Achtung Online-Verkauf: Fiese Tricks bei Kleinanzeigen
Wer auf Tutti, Facebook oder Co. etwas verkaufen oder kaufen will, muss sich vor Betrügern in Acht nehmen. Wir verraten deren Tricks und was Sie dagegen tun können.
Es braucht Platz für die Neuanschaffungen von Black Friday. Oder man sucht noch ein kleines Weihnachtsgeschenk. Auf Kleinanzeigen-Portalen wie Tutti, Anibis oder auch dem Facebook Marketplace ist das Angebot gross und die Hürden für Kauf oder Verkauf sehr klein. Aber Achtung beim Online-Verkauf: Fiese Tricks bei Kleinanzeigen.
Der Kurier bringt nie das Geld
Der Marketplace von Facebook mit der internationalen Ausrichtung scheint besonders beliebt bei Abzockern zu sein. Kaum hat man ein Inserat mit einem etwas wertvolleren und gut wiederverkaufbaren Produkt aufgeschaltet, ploppen die ersten Nachrichten auf.
Das Vorgehen ist immer gleich: Zuerst die Frage, ob der Artikel noch zu haben ist, dann eine Frage nach dem Zustand oder dem Preis. Und schon kurz danach ein Satz wie dieser: «Okay, ich nehme, ich würde gerne kommen, aber ich bin gerade mit der Arbeit beschäftigt, ich werde einen GLS-Postboten zu Ihnen nach Hause schicken, um Ihnen Ihr Geld in bar zu geben und den Artikel abzuholen.»
Ein halbes Dutzend praktisch identischer Anfragen trifft innert weniger Tage ein – nur der Kurierdienst-Anbieter wechselt. Auffällig: Es werden keine konkreten Fragen zum Produkt gestellt, und auch der Preis wird nicht verhandelt. Die Nachrichten sind total allgemein gehalten und können beliebig für jedes Produkt sein.
Die Absender sind auf den ersten Blick unverdächtig: oft ältere Personen, teilweise aus dem Ausland, manchmal ist das aber auch nicht ersichtlich. Teilweise sieht man Einträge über Jahre. Offensichtlich sind es gehackte Facebook-Zugänge und keine Fake-Accounts, die nur für den Betrug aufgesetzt wurden.
Eingehen sollte man aber auf keinen Fall auf die Kaufangebote. Denn natürlich werden die Betrüger kein Geld schicken, sondern auf verschiedenste Weise versuchen, die arglosen Verkäufer abzuzocken.
Entweder verlangt der vermeintliche Kurier über gefälschte E-Mails die Vorauszahlung von Transportkosten oder eine Kurierversicherung. Oder es gibt «Schwierigkeiten» beim Geldtransfer. Das Produkt wird abgeholt, der Geldtransfer nur mit gefälschten Belegen dokumentiert.
Das können Sie tun: Verkaufen Sie gerade auf grossen Plattformen wie Facebook nur gegen Vorkasse – oder persönlich. Das ist je nachdem bei Schweizer Plattformen wie Tutti oder Anibis einfacher. Verdächtige Profile können Sie mit ein paar Klicks an Facebook melden.
Wenn es den Treuhänder gar nicht gibt
Diese Art von Betrug gibts auch umgekehrt. Da findet man in den Kleinanzeigen das schon lange gewünschte Gadget – und das zu einem Schnäppchenpreis. Der Verkäufer allerdings wohnt meist im Ausland und schlägt darum vor, das Geschäft über einen Treuhänder abzuwickeln.
Das kann etwa ein Spediteur sein oder einer der grossen Kurierdienste. Sicher soll das sein, weil der Treuhänder dem Verkäufer das Geld erst auszahlt, wenn die Ware angekommen ist.
Vorsicht: Das kann eine Betrugsmasche sein. Das Speditionsunternehmen gibt es entweder gar nicht, oder aber die vom Verkäufer geschickten Links führen auf eine täuschend echt gefälschte Webseite. Wer Geld einzahlt, verliert alles.
Das können Sie tun: Seien Sie speziell vorsichtig bei Transaktionen mit dem Ausland. Recherchieren Sie selber, ob es einen Anbieter wirklich gibt. Oft wird vor unseriösen Angeboten gewarnt. Nutzen Sie nie zugeschickte Links auf die Webseiten von UPS, DHL und Co., sondern surfen Sie selber auf die Seiten und loggen Sie sich dort ein.
Gefälschte Zahlungsmöglichkeit über die Kleinanzeigen
Auf eine aktuelle Betrugsversion weist Tutti vorbildlich selber hin. Der Schweizer Anbieter hat sowieso einen lesenswerten Blog, wo immer wieder solche Themen aufgegriffen werden.
Besonders perfid: Hier haben die Abzocker eine Fake-Webseite gebaut – im Design von Tutti und mit dem Logo der Schweizerischen Post. Es wird vorgegaukelt, dass das Kleinanzeigen-Portal neu einen Bezahldienst oder einen Kurierdienst hat. Beides ist nicht der Fall, Tutti ist eine reine Anzeigenseite.
Perfid ist auch, dass hier nicht nur potenziell ein bezahlter Betrag weg ist, sondern auch gleich noch die gesamten Kreditkartendaten in Kombination mit den persönlichen Angaben. Teilweise sind ganze Anleitungen darüber, wie das vor sich geht, in gefälschtem Design im Umlauf.
Das können Sie tun: Standardmässig ist bei Tutti-Inseraten die Handynummer ausgeblendet – lassen Sie das so und kommunizieren Sie nur über den Dienst von Tutti selber. Überprüfen Sie bei zugeschickten Links immer, wohin diese wirklich führen.
Sicher ist, nicht auf Links zu klicken, sondern direkt auf die Hauptseite von Tutti oder der Post zu surfen und dort ein Angebot zu suchen. Auch hier kommt übrigens der Käufer tendenziell aus dem Ausland, auch wenn er eine Schweizer Adresse vorgaukelt. Erkennbar ist das etwa an der ausländischen Handyadresse oder an merkwürdigen Formulierungen.
Achtung, Online-Verkauf: Fiese Tricks bei Kleinanzeigen
Hier ein paar weitere Abzocker-Tricks, die teilweise schon länger immer wieder versucht werden. Oft geht es dabei um einen Kauf oder Verkauf ins Ausland. So muss man extrem vorsichtig sein, bevor man Waren schickt. Kontobelege oder Fotos von Einzahlungen können gefälscht sein.
Umgekehrt kann auch vermeintlich «abgesichertes» Geld verschwinden. Zum Beispiel kann man über Western Union einen Deckungsbetrag hinterlegen. Allerdings können in gewissen Ländern diese Beträge auch ohne den Code der Transaktion abgehoben werden. Es reicht, den Absender und den genauen Betrag anzugeben.
Auch mit der sogenannten Paysafecard wird Schindluder getrieben. Die ist eigentlich sinnvoll, weil man hier ohne Kreditkarte bezahlen kann. Die Betrüger bringen einen aber dazu, diese Bezahlung über einen vermeintlich sicheren Kanal auszulösen. Dazu bekommt man etwa ein gefälschtes Mail der Post, wo man die Nachnahmegebühr per Paysafe bezahlen soll – im Glauben, das Paket sei schon unterwegs.
Perfide ist auch der Dreiecksbetrug: Der Betrüger kopiert Ihr Verkaufsinserat und stellt es nochmals online. Gleichzeitig meldet er sich als Inserent und kommt so an die Paypal-Angaben. Meldet sich nun ein Käufer auf die Fake-Anzeige, gibt der Abzocker die fremden Paypal-Angaben weiter, lässt das Produkt von Ihnen aber an eine Adresse seiner Wahl schicken, wo er es abfängt.
Sie schicken es natürlich los, weil Sie ja das Geld erhalten haben. Am Schluss verschwindet der Täter mit dem Produkt, der unschuldige Käufer zieht sein Geld via Paypal retour – und Sie können nichts mehr machen.
Übrigens: Aufgepasst auch, wenn jemand Sie bittet, via Paypal mit der Funktion «Geld an Freunde und Familie senden» zu zahlen. Das spart zwar Gebühren, man kann aber das Geld nicht zurückfordern. Das geht nur mit «Geld senden für Waren und Dienstleistungen».
Trotzdem: Abschrecken sollte man sich nicht von den fiesen Tricks. Wer lokal in der Schweiz etwas verkauft und am besten persönlich im Tausch gegen Bargeld übergibt, der kann gute und sinnvolle Geschäfte machen.
Schliesslich ist es deutlich nachhaltiger, etwas weiterzugeben, als es einfach wegzuwerfen. Und ist der Wert zu klein, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Dinge auch zu verschenken. Etwa in spezialisierten, regionalen Gruppen auf Facebook. Aber immer gilt: Achtung, Online-Verkauf – denn bei Kleinanzeigen lauern fiese Tricks.
Übrigens: Fiese Tricks werden nicht nur bei Kleinanzeigen eingesetzt, sondern auch bei Internet und E-Mail. Hier gibts einen ausführlichen Artikel dazu.