Dann wird das Konzept mit klappbaren Bildschirmen zur ernsthaften Konkurrenz im Massenmarkt.