Günstige Kopfhörer, die einfach Spass machen

Auch das dritte Gadget von Nothing überzeugt. Nach Kopfhörer und Smartphone kommen nun wieder Kopfhörer auf den Markt. Die Ear Stick sind witzig, günstig und tönen gut.

TextLorenz Keller

Pros

  • Schickes, trotzdem funktionales Case
  • Günstiger Preis
  • Gute Soundqualität
  • Mikrofone überzeugen

Cons

  • Case recht gross
  • Keine besonderen Funktionen

Es gibt unzählige Kopfhörer auf dem Markt. Bei den Händlern findet man mehrere Tausend Modelle, darunter mehr als tausend In-Ear-Varianten. Da herauszustechen, ist nicht einfach. Die neuen Kopfhörer von Nothing schaffen es aber trotzdem. Mit solider Qualität, günstigem Preis und einem auffälligen Design. Günstige Kopfhörer, die einfach Spass machen.

Gibts wieder einen Mega-Hype?

Nothing ist noch ganz neu auf dem Markt. Der Hersteller aus London wurde von OnePlus-Mitgründer Carl Pei ins Leben gerufen. Im Sommer 2021 gab es das erste Produkt – und die Nothing Ear 1 Kopfhörer sollen sich seither über eine halbe Million Mal verkauft haben.

Schon damals gelang es dem Brand, einen Hype zu erzeugen, der dann diesen Frühling bei der Lancierung des ersten Smartphones von Nothing noch viel grösser wurde. Hier gibts die ausführliche Review zum Nothing Phone 1.

Nun also ein drittes Produkt – und wieder sind es Kopfhörer. Sie heissen Ear Stick und fallen wiederum mit einem aussergewöhnlichen Design auf. Die Hörer an sich sind in ihrem transparenten Look auf den ersten Blick den Ear 1 sehr ähnlich. Allerdings ist es dieses Mal deutlich ruhiger rund um die Lancierung – was aber gar nicht schlecht ist.

Case mit einem speziellen Dreh

Das Ladecase sieht ganz anders aus als bei den meisten Kopfhörern. Es ist ein runder, länglicher Zylinder – so etwa wie ein Salzstreuer. Wie immer bei Nothing ist die Aussenhülle sehr transparent – was dieses Mal nicht nur eine optische Funktion ist. Der äussere Zylinder lässt sich drehen, so dass die Öffnung an der Rückseite dann über den zwei Hörern liegt. Und man diese herausnehmen kann.

Der aussergewöhnliche Look macht einfach grossen Spass. Dieses Drehen der Zylinder, die Präsentation der Kopfhörer – und alles ist auch noch durchaus alltagstauglich und praktisch.

Zwei Nachteile hat das Case auch: Zwar bietet es dank grossem Akku bis zu 30 Stunden Wiedergabezeit, es ist aber auch grösser und unförmiger als die meisten anderen Cases. Definitiv kein Gadget, das man so über längere Zeit in der Hosentasche mittragen möchte.

Zudem kann man das Case auch nicht drahtlos laden, sondern «nur» mit einem USB-C-Kabel. Im Gegensatz zu den Ear 1, die zu einem sogar leicht tieferen Preis drahtloses Laden anbieten.

Sound gut, Mikrofonqualität sehr gut

Kommen wir zu den zentralen Eigenschaften der Kopfhörer. Da ist zuerst einmal die Soundqualität. Die ist in der Grundeinstellung ausgewogen. Der Klang ist sehr klar, der Bass vor allem schön treibend, wenn man ihn in den Einstellungen etwas hochschraubt.

In einer speziellen App kann man selber wählen, wie man die Ear Stick gerne hat. Eher neutral eingestellt – oder aber auch mit wummerndem Bass. Auch die Bedienung lässt sich hier konfigurieren.

Beide Ohrhörer haben jeweils einen Druckknopf, der vier verschiedene Befehle unterstützt. Man kann also nicht nur starten oder stoppen, sondern auch Songs überspringen und sogar die Lautstärke verändern. Dank guten Druckpunkten passiert das übrigens nie aus Versehen, wenn man die In-Ear-Hörer zurechtrückt.

Speziellen Wert hat Nothing auf die Mikrofonqualität gelegt. Drei Stück sind eingebaut – und sie sollen die Stimme klarer von den Hintergrundgeräuschen abgrenzen. Das funktioniert gut: Die Gesprächspartner am Telefon lobten gar den klaren Ton, der trotzdem nicht einfach in den Tiefen beschnitten wird wie sonst so oft. Somit gehören die Ear Stick zu den besseren In-Ear-Kopfhörern, wenn man viel telefoniert.

Akkulaufzeit macht den Unterschied

Die Ear Stick sind im Handel für 109 Franken erhältlich. Das ist leicht mehr als für die älteren Ear 1, die zwar ebenfalls zu diesem Preis gestartet sind, dann aber schnell für unter 100 Franken erhältlich waren – und inzwischen 80 bis 90 Franken kosten.

Allerdings hat Nothing angekündigt, den Preis der Ear 1 wegen gestiegener Kosten auf 159 Franken anzuheben. Man sollte also schnell zugreifen, wenn man noch welche kaufen will. Das ist natürlich etwas merkwürdig, aber ist eigentlich logisch, dass sie etwas teurer sind als die Stick. Allerdings sind solche nachträglichen Preiserhöhungen natürlich schon unschön.

Was sind nun die Unterschiede? Technisch sind die beiden Kopfhörer sehr ähnlich. Die Ear 1 bieten drahtloses Laden und ein (allerdings mittelmässiges) Noise Cancelling. Die Stick dagegen punkten mit besseren Mikrofonen und einer längeren Akkulaufzeit. Bis zu sieben Stunden sind möglich – im Test haben wir jeweils deutlich über sechs Stunden erreicht. Bei den Ear 1 sind es dagegen knapp 5,5 Stunden.

Der grosse Unterschied ist aber in der Bauweise des Ohrteils zu sehen. Bei den Ear 1 setzt man Silikon-Tipps in wählbarer Grösse auf und schraubt dann die Hörer recht stark ins Ohr rein. Die Stick haben eine fixe Oberfläche, können also in der Grösse nicht angepasst haben. Sie liegen damit auch weiter aussen und nicht im Gehörgang.

Was einem besser passt, ist einerseits eine Geschmacksfrage, andererseits kann es durchaus auch grosse Unterschiede geben bei der Bequemlichkeit, wenn man sie über Stunden trägt. Aber: Das ist wie immer bei In-Ear-Kopfhörern sehr individuell.

Was man sagen kann: Die Ear Stick sind relativ gross – grösser etwa als beide Nicht-Pro-Versionen der Airpods von Apple. Am besten probiert man den Sitz irgendwo aus, bevor man sie kauft. Auch wegen der unterschiedlichen Bauweise sind Ear 1 und Ear Stick also eher Sortimentsergänzungen als interne Konkurrenz.

Wie schlägt sich Nothing im Vergleich zu den Airpods?

Erst kürzlich haben wir ja alle Airpods-Modelle miteinander verglichen. Das kann man hier nachlesen. Die Apple Kopfhörer sind die Marktleader im Segment und bieten sich darum für einen Vergleich an.

Die klassischen Airpods kosten 30 Franken mehr als die Ear Stick. Die Einsteiger-Airpods sind den Nothing aber in allen Belangen unterlegen. Einzig als iPhone-Nutzer hat man einen Vorteil: Die Apple-Hörer sind direkt ins System eingebunden. Dasselbe bietet übrigens Nothing auch an – einfach fürs eigene Smartphone. Und auch bei allen anderen Android-Handys profitiert man vom schnelleren und smarteren Pairing.

Die Stick sind dann qualitativ sehr mit den Airpods der dritten Generation vergleichbar, die ohne drahtloses Laden 189 Franken kosten. Allerdings hat Nothing immer noch leichte Vorteile – nicht nur bei der Telefonqualität, sondern auch beim Akku.

Erst die Airpods Pro der zweiten Generation für 259 Franken schlagen dann die Ear Stick klar: toller Transparenz-Modus, gutes Noise Cancelling und eine noch bessere Audioqualität. Einzig bei der Akkulaufzeit kann Nothing gut mithalten – und ist je nach Anwendung sogar etwas stärker.

Günstige Kopfhörer, die einfach Spass machen

Die Ear Stick bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 109 Franken bekommt man Überdurchschnittliches in Sachen Sound, Mikrofonqualität und Akkulaufzeit. Auch das Gesamtpaket stimmt: Etwa der Schutz gegen Spritzwasser und Schweiss, der sonst in dieser Preisklasse nicht Standard ist.

Eine aktive Geräuschunterdrückung ist schon alleine wegen der Bauweise nicht möglich, was aber auch nichts macht. Vermissen könnte man dagegen das drahtlose Laden. Und das Case ist recht gross. Das stört aber nur, wenn man es immer in der Hosentasche herumtragen will.