Was bringen die sauteuren Gillette-Labs-Rasierer?
Fünf Klingen, edler Standfuss, neue grün-schwarze Verpackung: Gillette Labs heisst der neue Rasierer. Wir haben das Gadget ausprobiert und sagen, ob es das Geld wert ist.
Das mit den Rasierklingen ist eine Wissenschaft. Natürlich gibts verschiedene Hersteller – und dann auch noch bei jedem Hersteller verschiedene Systeme mit ein bis fünf Klingen pro Rasierer. Und immer wieder kommen vermeintlich ganz neue Produkte auf den Markt, etwa von Marktführer Gillette. Bei der neusten Kreation fragen wir uns: Was bringen die sauteuren Gillette-Labs-Rasierer?
Neuer Name, hoher Preis
Ganz prominent stehen sie in den Geschäften, die neusten Produkte von Gillette, bei uns wohl der grösste Hersteller von solchen Nassrasur-Systemen. Auffällig: Die neuste Linie heisst Gillette Labs ohne einen Zusatz und kommt im ganz neuen Look daher.
Die Verpackung ist auffällig grün-schwarz, aber eher auf edel getrimmt. Bisher hatte der Brand einen aggressiveren Look, oft mit blauer, manchmal mit blau-roter Farbgebung.
Rund 35 Franken kostet der Rasierer mit genau einer Ersatzklinge. Das Pack mit sechs weiteren Klingen kostet nochmals so viel. Das sind satte 5.80 Franken pro Stück.
Zum Vergleich: Das «älteste» noch erhältliche System von Gillette heisst Mach3. Hier bekommt man eine Klinge für 1.60 Franken. Und auch beim Fusion5-System ist die Klinge mit 2.40 Franken pro Stück deutlich günstiger.
Jede Klinge, sprich jeder Aufsatz, hat ja nicht nur eine, sondern mehrere effektive Klingen. Bei Mach3 sind es «nur» drei, aber beim deutlich günstigeren Fusion5-System wie bei Gillette Labs jeweils fünf. Daran kann also der Preisunterschied nicht liegen.
Das Wettrüsten der Rasierer-Hersteller
Seit der US-Hersteller, der zum «Procter & Gamble»-Konzern gehört, 1998 mit Mach3 das erste System mit drei Klingen herausgebracht hat, gibts ja eine Art Rasier-Wettrüsten, hauptsächlich mit dem zweiten grossen Hersteller, nämlich Wilkinson Sword.
Nach drei Klingen pro Aufsatz kamen vier Klingen, dann fünf Klingen. Das scheint nun immerhin vorbei zu sein. Gillette Labs hat nicht sechs Klingen, der Hersteller setzt in anderen Gebieten auf neue Features.
Gillette hat gleich zum Start eine ganze Produktewelt herausgebracht: So gibts Rasiergel und Schaum – und zwei Rasierer. Wir haben die günstige, normale Version getestet. Daneben gibts noch einen Rasierer, bei dem man einen Teil des Aufsatzes heizen kann. Der kostet dann aber über 120 Franken.
Immerhin: Die neuen Klingen sollen gleich für alle Rasierer der Gillette-Labs-Reihe passen. Was ja auch darauf hindeutet, dass da eventuell noch mehr Varianten kommen. Wie immer passen die neuen Klingen aber nicht auf alte Rasierer – und auch die alten Rasierer können nicht mit den neuen Klingen aufgerüstet werden.
Was ist wirklich neu am GilletteLabs?
Beim Auspacken fällt sofort aus, dass das neue Modell mit seiner matten Metalloberfläche deutlich hochwertiger wirkt. Unten ist ein weicher, griffiger Kunststoff verbaut, der gut in der Hand liegt. Dazu gibts einen schweren Standfuss, sodass man den Rasierer im Bad auch dekorativ hinstellen kann.
Das ist aber durchaus auch praktisch, weil ja sonst oft die Rasierer irgendwo im Spiegelschrank rumliegen oder dort in ein Glas oder einen Becher gestellt werden.
Der Kopf des Rasierers ist nach links und rechts drehbar, die Klinge selber auch nach vorne und zurück kippbar. So soll sich alles automatisch der Kontur des Gesichts anpassen. Drückt man den dekorativen Ring nach vorne, spickt der Klingenaufsatz weg.
Das Modell hat also fünf Klingen. Dazu kommt ein sogenanntes Reinigungselement, das dauerhaft am Rasierer befestigt ist. Der grüne Streifen besteht aus Kunststoff mit Textur und soll die Haut vor Schmutz und Ablagerungen befreien, bevor die fünf Klingen drüberfahren.
Wie viel besser ist der teurere Rasierer
Für unseren Test vergleichen wir eine brandneue Klinge im günstigen Mach3-System mit dem Gillette Labs – also drei gegen fünf Klingen. Der einzige Vorteil der grösseren Klingenzahl: Man muss weniger oft ein zweites Mal über einen Bereich, bis alles so geschnitten ist, wie man das möchte.
Man ist insgesamt aber weder signifikant schneller, noch ist das Resultat besser. Denn am aufwendigsten sind sowieso die Kanten und Übergänge bei Ohren, Nase und Lippen – und da braucht es etwas Zeit und Konzentration, egal mit welchem Rasierer.
Jeweils eine Hälfte des Gesichts haben wir mit einem Modell rasiert. Ein Unterschied ist weder sichtbar noch spürbar. Beide Systeme sind gleich effektiv.
Gemäss den Erfahrungen mit anderen 5-Klingen-Systeme kann man diese auch nicht viel länger benutzen als die 3-Klingen-Systeme, bevor sie stumpf sind und ersetzt werden müssen.
Immerhin tritt bei Gillette Labs auch nicht das Problem anderer Vielklingen-Modelle auf, wo wegen der engen Bauweise die Bartstoppeln zwischen den einzelnen Klingen so stecken bleiben, dass man sie kaum mehr reinigen kann. Da ist Gillette Labs gleich gut wie etwa Mach3.
Was bringen die sauteuren Gillette-Labs-Rasierer?
Kurz gesagt: Sie bringen nicht wirklich einen grossen Mehrwert und kosten ziemlich viel. Wer unbedingt fünf Klingen will, findet von Gillette selber ein günstigeres System. Klar, Gillette Labs wirkt hochwertig und sieht gut aus, aber ob das diesen Aufpreis wert ist?
Vor allem geht es mit der Zeit ins Geld, weil man ja laufend Klingen nachkaufen muss. Diese dürften dann auch günstiger werden beziehungsweise dann in Grosspackungen mit Rabatt erhältlich sein. Aber die Preisunterschiede sind schon massiv.
Und Gillette sollte vielleicht eher das Problem der Reinigung der Klingen lösen, das wäre mal wirklich eine Neuerung, die vielleicht auch einen teureren Preis rechtfertigen würden.
Denn das ist beim Rasieren weiterhin das Mühsamste. Die abgeschnittenen Härchen mit einem Pinsel oder einer feinen Bürste zwischen den Klingen hervorzuputzen. Abwaschen alleine reicht da oft nicht. Macht man das nämlich nicht jedes Mal, müssen die Klingen noch viel schneller weggeworfen werden, was ökonomisch und ökologisch Unsinn ist.