Lindert dieses Gadget Stiche von Mücken und Bienen?

Bite Away Pro lässt sich am Handy einstecken und bekämpft Juckreiz und Schmerzen mit Hitze. Wie gut klappt das? Und gibt es Vorteile gegenüber Behandlungsstiften mit Batterie?

TextLorenz Keller

Pros

  • Klein, kompakt und leicht
  • Keine Batterie nötig
  • Detaillierte Einstellmöglichkeiten
  • Schmerz und Juckreiz wird abgeschwächt, teilweise erstaunlich schnell

Cons

  • Funktioniert nur mit Android
  • Kein Preisvorteil gegenüber normalem Stift

Diesen Sommer ist es speziell schlimm mit Mücken oder Wespen. Egal, ob in den Ferien oder zu Hause: Die Biester nerven – und stechen. Die schlechteste Lösung ist Kratzen. Aber ist die beste Lösung ein Hitze-Aufsteckmodul fürs Handy? Lindert dieses Gadget Stiche von Mücken und Bienen? Wir haben es ausprobiert und waren erstaunt.

Mit Hitze gegen Juckreiz und Schmerzen

Zuerst einmal tönen die Produkte von Bite Away und anderen Herstellern wie Magie. Einfach Stift aufsetzen, und schon sollen das nervige Beissen und Kratzen sowie auch allfällige Schmerzen wegen eines Insektenstiches verschwinden – ganz ohne Chemie oder gekühlte Salbe.

Letzteres funktioniert ja durchaus mehr oder weniger, man muss die Produkte aus der Apotheke aber immer dabeihaben, teilweise gekühlt anwenden, mehrmals. Und sie können Kleider und Möbel verschmieren.

Bite Away funktioniert mit Wärme. Dabei wird eine Keramikplatte aufgeheizt und drei bis fünf Sekunden lang auf den Stich gepresst. Zwei Wirkungen hat die Wärme oder Hitze auf der Haut, was man auch lokale Thermotherapie nennen könnte.

Einerseits gibts einen Kontraschmerz, also einen Gegenreiz auf der Haut. Der ist nach kurzer Zeit wieder weg, gleichzeitig wird auch der Juckreiz gelindert – sprich weniger stark ans Gehirn weitergegeben. Dieser Juckreiz ist ja nur die Reaktion des Körpers auf den Speichel des Insektes.

Zusätzlich soll die Wärme auch die Produktion von Histamin vermindern und so zusätzlich das Beissen auf der Haut lindern. Doch wie gut funktioniert das wirklich?

Damit nerven die Mücken schon deutlich weniger

Zugegeben: Ich habe mich für diese Review nicht extra von einer Biene oder Wespe stechen lassen. Den Piks einer Mücke dagegen gabs in der letzten Woche unfreiwillig, fast täglich mehrfach. Nervig, aber ideal für den Test.

Und so funktioniert Bite Away Pro: Das Gadget sieht aus wie ein kleiner Dongle. Vorab installiert man eine kleine Gratis-App. Spürt man nun ein Jucken und sieht den Stich, steckt man Bite Away in den USB-C-Anschluss des Handys. Die App startet praktischerweise automatisch, wenn man das Smartphone entsperrt hat.

Nun wählt man die Einstellung und drückt auf Start. Nach drei Sekunden ist die Keramikfläche heiss, was durch ein Vibrieren angezeigt wird. Man hat also drei Sekunden Zeit, um die untere Fläche des Gadgets auf den Stich zu drücken. Ein zweites Vibrieren zeigt an, wenn die Zeit abgelaufen ist.

Und die Wärme funktioniert tatsächlich: Bei kleinen Stichen oder wenn das Beissen erst gerade beginnt, ist der Reiz praktisch sofort weg. Hat man zu lange gewartet oder sogar schon ein paar Mal gekratzt, dann wird das Jucken zumindest gelindert. Nach ein paar Minuten und einer zweiten Anwendung ist es dann meist nur noch so schwach, dass es nicht mehr stört.

So gut hat der Wärmestift im Test gewirkt

Im Test hat Bite Away mindestens so zuverlässig gewirkt wie etwa das Fenistil-Gel. Das Gadget hat dabei den Vorteil, dass die Wirkung schneller eintritt und man nicht aufpassen muss, das Gel an den Kleidern oder Möbeln zu verteilen. Zudem brauchts bei Fenistil oft mehrere Anwendungen über Stunden verteilt. Mit Bite Away hat man alles in ein paar Minuten erledigt.

Allerdings: Die Keramikfläche wird auf rund 50 Grad aufgeheizt. Das spürt man auf der Haut schon, es wird richtig heiss und man muss den Reflex unterdrücken, den Bite Away gleich wieder wegzuziehen. Es braucht Vertrauen, dass man sich nicht verbrennt. Und das passiert nicht, die Haut ist höchstens eine kurze Zeit lang etwas rot.

Wer eine sensible Haut hat, sollte es zuerst mit weniger Wärme und weniger Zeit probieren. Eigentlich wäre Bite Away auch für Kinder ab drei Jahren geeignet. Hier zeigte sich im Test das Problem, dass die Hitze halt schon spürbar ist und eine Abwehrreaktion hervorruft.

Viele Kinder nehmen wohl ein bisschen Jucken lieber in Kauf und kratzen sich wund, als den kurzen Schmerz zu überstehen. Gel und Salben sind ebenfalls deutlich beliebter. Bite Away dürfte eher bei Stichen von Bienen, Wespen oder gar Hornissen zum Einsatz kommen.

Hat das Smartphone-Gadget wirklich Vorteile?

Bite Away Pro heisst die Smartphone-Variante des Wärmestifts. Sie kostet etwa bei Brack rund 32 Franken. Es gibt auch einen Stift mit Batterie namens Bite Away Neo, der preislich identisch ist.

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Unser Gadget fürs Handy ist viel kleiner und leichter, lässt sich aber nur mit dem Phone nutzen. Und auch nur mit einem Android-Gerät, nicht mit dem iPhone. Denn dort ist der Lightning-Port nicht für solche Geräte freigegeben.

Für den Dongle gäbe es auch eine Power-Unit, so dass man sie ohne Smartphone verwenden könnte. Aber das lohnt sich nicht, weil man rund 30 Franken Aufpreis zahlt – und dann auch nur eine voreingestellte Variante nutzen kann.

Der Stift mit Batterien ist natürlich deutlich weniger handlich im Gepäck, immerhin hält die Batterie für rund 700 Anwendungen. Ebenfalls praktisch ist, dass ein LED-Licht im Dunkeln hilft, den Stich zu finden und die heisse Keramikplatte richtig zu platzieren.

Wenn man alleine ist und der Stich an einem ungünstigen Ort, dann ist das mit dem Handy nämlich gar nicht so einfach. So kompakt und klein das Gadget ist, ans Phone gesteckt ist es deutlich unhandlicher.

Dafür kann man die Pro-Version viel feiner einstellen. Der normale Stift heizt immer gleich stark und man kann ihn nur drei oder fünf Sekunden lang anwenden. Mit der App sind fünf Wärmestufen möglich und zusätzlich auch eine Zeiteinheit von vier Sekunden. Favoriten lassen sich direkt in der App abspeichern.

Lindert dieses Gadget Stiche von Mücken und Bienen?

Zumindest in Bezug auf Mückenstiche können wir die Frage nach dem Test ganz klar bejahen. Bite Away lindert Juckreiz, Schwellungen und Rötungen, wenn man gestochen wurde. Wendet man das Gadget konsequent und sofort an, vermeidet man auch das Kratzen, das ja die Reaktion des Körpers nur noch steigert.

Allerdings ist Bite Away kein Allerheilmittel. Gerade bei Kindern entwickelt sich die Stärke der Methode zur Schwäche. Das ganz leicht schmerzhafte Ziehen durch die Hitze schreckt ab.

Die Smartphone-Variante hat den Vorteil, dass sie unglaublich klein und kompakt ist – und dass man sein Handy ja sowieso immer dabeihat. Wer lieber den Stift nutzt oder ein iPhone hat, der kann auch gut die Variante mit Batterie, kleinem Display und LED-Beleuchtung nehmen. Die ist nicht teurer und bietet grundsätzlich dieselbe Leistung.