Das beste Samsung hängt die Konkurrenz ab

Eigentlich hat Samsung das S23 Ultra nur in zwei Bereichen verbessert – und doch merkt man im Alltag erstaunlich viel davon. Momentan ist das neue Flaggschiff wohl das beste Phone, das man momentan kaufen kann.

TextLorenz Keller

Gerne gebe ich zu: Im ersten Moment ist die Gefahr gross, das S23 Ultra zu unterschätzen. Darum gab es auch bei der Ankündigung der neuen Samsung-Modelle Anfang Februar eher verhaltene Reaktionen. Doch im ausführlichen Test zeigt es sich: In den Neuerungen steckt mehr drin, als man denkt. Und das beste Samsung hängt damit die Konkurrenz ab.

Gleicher Look sorgt für gleiches Feeling

Zur grössten Schwäche des S23 Ultra kommen wir gleich zum Start: Samsung hat an der Optik kaum was verändert, nur Insider erkennen die Unterschiede. Die leicht grösseren Kameraringe etwa, die neuen, sehr dezenten Farben oder auch die leicht anders gebogenen Kanten.

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Aber eben: Das neue Topmodell wirkt im ersten Moment genauso wie das alte. Was auch daran liegt, dass der Hersteller etwa beim 6,8-Zoll-Screen nichts Sichtbares verändert hat. Er ist immer noch hochaufgelöst, hell und mit leuchtenden Farben. Also auf Topniveau – wie beim Vorgänger auch.

Zumindest für den Look und das Feeling wäre es sicher von Vorteil gewesen, am Design etwas mehr zu ändern. Wie das ja bei den normalen S23 Modellen gemacht wurde, die sich klar von Vorgängern unterscheiden.

Immerhin: Sobald man das Ultra in die Hand nimmt, fühlt es sich anders an als der Vorgänger. Der hatte sehr gleichmässige, runde Kanten und rutschte trotz der Grösse gern aus der Hand. Die neue Kantenform mit mehr Abstufungen ist nun spürbar griffiger.

Mehr Power – auch für den Akku

Erfreulich ist ja, dass Samsung nun nicht mehr zwei verschiedene Prozessoren je nach Region einbaut, sondern überall in der Welt denselben. Nämlich den neusten Snapdragon 8 Gen 2 mit 8 bis 12 GB Arbeitsspeicher.

Zusätzlich hat Samsung den Chip speziell optimiert und holt damit noch ein bisschen mehr Leistung heraus. Der Prozessor liefert damit in den Performance-Tests Bestnoten – wie man etwa hier nachlesen kann. Vor allem auch im Vergleich zum Vorjahr gibts nochmals ein schönes Plus an Leistung.

Für den Alltag wichtig ist aber eigentlich nur, dass man sich mit dem S23 Ultra ein Gerät kauft, dass nicht nur über Jahre Updates bekommt, sondern eben auch die Power hat, auch in vier oder fünf Jahren noch genug schnell Anwendungen verarbeiten zu können.

Man müsste insgesamt aber lügen, wenn man den Performance-Gewinn bei der normalen Nutzung wirklich bemerken würde. Der Vorgänger lief tipptopp, das ist auch beim S23 Ultra so. Aber dank der Power sind natürlich auch Dinge möglich, wie ohne merkliche Verzögerung 200 Megapixel Fotos aufnehmen, bei denen dann gleich 16 Pixel zu einem zusammengerechnet werden.

Überraschend deutlich spürbar ist ein Nebeneffekt des neuen Prozessors: Er ist nämlich deutlich effizienter. Trotz gleich gebliebenem Akku mit 5000 mAh erhält man eine spürbare längere Batterielaufzeit. Das ist natürlich ein echter Gewinn im Alltag. Und es ist damit eher verschmerzbar, dass das Samsung mit 45 Watt eher langsam lädt.

Konkret darf man mit 10 bis 11 Stunden ununterbrochener Nutzung rechnen. Bei den meisten Usern dürfte das S23 zwei Tage halten. In den grossen Vergleichstests, etwa hier von PhoneArena, ist die Akkulaufzeit ganz nah am bisherigen Primus, dem iPhone 14 Pro Max.

Da aber das Ultra im Standby-Betrieb sehr sparsam ist, verliert man über Nacht etwa fast keine Akkukapazität, was dann eben im Zweitagesbetrieb von grossem Vorteil ist.

Mehr Megapixel bringen etwas

Sehr gespannt durfte man nach der Präsentation der neuen Samsung-Geräte auf die Kameras sein. Denn die Verdoppelung der Megapixel von 108 auf 200 im Hauptsensor muss im Alltag nicht bedeuten, dass auch die Bilder besser werden. Umgekehrt heisst eine Reduktion von 40 auf 12 Megapixeln bei der Selfiecam auch nicht, dass die Fotos automatisch schlechter werden.

Die gute Nachricht: Die Bildqualität hat sich bei beiden Sensoren in der neuen Version verbessert. Da der Vorgänger, das S22 Ultra, ja bereits unseren grossen Fotovergleich im November gegen aktuelle Modelle wie das iPhone 14 Pro Max gewonnen hat, hat nun also das S23 Ultra ziemlich sicher die besten Kameras auf dem Smartphone-Markt.

Diesen Titel verdient das Ultra vor allem wegen der Vielseitigkeit. Trotz neuen Sensoren sind zwar Weitwinkel und Zoom nicht sichtbar besser geworden, aber das ist Stagnation auf höchster Ebene. Vor allem beim Zoom kann da niemand mithalten: Dank 3x und 10x optischer Vergrösserung lassen sich Fotos und ausgezeichnet stabilisierte Videos von weit entfernten Dingen aufnehmen.

Der Hauptsensor nutzt ja im Normalfall nicht die 200 Megapixel, sondern kombiniert jeweils 16 Bildpunkte zu einem. Was das bringt, merkt man vor allem bei kritischen Lichtverhältnissen – also bei grossen Kontrastunterschieden oder im Dunkeln.

Im Test haben wir das Ultra mit dem Google Pixel 7 Pro verglichen, das bisher als König der Nachtaufnahmen galt. Aber das Samsung kann gut mithalten. Zwar hellt es oft weniger auf als das Pixel, dafür sind mehr Details zu sehen, und das Bildrauschen fällt geringer aus. Allerdings muss man oft ins Bild reinzoomen, um das wirklich zu sehen.

Samsung dreht die Farben mehr auf als Google, was nicht immer natürlicher wird. Dafür hat das Ultra auch bei Selfies in der Nacht bei Bildrauschen, Schärfe und Detailgrad die Nase vorn.

Im normalen Tageslicht sind die Unterschiede kleiner. Man muss wieder in die Extreme gehen, um die Qualität des 200-Megapixel-Sensors erkennen zu können. Also beispielsweise voll in die gleissende Sonne fotografieren: Hier schafft es das Samsung dann trotzdem, deutlich mehr Details des Walds hinten noch einzufangen als Google.

Übrigens: Natürlich kann man auch Bilder mit voller 200-Megapixel-Auflösung schiessen, die dann aber über 100 MB Speicher beanspruchen. Da dann keine Software-Tricks mehr möglich sind, lohnt sich das nur bei sehr gutem Licht. Und eigentlich nur, wenn man das Foto dann auch riesig ausdrucken oder kleinere Ausschnitte der Aufnahme verwenden will.

Als Kompromiss gibts auch einen 50-Megapixel-Modus, bei dem jeweils aus vier Pixeln ein Bildpunkt berechnet wird. Das ist sicher eine ideale Lösung für alle, die möglichst viel unverfälschte Bildinformationen brauchen, weil sie später die Fotos noch bearbeiten wollen. Wer die Aufnahmen eh sofort nutzt, der fährt mit der Standardversion sowieso sehr gut.

Komplett-Paket fast ohne Schwächen

Samsung liefert auch sonst alle Features, die momentan überhaupt möglich sind. Das sehr helle und hochaufgelöste Display gehört zu den besten auf dem Markt – auch wenn es nur bei der Glasstabilität verbessert wurde.

WiFi 6e ist ebenso Standard wie ein Fingerabdruck-Scanner unter dem Screen und ein wasserdichtes Gehäuse. Alles ist top verarbeitet, und sogar die Lautsprecher klingen sehr gut für so ein Smartphone.

Dazu kommt als Extra der direkt ins Gehäuse eingelassene Bedienstift. Den muss man nicht nutzen, aber es gibt durchaus Fans davon, die damit Notizen machen oder die Zeichenerkennung nutzen. Und spätestens wenn man im Winter mit dicken Handschuhen ausgerüstet ist, weiss man den S-Pen zu schätzen. Damit lässt sich nämlich das Smartphone problemlos bedienen, ohne dass man kalte Hände kriegt.

Ein Smartphone ganz ohne Schwächen? Nicht ganz. Die grösste Schwäche ist natürlich der Preis. So viel Qualität kostet auch schön viel Geld. 1349 Franken zahlt man mindestens für das S23 Ultra mit 256 GB Speicher. Das ist halt schon viel Geld und recht nahe an Preis-Primus Apple.

Was man auch vermisst im Alltag, ist richtig schnelles Aufladen. Und die Software ist weiterhin ziemlich weit weg vom Basis-Android. Da ist es Geschmackssache, ob einem das gefällt oder stört. Was nerven kann, sind die vielen vorinstallierten Samsung-Apps. Warum braucht man einen Samsung-Store, wenn man doch den Play Store von Google hat. Zwei Kalender, zwei Browser und so weiter – eigentlich ist das total unnötig.

Das beste Samsung hängt die Konkurrenz ab

Insgesamt bietet Samsung mit dem Galaxy S23 Ultra wohl das am umfassendsten ausgerüstete und beste Smartphone an, das man für (viel) Geld kaufen kann. Kamera, Performance, Akkulaufzeit – alles wurde substanziell verbessert und ist nun auf absolutem Topniveau.

Marketingtechnisch ist es wohl ein Fehler, dass das Design praktisch unverändert ist und somit das neue Ultra eher unterschätzt wird. Den Kunden kann das aber eigentlich egal sein. Klar ist aber auch, dass Besitzer eines S22 Ultra nicht unbedingt upgraden müssen. Von einem S21 her merkt man dann aber die Unterschiede klar und deutlich.

Das Ultra ist aber nicht nur teuer, sondern auch gross und schwer. Hier gibts von Samsung als Alternative die deutlich günstigeren S23 und S23 Plus. Hier bekommt man zwar den gewünschten Design-Unterschied und auch die deutlich bessere Selfiecam und den tollen Prozessor. Bei der Hauptkamera bekommt man aber nur bewährte Kost, und die Akkus sind deutlich kleiner.