Lohnt sich Umstieg auf WiFi 6E für besseres Internet?
An der CES in Las Vegas haben diverse Hersteller neue Router mit WiFi 6E vorgestellt. Was der neue Standard bringt und ob sich das neue WLAN bereits lohnt, sagen wir hier.
Erst vor eineinhalb Jahren kamen erste Geräte mit WiFi 6 auf den Markt. Und nun haben diverse Hersteller an der CES in Las Router mit einem neuen Standard vorgestellt. Aber lohnt sich Umstieg auf WiFi 6E für besseres Internet?
Habe ich überhaupt schon WiFi 6?
Nicht unbedingt. Denn sowohl der Sender wie der Empfänger müssen den neuen Standard unterstützen. Also der WLAN-Router und zum Beispiel ein Smartphone, Tablet oder Notebook. Wer in den letzten zwei Jahren keinen neuen Router gekauft hat, hat beispielsweise sicher kein WiFi 6.
Gerade auch wer den Router des Internet-Anbieters hat, wird den neuen Standard noch nicht haben. Salt etwa hat letzten Frühling eine neue Box gebracht – aber nur für Neukunden. Bei der Swisscom war es Ende 2019, auch hier nur für Neukunden.
Und auch bei einem Router-Neukauf kann man nicht davon ausgehen, dass WiFi 6 Standard ist, gerade bei günstigeren Modellen. Bei Digitec haben nur knapp 150 von 500 Routern den neusten Standard. Man muss auf die Bezeichnung WiFi 6 oder die komplizierte Zahlenkombination «802.11ax» achten. Immerhin: Passende Router sind bereits ab 60 Franken erhältlich und nicht mehr so teuer wie am Anfang.
Und die Hersteller stellen auch Schritt für Schritt ihr Sortiment um. Kürzlich haben wir zum Beispiel Powerline von Devolo getestet, das neu auch mit WiFi 6 erhältlich ist. Hier gehts zu diesem Artikel.
Bei den Empfangsgeräten sieht es ähnlich aus. Während inzwischen fast alle neuen Handys der Mittel- und Oberklasse WiFi 6 integriert haben, ist das bei Einsteigergeräten noch nicht der Fall.
Bei den Notebooks sieht es fast noch schlimmer aus: Hier sind es wirklich nur die aktuellen Top-Geräte für 1000 Franken und mehr, die das neuste WLAN unterstützen. Viele günstigere Modelle auf dem Markt nicht – und dass muss man jeweils mühsam einzeln heraussuchen.
Ganz kompliziert ist es bei anderen Geräten mit drahtlosem Internet wie etwa Fernsehern. Hier gibts kaum noch Geräte, und man findet oft weder bei den Händler- noch bei den Hersteller-Webseiten heraus, welcher Standard unterstützt wird.
Brauchts überhaupt WiFi 6?
Ganz zu Recht stellt man sich natürlich die Frage, ob es WiFi 6 überhaupt braucht. Ganz grundsätzlich schon, denn dank der Nutzung der zwei Frequenzbänder 2.4 und 5 Gigahertz hat man einige Vorteile.
Bis 30 Prozent schneller wird das WLAN. Der Test hat auch gezeigt, dass es stabiler ist – gerade auch, wenn man nicht gerade neben dem Router steht. Man erhält also über weitere Distanzen ein gutes und stabiles Drahtlos-Internet.
Fast wichtiger ist, dass man mehr Geräte gleichzeitig im WLAN betreiben kann. Es steht mehr Bandbreite zur Verfügung, und WiFi 6 kann die Anfragen von vielen Gadgets besser handeln und bündeln. Das ist speziell wichtig, weil im Haushalt immer mehr Geräte ins Netz wollen: nicht nur Computer, Laptops, Smartphones und Tablets, sondern auch Fernseher, Konsolen, Staubsaugerroboter, Sicherheits-Kameras, Smart-Home-Gadgets und auch Waschmaschinen und Kühlschränke.
Das bedeutet auch: Je mehr WLAN-Geräte man zu Hause hat, desto eher lohnt sich WiFi 6 – auch wenn längst nicht alle den Standard unterstützen. Aber einige Gadgets mit dem neuen Standard entlasten auch die neuen. Daher sollte man bei Neuanschaffungen durchaus darauf achten. Vor allem, wenn man sein WLAN aufrüstet, ist WiFi 6 heute eigentlich Pflicht. Es gibt ja genug Auswahl.
Und was soll jetzt WiFi 6E?
Mit dem neuen Standard wird ein drittes Frequenzband für drahtloses Internet genutzt. In den USA und Europa wurde das schon freigegeben, in der Schweiz sollte das ebenfalls der Fall sein.
Neben 2.4 und 5 Gigahertz kommt jetzt noch 6 Gigahertz dazu. Wichtig zu wissen: Die freigegebenen Frequenzen sind in Europa und den USA nicht dieselben, man sollte also dort keinen Router bestellen oder mitnehmen.
Mehr Tempo wird es mit dem zusätzlichen Frequenzband nicht geben. Aber es gibt halt mehr Möglichkeiten, um noch mehr Geräte mit schnellem Internet zu versorgen. Während das langsame 2.4 GHz auch einige Zimmer vom Router entfernt noch gut empfangbar ist, ist die Reichweite von 5 Ghz schon weniger gut – dafür mit schnellem Tempo.
6 Ghz nun ist vor allem für Geräte gedacht, die sich im gleichen Raum wie der WLAN-Router oder im Nebenraum mit dünnen Wänden befinden. Hier ist ultraschnelles Internet mit sehr kurzer Reaktionszeit möglich – ideal für Streaming oder für Game-Konsolen.
Für wen lohnt sich der Umstieg auf WiFi 6E?
Generell gilt: Kann man ein Gerät per Ethernet-Kabel anschliessen, hat man auf jeden Fall das bestmögliche Internet. Und ein guter WLAN-Router am richtigen Ort aufgestellt bringt mehr, als einfach einen mit neustem Standard zu kaufen.
Besseres Internet bringt auch ein Mesh-System, das eben nicht nur einen Zugangspunkt in der Wohnung bietet, sondern mehrere. So erhält man auch eine gleichmässige Abdeckung in drei, vier oder fünf Zimmern. Mehr dazu kann man hier in diesem Artikel nachlesen.
WiFi 6E lohnt sich vor allem für jene, die «anspruchsvolle» Gadgets in der Nähe des Routers mit Internet versorgen wollen – ohne ein Kabel zu verlegen. Etwa ein Gaming-Laptop, eine Streaming-Box oder eine Spielkonsole.
Die Frage wird auch sein, wie schnell die Hersteller auf die neuen Standards umsteigen, gerade bei den Routern. Sprich: Gibts bald ein Upgrade auf WiFi 6E, wird das normale 6 quasi übersprungen. Oder geht es schrittweise je nach Preissegment und Zielgruppe.
Die ersten Geräte von Netgear und anderen Herstellern sind jedenfalls im Preisbereich von 500 bis 700 Franken – also sicher nicht für jedermann geeignet. Zwingend ist das Upgrade sowieso für niemanden.
Lohnt sich Umstieg auf WiFi 6E für besseres Internet?
WiFi 6 sollte beim Kauf von neuen Geräten und Gadgets immer eine Rolle spielen – dort wo es verfügbar ist. Und gerade, wer sich einen neuen Router oder ein Mesh-WLAN besorgt, dem ist ein Upgrade auf WiFi 6 auf jeden Fall zu empfehlen.
Den neuen WiFi-6E-Standard können die meisten Nutzer im Hinterkopf behalten. Der wird vielleicht in zwei Jahren eine Rolle spielen, momentan muss man sich noch nicht so viele Gedanken machen.
Ausser man kauft sich dann eben doch plötzlich ein Gaming-Device oder hat spezielle Streaming-Ansprüche, bei denen das drahtlose Internet an die Grenzen kommt. Dann ist es gut zu wissen, dass es eine Alternative gibt, die sich Schritt für Schritt ausbreiten wird.