Das kann das James-Bond-Phone von Nokia wirklich

Nokia hat sich seit dem Comeback in der Mittelklasse etabliert. Nun werden Apple, Samsung und Co. attackiert. Das Nokia 8.3 5G profitiert dabei vom grossen Auftritt im neuen 007-Film. Doch: Wie schlägt es sich im gewöhnlichen Alltag?

TextLorenz Keller

Pros

  • Schönes, klassisches Design
  • Grosser 6,8-Zoll-Screen
  • Rund zwei Tage Akkulaufzeit
  • Schlankes und effizientes Android
  • Schnelle Sicherheitsupdates
  • Viele Videofunktionen
  • Kopfhörer-Anschluss

Cons

  • Kamerasystem nicht auf Topniveau
  • Kein Oled-Screen
  • Kein Rating für wasserdichtes Gehäuse
  • Keine Agenten-Features

Normalerweise ist ja Nokia ein eher bescheidenes Unternehmen, das lieber die alten Werte pflegt, als mit übertriebenen Ankündigungen zu punkten. Beim Nokia 8.3 5G ist das etwas anders. Denn das Telefon hat sich eine der Gadget-Hauptrollen im neuen James-Bond-Film «No Time to Die» ergattert. Als offizielles Diensttelefon von 007 weckt es natürlich grosse Erwartungen – doch die sollte man gleich etwas zurückschrauben. 

Denn Nokia bleibt sich schlussendlich treu. Das 8.3 5G ist ein solides, durchdachtes und wertiges Smartphone zu einem fairen Preis, das aber weder total überrascht noch mit extravaganten Features auffällt. Was im Alltag ja nicht schlecht sein muss. Doch gehen wir den Neuling von Nokia Schritt für Schritt durch. 

Nokia 8.3 5G kommt spät, aber komplett ausgestattet

Das 8.3 ist Nokias erstes 5G-Gerät. Eigentlich sollte es ja schon im Frühling auf den Markt kommen, doch genau wie der James-Bond-Film musste das Phone wegen Corona auf den Herbst geschoben werden. Zum Preis von 649 Franken wäre das 8.3 im April noch das günstigste neue 5G-Telefon gewesen. Inzwischen gibt es mit demselben 765G-Prozessor von Snapdragon günstigere Angebote, etwa von Xiaomi, OnePlus oder Oppo. Das ist etwas ungewohnt für die Finnen, weil sie etwa bei den zeitgleich lancierten Einsteiger-Phones 2.4 und 3.4 ganz klar zu den preisgünstigsten gehören. 

Trotzdem sind die 649 Franken natürlich immer noch ein fairer Deal für ein komplett ausgestattetes Telefon mit 5G. So bekommt man etwa 8 GB Arbeitsspeicher und erweiterbare 128 GB Speicher. Auf drahtloses Laden muss man verzichten, dafür hat das Nokia 8.3 im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten in diesem Segment einen Kopfhörer-Anschluss eingebaut. 

Den Fingerabdruck-Scanner findet man nicht unter dem Screen, sondern auf der Seite. Direkt in den Power-Knopf integriert. Das ist zwar weniger fancy, dafür im Alltag praktischer und schneller. Mit dem Finger auf den Knopf, schon ist das Gerät entsperrt. 

Grosser Screen ohne Oled, lange Akkulaufzeit

Der 6,8-Zoll-Bildschirm gefällt im Alltagstest durch seine schiere Grösse. Da kann man Videos und Fotos so richtig geniessen. Er ist auch ausreichend hell, aber halt nicht in der Oled-Technik wie bei vielen Konkurrenten. Man vermisst etwas den Kontrast und auch eine schnellere Bildwiederholfrequenz für flüssigere Animationen. Insgesamt ist der Screen durchaus okay, aber nicht überragend. 

Das Nokia 8.3 hat im Test jeweils rund zwei Arbeitstage gehalten.

Ganz anders die Akkulaufzeit: Dank sparsamem Bildschirm und Prozessor hält die 4500 mAh grosse Batterie zwei Tage. Das ist weit überdurchschnittlich. Und liegt auch am Betriebssystem. Nokia hat wie immer Android One aufgespielt, also eine fast pure Version des Google-Betriebssystems. Die hat eigentlich nur Vorteile: klare Menüführung, cleane Optik und Updates direkt von Google. Sprich: Die Sicherheitsupdates kommen schneller und regelmässiger. Und Nokia garantiert mindestens zwei Jahre Weiterentwicklung des Betriebssystems. 

Die Vierfach-Kamera ist nichts für den Nachteinsatz

Vier Sensoren hat Nokia in Zusammenarbeit mit Zeiss in die Kamera eingebaut, allerdings sind nur zwei echte Kameras. Da gibt es einmal die Hauptkamera mit 64 Megapixeln, dazu das Weitwinkelobjektiv mit 12 Megapixeln. Einen optischen Zoom gibts nicht, darum sollte man auch darauf verzichten, sich Objekte näher heranzuholen. Lieber ein paar Schritte vorwärts machen. 

Linse 3 und 4 haben jeweils einen 2 Megapixel grossen Sensor für Spezialaufgaben eingebaut. Einer hilft bei der Tiefenmessung bei Porträtfotos, die auch gut gelingen. Spannend sind die diversen Effekte und dass man die Stärke der Hintergrund-Unschärfe jeweils genau einstellen kann. Der zweite Mini-Sensor hat ein Maktroobjektiv und kommt zum Einsatz, wenn man etwas ganz nahe fotografieren will. Auch das klappt bis zu einem Abstand von etwa vier Zentimetern. 

Doch bei allem Lob: Besser als bei anderen guten Handykameras werden die Aufnahmen nicht. Auch sonst ist die Nokia-Kamera zwar gut, aber nicht überragend. Normale Fotos bei gutem Licht werden scharf und detailreich, auch mit dem Weitwinkel. Sobald das Licht aber nicht mehr gut ist, lässt die Qualität nach. Der Nachtmodus kann dann mit der Konkurrenz nicht mithalten. 

Einzig im Bereich Video hat Nokia etwas mehr herausgeholt. Es gibt einen speziellen «Film»-Modus, der richtig schöne, cineastische Breitbild-Clips liefert. Dazu gibts passende Filter, die den Look noch realistischer machen. Nicht überzogen und überdreht wie bei manchem Hersteller aus Asien, sondern schön klassisch. 

Das Testfazit zum Nokia 8.3 5G

Was kann das James-Bond-Phone von Nokia wirklich? Mit einem soliden Gerät wagt Nokia den Vorstoss in die 5G-Premium-Welt. Das 8.3 ist sicher eine gute Alternative für alle, die nicht 1000 Franken für ein Smartphone ausgeben wollen, aber trotzdem Ansprüche haben und nicht einfach ein Billiggerät kaufen möchten. Als Agenten-Telefon hat das neue Topgerät von Nokia allerdings zu wenig aussergewöhnliche Extras eingebaut. 

Wer deutliche weniger Geld für ein neues Nokia ausgeben will, der findet zwei weitere Neuheiten in den Regalen. Hier gibts ein erstes Hands-on mit dem Nokia 2.4 und 3.4.