Teuer, schick, soundstark – Apple-Kopfhörer im ersten Test
Die neuen Apple Kopfhörer sind schon bis nächstes Jahr ausverkauft – auch wenn sie satte 599 Franken kosten. Doch lohnt es sich, das Weihnachtsgeld aufzusparen? Wir haben einen ersten Höreindruck gewonnen.
Die Ankündigung weniger als drei Wochen vor Weihnachten kam etwas überraschend. Apple bringt erstmals Over-Ear-Kopfhörer auf den Markt. Und überholt preislich gleich die gesamte Konkurrenz. Für 599 Franken müssen die Airpods Max einiges bieten. Wir konnten bereits ein Ohr voll nehmen. Teuer, schick, soundstark – die neuen Apple-Kopfhörer müssen sich im ersten Test beweisen.
Hier gibts alle Infos zur Ankündigung. Die Lancierung so spät im Jahr und die Tatsache, dass die Kopfhörer schon im Vorverkauf alle weg gingen, weckt den Verdacht, dass es Apple darum geht, dass sich einige Audio-Fans den Weihnachtsbatzen auf die Seite legen. Denn nur wenige hatten die Chance, noch vor Weihnachten Airpods Max zu kriegen. Aktuell reichen die Wartezeiten bis tief in den Januar.
Doch lohnt es sich, fast 600 Franken aufzusparen und dann nächstes Jahr zuzugreifen? Wir haben einen grünen Kopfhörer zum Test bekommen und können hier die ersten Eindrücke schildern.
Ein gewichtiger Pamir in Edel-Ausführung
Design ist ja immer Geschmacksache. Die Airpods Max sind auf jeden Fall absolut hochwertig. Die Verarbeitung ist erstklassig und die in Aluminium gekleideten Ohrmuscheln sind edel. Für Apple-Verhältnisse ist die Farbvielfalt beeindruckend. Nicht nur kann man das neue Gadget gleich schon zum Start in fünf Farben bestellen, die Kopfhörer selber haben mindestens vier Farbtöne.
In unserem Fall sind die Ohrmuscheln metallisch grün, die Polster farblich passend. Das Gewebe am Bügel ist allerdings weiss, dazwischen blitzen silbern die Metallbügel hervor. Das Case dann ist ebenfalls grünlich, allerdings mit mehr Grauanteil.
Wer es noch bunter treiben will, kann sich die Polster separat kaufen – in allen fünf Farben. Dank tollem magnetischem Verschluss lassen sich diese leicht und schnell austauschen und auch säubern.
Wenn da nur nicht der satte Zubehörpreis von 79 Franken für zwei so Polster wäre. Auch das Audiokabel von Lightning zu 3,5-mm-Stecker muss man sich separat kaufen – für 35 Franken. Das ist dann wieder Apple-typisch.
Freuen wir uns über die tollen Farben und vergessen dabei auch die Form. Die erinnert etwas an einen Pamir, also etwas zu sehr als einen Ohrenschutz. Etwas ovaler oder runder hätte besser gefallen.
Toller Sound, erstklassige Geräuschunterdrückung
Doch lassen wir die Äusserlichkeiten. Wie sind die ersten Eindrücke von Sound und Noise Cancelling? Wie man für diesen Preis erwarten kann, ist der Klang erstklassig. Im Gegensatz etwa zum Homepod sind die Airpods Max eher neutral gehalten. Nicht zu viel Bass, klare Höhen, jeweils angepasst auf die Umgebung.
Schade ist, dass man das nicht selber einstellen kann, etwa den Bass etwas satter erklingen lassen. Vorerst gibts keinen Equalizer, um eigene Klangfarben zu wählen. Man kann mit der Basis-Konfiguration leben, aber zu diesem Preis dürfte man etwas mehr Klang-Möglichkeiten erwarten.
Die aktive Geräuschunterdrückung gehört zu den besten auf dem Markt. Da haben die meisten Konkurrenten das Nachsehen. Vor allem, wenn man keine Musik laufen lässt, fällt das auf. Alle Geräusche werden ausgezeichnet unterdrückt, man hört aber kein leises Rauschen wie bei anderen ANC-Kopfhörern, sondern nur Ruhe.
Beim Vergleich mit dem zwei Jahre alten Sony WH-1000X M3, der inzwischen nur noch 199 Franken kostet, haben die Airpods Max bei der Geräuschunterdrückung die Nase vorne. Weil sie weniger rauschen. Beim Sound jedoch überzeugt Sony mehr, weil man hier ganz individuell festlegen kann, wie die Kopfhörer tönen sollen. Etwa mit deutlich massiverem Bass.
Gewicht ist kein Problem, Case-Konzept schon
Die ersten paar Teststunden zeigen: Dass der Apple-Kopfhörer über 100 Gramm schwerer ist als die meisten Konkurrenten, das dürfte im Alltag nicht stören. Er sitzt bequem und gut gepolstert auf dem Kopf. Allerdings: Bei breitem Kopf können die Bügelränder aus Metall drücken. Das ist dann halt sehr individuell, eventuell passt er sich mit der Zeit auch noch etwas an.
Beim Case hat allerdings Apple etwas zu stark experimentiert. Es zeichnen sich verschiedene Probleme ab. Den Kopfhörer kann man nicht richtig zusammenfalten, er nimmt also sowieso viel Platz weg. Im Case selber ist der Bügel und das dortige weisse Textilnetz ungeschützt. Das wird in der Tasche ein Schmutzfänger, ist zu befürchten.
Das Case aus einem Neopren-artigen Stoff ist zudem alles andere als dicht. Durch grosse Löcher drohen Schmutz, Staub, Sand oder was auch immer einzudringen. Trotzdem wird man ohne Case nicht auskommen. Denn die Airpods Max haben keinen Powerknopf. Nur im magnetischen Case werden sie in den Standby-Modus versetzt und sparen Akku.
Legt man sie draussen hin, dauert es wohl gegen zwei Stunden, bis sie in diesen Status wechseln. Und da die Apple-Hörer eh schon nur 20 Stunden Laufzeit haben, weniger als viele andere, ist das ein echter Nachteil.
Einige Funktionen sind sehr clever: Etwa die magnetisch befestigten Polster, die man leicht herausnehmen und etwa reinigen kann. Auch die Steuerung über einen Knopf und die Drehkrone ist präzis und eingängig.
Teuer, schick, soundstark – Apple-Kopfhörer im ersten Test
Nach dem ersten Ausprobieren zeigt sich. Den Preis von 600 Franken nur mit Soundqualität und Features zu rechtfertigen, wird den Airpods Max nicht leicht fallen. Sie sind auffällig und überzeugen klanglich und bei der Geräuschunterdrückung. Sie haben aber auch konzeptuelle Schwächen.
Dass es schnell gehen musste, zeigt übrigens auch, dass die Software noch nicht hundertprozentig fertig wird. Zum Test vorab musste man sie auch mit einer Betaversion von iOS betreiben. So gab es ab und zu Bluetooth-Störungen, zwei Mal stoppte die Wiedergabe bei einer plötzlichen Bewegung. Und mehrere Male haben sich die Kopfhörer mittendrin auf einmal mit dem iPad verbunden. Diese Probleme dürfte die definitive Softwareversion beheben – oder spätere Updates.
Im Langzeittest wollen wir nun vor allem testen, wie bequem die Kopfhörer über längere Zeit sind und wie lange sie durchhalten. Zudem interessieren die speziellen Features wie 3D-Sound oder das Wechseln zwischen Geräten. Und natürlich, wie sich die Bedienung längerfristig bewährt.