Ist QD OLED die Lösung für alle TV-Probleme?
QD OLED heisst das Zauberwort bei den Fernsehern. Tolle Schwarzwerte und Kontraste – trotzdem viel Helligkeit. Wir haben uns das bei Sony schon einmal angesehen.
Tatsächlich wird die TV-Welt dieses Jahr noch etwas komplizierter. Wir haben ja bereits über Mini-LED geschrieben. Letztes Jahr wurde Neo QLED gross von Samsung vermarktet. Und es gibt ja auch noch LCD, Micro LED und OLED. Ist nun QD OLED die Lösung für alle TV-Probleme?
Warum braucht es QD OLED überhaupt?
Grundsätzlich geht es bei allen Bildschirmtechnologien darum: Wie bringe ich die einzelnen Pixel eines Films oder einer Serie auf dem TV zum Leuchten? Im Idealfall würde jedes Pixel auf dem Fernseher als kleine LEDs dargestellt, die in den Grundfarben leuchten können – oder für Schwarz einfach ausgeschaltet wäre.
Doch für einen TV braucht es Millionen solcher Micro-LEDs, die Fertigung ist kompliziert und teuer. Die ersten 110-Zoll-Fernseher von Samsung mit dieser Technik kosteten über 100’000 Franken.
Also versuchen sich die Hersteller schrittweise diesem Idealfall anzunähern und die Schwächen der momentan dominierenden Bildtechniken zu eliminieren. Da wäre mal LCD/LED und weitere Spielarten wie QLED oder Mini-LED.
Bei allen werden mehr oder weniger LEDs als Hintergrundbeleuchtung genutzt. Diese bringen dann – vereinfacht gesagt – die Pixel aus Flüssigkeitskristallen zum Leuchten. Das Problem: Schwarzwerte und Kontraste sind nicht so gut.
Bei TVs mit «Organic Light Emitting Diode» (OLED) leuchtet dagegen tatsächlich jedes Pixel. Jedes Pixel ist also eine organische Leuchtdiode. Aber die sind weniger hell und teurer.
QD OLED versucht nun die Vorteile beider Techniken zusammenzubringen.
Aber was ist nun QD OLED wirklich?
Bei QD OLED wird nun ein OLED-Panel quasi als Hintergrundbeleuchtung genutzt. Millionen einzelne Dioden strahlen blaues, sehr helles Licht auf eine Schicht mit Quantum Dots – darum auch das QD im Namen.
Diese Quantenpunkte sind ein Nanomaterial, welches das blaue Licht in Rot, Grün und Blau umwandeln kann. Damit kann man nun alle Farben und pures Weiss erzeugen. Wird das Licht abgeschaltet, hat man reines Schwarz.
Diese Kombination hat einige Vorteile: Bei der Umwandlung über die Quantum Dots geht fast keine Energie verloren. Sprich: Die Panels sind deutlich heller als aktuelle OLED-Geräte. Trotzdem haben sie denselben Schwarzwert und Kontrast, weil man jedes Pixel einzeln ansteuern kann.
Und wie sieht so ein neuer TV aus?
Obwohl die Displaysparte von Samsung die Displays herstellt, ist es nicht Samsung selber, der in der Schweiz die ersten Geräte lanciert. Das ist Konkurrent Sony, der offensichtlich von der Unabhängigkeit der Displaysparte profitiert.
Jedenfalls ist der Sony Master Series A95K der erste TV mit QD OLED, den man bei uns anschauen und dann bald auch schon kaufen kann. «In Kürze lieferbar» steht auf der Webseite. Mehr zum TV kommt weiter unten noch.
Wie ist jedoch das Erlebnis? Wir haben uns das Gerät an der Home-Messe in Zürich anschauen können – also bei voller Beleuchtung. Trotzdem ist das Bild unglaublich hell, es leuchtet so stark, wie man das fast noch nie gesehen hat.
Das ist nicht nur wegen der Helligkeit an sich, sondern eben auch wegen des Kontrasts. Das Schwarz ist eben wirklich schwarz, die Farben leuchten, das alles ergibt ein helles, beeindrucktes Bild mit feiner Detailabstimmung.
Sony legt auch Wert darauf, dass man nun nicht einfach die Helligkeit heraufschraubt. Was natürlich geht, wenn man etwa bei Tageslicht ein Fussballspiel am TV schauen will. Sony geht es vielmehr um eine möglichst farbgetreue und echte Darstellung von Filmen und Aufnahmen.
Realistisch und intensiv – und das merkt man auch wirklich, wenn man davorsteht. Das Topmodell aus dem Vorjahr sieht daneben fast ein wenig blass aus. Und das Erlebnis ist auch gut, wenn man stark seitlich steht. Auch bei steilem Blickwinkel ist die Bildqualität noch erstaunlich.
Was kann der neue Sony-TV – und was kostet der Spass?
Den A95K gibts in zwei Grössen, nämlich 55 und 65 Zoll. Und er ist mit dem gesamten Arsenal ausgestattet, das Sony momentan so liefern kann. Etwa mit einem speziellen Bildprozessor, der die Art und Weise nachahmen soll, wie Menschen sehen.
Man soll Inhalte genau so sehen, wie sie vom Regisseur gedacht sind oder wie sie aufgenommen wurden. Damit der Zuschauer voll darin abtauchen kann.
Das gilt übrigens auch fürs Audio. Sony hat beim A95K spezielle Aktuatoren eingebaut, die den Screen in einen Lautsprecher verwandeln. Man hat das Gefühl, dass der Sound direkt aus dem Bild kommt.
Spannend auch, dass der Fernseher neu direkt auf dem Möbel steht. Der Standfuss ist ein Gegengewicht, das wahlweise hinten oder vorne angebracht wird. Ist der Fuss hinten, sieht man ihn gar nicht. Das sieht schick aus, da der A95K auch sehr dünne Ränder hat und nur ein ganz diskretes Logo an der Seite. Es ist also so, als würde das Bild direkt aus dem Sideboard wachsen.
Platziert man den schweren Standfuss vorne, dann kann man den TV ganz an die Wand rücken, ohne ihn dort aufhängen zu müssen. Was man aber natürlich auch kann, da Sony die üblichen Halterungen verbaut.
Wir rechnen damit, dass der erste QD-OLED-Fernseher im April oder Mai dann bei uns erhältlich sein wird. Auch bei den Preisen gibt sich Sony noch bedeckt. Laut Leaks muss man mit 3000 bis 4000 Franken rechnen. Also nicht viel mehr als in vergangenen Jahren auch sonst die jeweils neusten Topmodelle gekostet haben.
Ist QD OLED die Lösung für alle TV-Probleme?
Tatsächlich löst die neue TV-Technik einige Probleme. Man kann die einzelnen Pixel präzise ansteuern, verliert aber trotzdem keine Helligkeit – und das Ganze ist einigermassen bezahlbar. Trotzdem muss QD OLED nicht die beste Lösung sein.
Die Technik ist ganz neu und wird dementsprechend erst in den Topmodellen eingesetzt. Und diese sind dementsprechend teuer. Ein 65-Zoll-Fernseher mit OLED findet man auch für 1000 Franken. Mini-LED wäre bei rund 2000 Franken. Normale LED-TVs in 65 Zoll kosten sogar nur 600 bis 700 Franken, für 1000 Franken bekommt man schon ein ausgezeichnetes Modell.
QD OLED ist also dementsprechend relativ teuer und die Auswahl an Geräten überschaubar. Zum Sony-Modell kommt dann in den nächsten Monaten noch eine Variante von Samsung, die ebenfalls in zwei Grössen erhältlich sein wird. Die Frage ist im Moment natürlich auch, in welchen Stückzahlen die Geräte überhaupt lieferbar sind.
Zudem ist natürlich auch die Frage, welche Technik sich zuerst in den Massenmarkt vorarbeiten kann. Dazu muss die Herstellung von QD-OLED-Panels noch deutlich günstiger werden. Und da gibts ja auch Konkurrenz durch Mini-LED oder dann eben gar Micro-LED.
Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte – etwa zu den Stärken von Mini-LED und Micro-LED, den Unterschieden und den Einsatzgebieten. Der kann hier diesen Artikel lesen.