Neues Nokia X20 kommt mit drei Jahren Garantie
Das Mittelklasse-Handy X20 ist sinnbildlich für die neue Strategie des finnischen Herstellers. Nokia will primär mit Verlässlichkeit, Akkulaufzeit und Nachhaltigkeit punkten.
Nokia hat Frühlingsputz gemacht und das gesamte Sortiment umgestellt (hier gibts mehr dazu). In die Schweiz kommen vorerst zwei Serien. Das G10 und G20 für Einsteiger und das X10 und X20 in der Mittelklasse. Wir haben das momentan neue Topmodell ausprobiert: Das neue Nokia X20 kommt mit drei Jahren Garantie.
Das Case des Nokia X20 kann man kompostieren
Die Smartphones haben nicht nur neue Namen, sie stehen auch sinnbildlich für einen Strategiewechsel bei Nokia. Das wird etwa auf der Produktseite zum X20 deutlich. Zuerst kommt der neue Claim «Love it, trust it, keep it» – und danach wird als erstes Feature das Case erwähnt, das gratis mitgeliefert wird.
Die Besonderheit: Es ist zu 100 Prozent kompostierbar. Geht es mal kaputt oder braucht man es nicht mehr, kann man es in den Grünabfall geben. Schade, hat Nokia das Case nicht ein wenig eingefärbt. Pastelltöne wären schön und trendy gewesen. In Weiss mit einzelnen Sprenkeln wirkt es etwas blass.
Dafür fühlt es sich toll an. Nicht glatt und rutschig, sondern etwas texturiert und rau. Sehr angenehm in den Händen. Und eben, es ist gratis dabei. Im Gegensatz zu Ladegerät und Kopfhörer, die lässt Nokia wie viele grosse Hersteller von Apple bis Samsung nun auch weg.
Immerhin hat das Nokia X20 noch einen Kopfhöreranschluss, so dass man alle alten Kopfhörer weiter nutzen kann. Und auch das mitgelieferte USB-C- auf USB-A-Kabel passt auf jene Ladegeräte, welche die meisten noch zu Hause haben.
Drei Jahre Updates, damit man das Gerät länger behält
Nokia versucht auch ein Problem anzugehen, das viele günstige Smartphone-Modelle haben: Sie werden nach relativ kurzer Zeit nicht mehr mit Updates versorgt – und dementsprechend oft ersetzt und ausgetauscht.
Die Finnen kommunizieren offen: Ladegeräte weglassen, das ist nur ein kleiner Teil der Nachhaltigkeitsbemühungen. Viel wirksamer wäre, wenn wir alle unser Handy ein Jahr länger nutzen würden.
Darauf setzt auch Nokia: Explizit soll das X20 so gebaut sein, dass es länger hält. So gibts garantiert drei Jahre Android-Upgrades und monatliche Sicherheits-Updates. Das X20 wird mit Android 11 ausgeliefert und wird also dieses Jahr noch 12 bekommen und dann noch 13 und 14.
Das kann durchaus ein wichtiges Argument sein, um sich gegen die wachsende Konkurrenz in der Mittelklasse abzugrenzen. Gerade auch, weil man nicht nur drei Jahre Updates, sondern auch drei Jahre Garantie erhält. Gerade chinesische Hersteller wie Xiaomi geben dort Gas: mit unglaublich tiefen Preisen und vielen Features. Aber auch die etablierten Brands wie Samsung positionieren sich in diesem Preisbereich.
Konzentration aufs Wesentliche statt aussichtsloser Kampf
Es ist klar: Rein auf der Preisschiene kann Nokia nicht Erfolg haben. Mit 350 Franken kostet das Nokia X20 zwar nicht viel für ein 5G-Phone. Aber es gibt eben auch schon günstigere Modelle mit diesem Mobilfunkstandard.
Nokia kann bei den Features durchaus mithalten, setzt aber ganz gezielt Akzente. So gibts als Prozessor den Snapdragon 480 mit 6 oder 8 GB Arbeitsspeicher, dazu 128 GB Speicher. Im Test sehr gut gefallen hat der Fingerabdrucksensor auf der Seite, der gut zu erreichen ist und schnell und präzise reagiert.
Ein ganz klarer Akzent ist die Akkulaufzeit: Der 4479 mAh grosse Akku soll zwei Tage halten. Unser erstes Ausprobieren war zu kurz, um ein definitives Urteil zu fällen. Aber das scheint durchaus realistisch zu sein. In der Nacht etwa hat das Nokia nur zwei oder drei Prozent Akku eingebüsst, das ist eindrücklich.
Der 6,67-Zoll-Bildschirm löst mit 1080 auf 2400 Pixel auf. Das ist sehr okay. Auch die Helligkeit ist gut. Allerdings wirkt die Optik vorne schon sehr altbacken. Mit sehr dicken Rändern rund um den Screen. Unten am «Kinn» ist sogar genug Platz für das Nokia-Logo.
Die Rückseite des mit 220 Gramm recht schweren Geräts ist aus Kunststoff, wirkt aber sehr solid und schimmert schön in Grün und Blau. Insgesamt ein braves Auftreten, das allerdings einen stabilen Eindruck hinterlässt.
Bei den Sensoren ist nur die Selfie-Kamera richtig gut
Schade, hat Nokia den Fokus bei den Kameras nicht durchgezogen und versucht hier, mit der Konkurrenz mitzuhalten. So hat das X20 eine Vierfachkamera wie viele andere Modelle in diesem Segment. Das ist allerdings primär Marketing.
Denn zwei der Sensoren lösen nur mit zwei Megapixeln auf und messen die Tiefe oder helfen bei Makro-Aufnahmen. Faktisch hat man eine 64-Megapixel-Hauptkamera und eine 5-Megapixel-Ultraweit-Linse.
Die Hauptkamera macht anständige Bilder, auch der Porträt-Modus funktioniert gut. In der Dämmerung nimmt die Qualität trotz speziellem Nacht-Modus dann deutlich ab. Alles so, wie man das erwarten kann. Bei gutem Licht sehr gut brauchbar.
Mit Weitwinkel macht es deutlich weniger Spass zu fotografieren. Die Farben sind anders und die Auflösung halt deutlich schlechter. Da tritt viel schneller Bildrauschen auf. Für Makro-Aufnahmen braucht es ebenfalls sehr viel Licht.
So schwimmt Nokia bei den Kameras mit der Menge mit. Gescheiter wäre es wohl, statt aus Marketinggründen mit vier Sensoren zu werben, alles Geld in eine gute Optik zu investieren. Da hätte man als User langfristig mehr davon.
Dass es auch anders geht, beweist die 32-Megapixel-Selfie-Cam. Die macht ausgezeichnete Bilder, auch im Porträt-Modus. Bei mittelprächtigen Bedingungen entstehen Fotos, die mit Oberklasse-Geräten mithalten können!
Neues Nokia X20 kommt mit drei Jahren Update-Garantie
Solid, stabil, pragmatisch und vernünftig – das sind Attribute, die einem beim ersten Test mit dem X20 in den Sinn kommen. Das X20 ist kein aufregendes Smartphone, bietet aber fast alles, was man für 350 Franken erwarten kann.
Sehr positiv sind die Akkulaufzeit, die Selfie-Cam sowie die drei Jahre Garantie und Update-Versorgung. Zudem gibts eine vernünftige Ausstattung mit genug Speicher und 5G-Mobilfunk. Alles ist dafür eingerichtet, dass das Smartphone über Jahre eingesetzt werden kann.
Schade, war Nokia bei den Kameras etwas weniger konsequent. Und auch eine Zertifizierung beim Schutz gegen Wasser hätte man sich gewünscht. Das wäre ja die logische Fortführung, wenn ein Gerät möglichst langlebig sein soll.