Ein 500-Fr.-Handy bewährt sich auch für Pro-User

Kommt man als Flaggschiff-Nutzer im Alltag auch mit einem Mittelklasse-Gerät klar? Der Vergleich von Oppo Reno 8 und Nothing Phone (1) zeigt, wie gut diese Kategorie geworden ist.

TextLorenz Keller

Viele Userinnen und User sind sich gewohnt, über 1000 Franken für ein neues Smartphone auszugeben. Wer jeweils das beste Modell eines Herstellers will, muss so viel zahlen – egal ob bei Apple, Samsung oder Oppo. Auch als Tester ist man verwöhnt und darf immer die Flaggschiffe ausprobieren. Doch wie sieht es aus, wenn man plötzlich im Alltag mit einem Mittelklasse-Gerät unterwegs ist? Da merkt man plötzlich: Ein 500-Fr.-Handy bewährt sich auch für Pro-User.

Attraktiv trotz günstigem Preis

Für unseren Vergleich haben wir zwei ganz neue Mittelklasse-Phones für unter 500 Franken getestet. Und zwar haben wir die Handys im Sommer und Frühherbst jeweils während rund zwei Monaten im Alltag als Hauptgerät benutzt.

Und zwar das seit Juli erhältliche Nothing Phone (1), das für rund 480 Franken im Handel erhältlich ist. Als zweiter Kandidat steht das Oppo Reno 8 bereit, das man seit Ende August für knapp 500 Franken bestellen kann.

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Bei der Optik haben beide Hersteller nicht gespart. Die Phones wirken modern und hochwertig – und sehen doch ganz anders aus. Vor allem Nothing stellt das Design mit der transparenten Rückseite und den überall symmetrisch gleich dicken Rändern rund um den Screen in den Vordergrund.

Das Oppo ist ein wenig kompakter und leichter gebaut. Und die Rückseite ist nicht aus Glas, sondern aus Kunststoff. Das kann einen stören, hat aber im Alltag auch Vorteile. So ist das Gerät ohne Glas auf beiden Seiten einfach robuster, und man kann es eher ohne Case nutzen.

Verzicht bei Prozessor, grandios bei Akkulaufzeit

Beide Smartphones haben keinen Top-Prozessor eingebaut. Der Snapdragon 778G+ im Nothing ist genauso mittelklassig wie der MediaTek Dimensity 1300 im Oppo. Und ja, im Vergleich zur Oberklasse merkt man halt ab und zu einen Ruckler oder eine kleine Verzögerung beim Aufstarten einer App.

Wirklich störend ist das im Alltag nicht. Auch bei den Displays heisst es ganz einfach «gut genug». Oppo bietet die höhere Spitzenhelligkeit, Nothing die höhere Bildwiederholfrequenz. Im Test sind beide Bildschirme immer gut ablesbar; wenn die Sonne voll draufscheint, wünscht man sich aber etwas mehr Power.

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Einen Vorteil aber haben diese Sparmassnahmen: Der 4500 mAh grosse Akku hält bei beiden Modellen sehr lange. Auch bei intensiver Nutzung haben wir den Akku nicht leer gekriegt. Und gerade im Standby-Betrieb ist es erstaunlich, dass der Batteriestand etwa über Nacht kaum sinkt.

Da können die günstigeren Phones locker mit den Flaggschiffen mithalten – ja, sie überholen sie sogar teilweise. Und die Akkulaufzeit ist wirklich etwas, das man tagtäglich schätzt.

Hier unterscheiden sich Oppo und Nothing

In vielen Bereichen sind sich die zwei Smartphones ähnlich. Etwa beim gut funktionierenden Fingerabdruck-Scanner unter dem Screen. Oder bei den 256 GB Speicher, die beide zu diesem Preis inklusive haben. Übrigens etwas, wofür man bei vielen doppelt so teuren Geräten noch extra zahlt.

Nothing hat noch etwas mehr Features ins Gerät gepackt, so etwa drahtloses Laden oder auch recht gute Lautsprecher. Bei Oppo tönen diese leider höchstens mittelmässig.

Dafür gibts beim Reno 8 Schnellladen mit 80 Watt, so dass es weniger als eine halbe Stunde dauert, bis der Akku wieder voll ist. Beim Nothing sind es deutlich mehr als eine Stunde.

Gute Hauptkameras mit eigenen Schwerpunkten

Früher musste man bei den Kameras jeweils die sichtbarsten Abstriche machen. Das hat sich geändert. Beide Geräte haben einen lichtstarken Hauptsensor mit 50 Megapixeln eingebaut. So gelingen gute Fotos in allen Situationen. Ja, man kann Aufnahmen machen, die erstklassig aussehen.

Das Nothing Phone (1) setzt auch beim Weitwinkel auf 50 Megapixel. Dieser Sensor ist dem Weitwinkel im Oppo mit nur acht Megapixeln deutlich überlegen – vor allem bei schwierigeren Lichtverhältnissen.

Dafür bietet das Reno 8 eine Selfiecam mit 32 Megapixeln, die auf höchstem Niveau mithält. Vor allem bei hellem Hintergrund holt das Oppo noch erstaunlich viel heraus. Der 16-Megapixel-Sensor im Nothing dagegen liefert eher durchschnittliche Selfies.

Wo man klar einen Unterschied zu den Topmodellen von Apple, Samsung oder Oppo sieht, ist bei Videoaufnahmen. Hier kommen Stabilisierung, HDR, Fokussierung und so weiter nicht immer mit.

Ein 500-Fr.-Handy bewährt sich auch für Pro-User

Als Tester ist man sich gewohnt, oft mit Smartphones für 1000 Franken und mehr den digitalen Alltag zu bewältigen – und sie auch beruflich intensiv zu nutzen – von TikTok über Fotos bis zu Mail und Kalender.

Trotzdem hat man eigentlich in den jeweils zwei Monaten nichts vermisst. Man kann schöne Fotos schiessen, Musik oder Filme streamen, drahtlos bezahlen, alle möglichen Apps nutzen – und das, ohne dauernd nachladen zu müssen. Ja, beide Smartphones sind sogar schick und machen Spass.

Das zeigt vor allem, wie gut die Mittelklasse inzwischen geworden ist. Klar, können die Topmodelle der grossen Hersteller noch mehr und sind in vielen Bereichen besser. Aber ob einem das wirklich so viel mehr Geld wert ist, muss jeder selber wissen.

Abstriche muss man beim Prozessor machen, der nicht immer verbergen kann, dass er nicht dieselbe Power hat wie bei den Spitzenmodellen. Und im Bereich Video haben die Mittelklasse-Geräte von Nothing und Oppo ebenfalls Verbesserungspotenzial.