Kein Scherz – Dyson baut luftreinigenden Kopfhörer
Der Dyson Zone ist ein Over-Ear-Kopfhörer für Sound – und führt gleichzeitig saubere Luft zu Nase und Mund. Zielgruppe sind Allergiker und alle, die in Grossstädten mit Smog unterwegs sind.
Vielleicht sollte man nicht im Vorfeld des 1. April Produkte ankündigen, die etwas skurril aussehen und die im ersten Moment wie ein Aprilscherz wirken. Dyson hat das gemacht – aber auch versichert, dass es sich nicht um einen Scherz handelt: Dyson baut luftreinigenden Kopfhörer.
Soundgenuss und saubere Luft
Im Zentrum von Dysons Überlegungen steht nicht zum ersten Mal die Luftqualität. Das englische Unternehmen zitiert eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die besagt, dass
90 Prozent der Weltbevölkerung schlechte Luft einatmen. Also Luft, welche die von der WHO empfohlenen Grenzwerte für Schadstoffe überschreitet.
Das betrifft sicher all jene stark, die in den Grossstädten rund um den Globus leben. Aber eben nicht nur. Dazu kommt die Lärmbelastung, der wir ausgesetzt sind.
Seit sechs Jahren arbeitet Dyson an einer Lösung betreffend Luftverschmutzung und Lärm. Also dass man zumindest als Individuum für sich eine Lösung hat und sozusagen die Symptome bekämpfen kann.
Dyson will noch dieses Jahr den Dyson Zone auf den Markt bringen. Ein Over-Ear-Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, der die Luft mit Filtern reinigt und dann mit zwei Miniatur-Luftpumpen direkt an Mund und Nase führt. 500 Prototypen hat es gebraucht, bis das Modell fertig entwickelt war.
So funktioniert der Reinigungs-Kopfhörer
Die Luft wird an den zwei Ohrmuscheln von Kompressoren angesaugt und durch doppellagige Filter geführt. Die Filterung mit Elektrostatik hält laut Dyson 99 Prozent der Partikel bis zu einer Grösse von 0,1 Mikron auf. Das bedeutet, dass Staub und Pollen herausgefiltert werden, aber auch Bakterien oder das Coronavirus.
Zusätzlich gibts einen Kohlefilter, der Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Ozon entfernt. Über den Bügel vor dem Gesicht wird die gereinigte Luft direkt zu Nase und Mund geführt. Das soll auch bei Wind funktionieren.
Wichtig ist dem Hersteller, dass dies alles ohne Berührung funktioniert. Sprich: Es ist keine Maske, die man irgendwie überziehen muss, sondern nur ein Bügel, der vor das Gesicht geklappt wird.
Über den Kopfhörer kann man natürlich auch Musik hören. Dyson hat offenbar auch viel Zeit in die Soundqualität investiert. Der Kopfhörer bietet eine aktive Geräuschunterdrückung. Das ANC lässt sich voll einschalten, sodass man von der Aussenwelt «abgeschottet» ist. Im Transparenzmodus dagegen werden Aussengeräusche über Mikrofone aufgenommen und sogar verstärkt, damit man etwa Durchsagen gut hört.
Sobald man den Bügel absenkt, schaltet sich die Reinigung automatisch aus und der Konversationsmodus wird aktiviert, damit man sich unterhalten kann.
Überzeugt das Dyson-Konzept?
Grundsätzlich ist die Idee natürlich überzeugend. Was tragen viele Menschen sowieso, wenn sie unterwegs sind? Genau: einen Kopfhörer, um Musik oder Podcasts zu hören. Ideal also, um die Luftreinigungstechnik daran aufzuhängen. Weniger günstig ist der Kopfhörer natürlich, wenn man auf dem Velo oder dem E-Scooter sitzt und dabei einen Helm tragen sollte.
Dank den Filtern sind nicht nur Grossstadtbewohner Zielgruppe, sondern etwa auch Allergiker. Der Filter hält alle Pollen zurück. Zudem soll der Dyson Zone auch als Maske gelten. Dank einem Gesichtsabdeckungsaufsatz entsteht eine geschlossene Lösung, die etwa bei Maskenpflicht akzeptiert werden sollte. Es gibt gar einen FFP2-Aufsatz, damit diese Regularien erfüllt werden.
Die grosse Frage wird sein: Will man wirklich mit so einem doch recht wuchtigen Teil auf dem Kopf herumlaufen? Wer bisher immer schon grosse Kopfhörer getragen hat, der hat damit vielleicht weniger Probleme. Auch wer etwa stark unter Heuschnupfen leidet und für den vielleicht die Pollenfilterung eine Erleichterung bietet.
Preis? Akkulaufzeit? Fragen über Fragen
Auf den Markt kommt der Dyson Zone erst im Herbst. Vielleicht ja passend zu einer Corona-Winterwelle, wo das Thema Maske wieder präsenter ist. Und auch der Smog ist in den Städten im Winter teilweise deutlich stärker.
Darum hat der Hersteller auch einige Details noch offen gelassen. Etwa die Laufzeit der Batterie. Gute Over-Ear-Kopfhörer bieten 20 Stunden und mehr Soundgenuss. Beim Dyson dürften es mit Filterung deutlich weniger sein.
Auch der Preis des Geräts ist noch offen. Man kann davon ausgehen, dass der Dyson Zone nicht ganz günstig sein wird. Aber ob es eher 500 Franken oder 1000 Franken sind, ist noch ganz schwer abzuschätzen. Auch ist offen, wie oft man die Filter wechseln muss und was das kostet.
Zudem: Wie schwer ist das ganze Gadget? Dyson betont die spezielle Konstruktion, welche das Gewicht wie bei einer Satteltasche gleichmässig auf dem Kopf verteilt. Das deutet darauf hin, dass der Zone nicht ganz leicht ist.
Im Test wird sich zeigen, ob man wirklich bequem über längere Zeit mit dem Luftreiniger auf dem Kopf durch die Stadt laufen kann. Der Test muss ebenfalls belegen, wie laut die Kompressoren sind, die ja direkt auf den Ohren sitzen. Klar, das Noise Cancelling reduziert die Geräusche sicher. Aber was ist, wenn man mit jemandem sprechen oder sich einfach nicht total von der Umwelt abschotten will?
Befürchtungen gibt es auch, das Gadget könnte zu einem «Superspreader» werden, wenn es in Innenräumen einfach so genutzt wird und die ausgeatmeten Aerosole per Luftstrom verteilt. Dazu weiss man aber einfach noch zu wenig. Es ist schon zu hoffen, dass Dyson auch das angeschaut hat und die Aerosolverteilung zumindest nicht negativ beeinflusst wird.
Kein Scherz – Dyson baut luftreinigenden Kopfhörer
Zuerst denkt man bei der Pressemitteilung von Dyson an einen Scherz. Dann merkt man, dass es dafür wohl eine nicht ganz kleine Zielgruppe gibt. All jene auch, die schon heute Luftreiniger zu Hause einsetzen. Allerdings sind auch noch viele Fragen zum Produkt offen, die sich spätestens im Herbst mit der Lancierung klären dürften.
Spannend ist die Innovation auf jeden Fall, da ja Dyson immer wieder gezeigt hat, wie man auf neuen Wegen grossen Erfolg haben kann. Etwa bei den Akkustaubsaugern ohne Beutel, die in der neusten Version V15 Detect ja auch mit einem grünen Laser kommen. Aber auch die Luftreiniger im schicken Design und die zwar teuren, aber unglaublich guten Haar-Gadgets.