Das Garmin-Navi beobachtet die Fahrbahn
Heute sind gute Navis auch bei Kleinwagen schon serienmässig. Was aber tun, wenn man ein älteres Auto hat? Das Handy als Navi – oder doch ein klassisches Nachrüstgerät von Garmin? Wir haben das DriveCam 76 getestet.
Pros
- Riesiger, gut ablesbarer Screen
- Zusätzliche Funktionen wie Dashcam
- Smarte Warnhinweise
- Einfache Bedienung, klare Struktur
Cons
- Braucht trotzdem Handyverbindung
- Langsame Menüs und Karten
Was schnell klar wird: Das Garmin DriveCam 76 ist weit mehr als nur ein simples Navigationsgerät. Das muss man heute als Hersteller wohl schon bieten, wenn man mit den Smartphones oder eingebauten Lösungen mithalten will. Das Garmin-Navi beobachtet die Fahrbahn.
Riesiger Screen und einfache Montage
Was schon beim Auspacken auffällt: Das Garmin DriveCam 76 ist riesig. Es hat einen 7-Zoll-Touchscreen im praktischen Querformat. Und es wird gleich alles mitgeliefert, was man zur Montage braucht. Das Kabel für den Strom aus dem Feueranzünder oder der USB-Buchse. Und dann eine praktische Plastikhalterung.
Das Garmin ist recht dünn und eher leichter als erwartet, so lässt es sich auch gut an die Scheibe pappen. Das ist wohl auch der grösste Nachteil, wenn man sein Handy als Navi im Auto nutzt. Der Screen ist kleiner und man muss sich selber eine stabile Halterung besorgen.
Die grösste Schwierigkeit ist aber, in der Schweiz das Navi gesetzeskonform zu platzieren. Alles, was die Sicht einschränkt, kann Probleme machen. Wenn man das Garmin an der Scheibe befestigt, dann unbedingt so weit unten wie möglich direkt auf dem Cockpit. Was erlaubt ist und was nicht, das kann man etwa in diesem Artikel hier nachlesen.
Zudem haben Handys kein ideales Format für die Navigation. Oft werden sie hochkant genutzt, das Garmin im Querformat liefert trotzdem recht viel Höhe und so eine ideale Anordnung, um möglichst viele Informationen abzubilden.
Und das in gut ablesbarer Grösse: Das DriveCam 76 kann man sicher viel besser ablesen als alle Handys – und auch als so manch älteres Navi, das schon im Auto integriert ist. Auch weil der Bildschirm ausgesprochen hell ist und so auch Sonnenlicht trotzt.
Stärken und Schwächen des Garmin aufgedeckt
Etwas enttäuscht ist man im ersten Moment dann aber schon. Wie gesagt, das Garmin ist ausgezeichnet ablesbar und dank grosser Buttons auch sehr einfach bedienbar. Aber: Der Touchscreen und die Menüs sind einfach deutlich langsamer, als man sich das von einem Handy gewohnt ist. Das muss nicht mal ein Spitzenmodell sein, das kann jedes Smartphone für 300 Franken besser.
Offensichtlich wird das vor allem, wenn man auf der Karte etwas sucht. Das Scrollen und Zoomen ist ein Graus. Da braucht man Geduld – und man hat das Gefühl, dass sich in den letzten zehn Jahren da nicht so viel getan hat.
Allerdings: Auch manch teures ins Auto eingebaute Navigationsgerät der letzten oder vorletzten Generation hat diese Schwächen. Und wer ein Auto mit ein paar Jährchen auf dem Buckel fährt, der kennt das Problem. Die Karten sind plötzlich nicht mehr aktuell – und ein Update ist unglaublich teuer und muss teilweise in der Garage gemacht werden.
Da hat es das Garmin einfacher: Hier kann man sich mit der Handy-App von Garmin per Bluetooth verbinden und so ganz einfach Aktualisierungen herunterladen. Die Verbindung ist auch wichtig, weil das Garmin ohne Mobilfunk keine Echtzeitdaten für Verkehr, Wetter und Benzinpreise hat. Ja, ganz ohne Handy kommt man nicht aus.
Der grösste Unterschied ist dann aber wohl auch einfach, dass Google Maps so unglaublich gut ist. Die Verkehrsdaten sind bis auf die Quartierstrassen ultragenau, da kann das Garmin nicht ganz mithalten. Zudem findet man auf Google Maps halt auch ultraschnell alle Infos, Adressen, Restaurants, Sehenswürdigkeiten – eine unglaubliche Datenmenge, die niemand anders so bieten kann.
In der Realität wird man so immer mal wieder auf Google suchen und dann die Adresse ins Garmin tippen.
Das Garmin ist auch eine Dashcam und ein Assistenzsystem
Garmin macht aber auch einige Dinge besser. So wird aktiv vor Änderungen des Tempolimits gewarnt. Fährt man etwa mit 80 Stundenkilometern über Land und es kommt bald eine Dorfeinfahrt, dann wird ein paar Hundert Meter davor gewarnt, dass bald 50 km/h gilt.
Und das Garmin hat ein paar Features, die kein Handy in dieser Form bieten kann. So ist vorne eine Dashcam eingebaut. Die filmt automatisch mit guter 1080p-Auflösung die Strasse und speichert die Videos auf einer vorinstallierten 16-GB-Speicherkarte ab.
Man kann sich die dann auch anschauen und definitiv speichern, sonst werden sie mit der Zeit wieder überschrieben. Merken die Sensoren des Garmin einen Unfall, werden automatisch die letzten 30 Sekunden abgespeichert.
Die Kamera kann ganz einfach ausgerichtet werden und ist dann immer automatisch betriebsbereit. Und sie bietet noch andere nützliche Funktionen. So gibts einen Warnton, wenn man zu dicht auffährt oder auch ein Hindernis auftaucht, dem man sich nähert. Praktisch ist auch der Pieps, wenn das Auto vor einem anfährt und man das nicht bemerkt hat.
Zusätzlich warnt das Gerät dank Kameraerkennung auch, wenn man die Fahrspur verlässt. Dabei geht es vor allem darum, dass man leicht über die Linie fährt, weil man nicht aufmerksam ist. Wechselt man bewusst die Spur, gabs im Test keine Fehlalarme.
Das Garmin-Navi beobachtet die Fahrbahn
Im Handel findet man das Gerät zum Preis ab rund 420 Franken. Das ist durchaus fair, aber halt doch eine zusätzliche Ausgabe. Und für das Geld würde man durchaus auch ein anständiges Smartphone bekommen.
Das DriveCam 76 lohnt sich also vor allem, wenn man den grossen Bildschirm nutzt. Wenn man ein Navi möchte, das immer im Auto ist und nicht jedes Mal neu angeschlossen werden muss. Oder wenn man die Dashcam-Funktion und die Assistenzsysteme nützlich findet.
Spannend auch, dass man das Navi mit zwei Rückfahrkameras von Garmin drahtlos verbinden kann. Die können ganz einfach selber installiert werden und zeigen beim Einlegen des Rückwärtsgangs den Bereich hinter dem Auto im Video auf dem grossen Screen. Für weniger als 150 Franken macht man so sein Auto massiv sicherer.