Watch 4 war enttäuschend, wird jetzt alles besser?
Ein Jahr lang war die Samsung Galaxy Watch 4 im Dauereinsatz – und hat die grossen Hoffnungen nicht erfüllt. Vor allem gab es trotz Google-Zusammenarbeit kaum Verbesserungen. Wird nun alles besser mit der neuen Watch 5?
Vor einem Jahr hatten die Smartwatch-Fans grosse Hoffnungen, wie man hier auch bei Daskannwas nachlesen kann. Endlich sollte es eine richtig gute Alternative zur Apple Watch geben. Endlich eine tolle smarte Uhr für alle Android-Nutzer. Doch nach einem Jahr ist man ernüchtert: Watch 4 war enttäuschend, wird jetzt alles besser?
Wo bleibt das Power-Paket Samsung und Google?
Die vor einem Jahr lancierte Galaxy Watch 4 markierte eine Wende bei Samsung. Statt auf ein eigenes System setzte der Smartphone-Weltmarktführer wieder auf Wear OS, das Betriebssystem von Google. Es gar sogar eine exklusive Zusammenarbeit der zwei Konzerne.
Endlich gehts vorwärts – dachte man. Denn bei den smarten Uhren hatte Apple die Android-Konkurrenz ganz schön abgehängt. Nicht unbedingt bei der Hardware, sondern vor allem bei der Software. So wurden auch gute und günstige Smartwatches wie die Oppo Watch immer vom limitierten und schlecht gepflegten Wear OS ausgebremst.
Die Hoffnung war, dass es jetzt endlich vorwärtsgeht. Leider vergebens, wie man nach einem Jahr konstatieren muss. Nicht nur wartete man vergebens darauf, dass Google nun endlich wieder Ressourcen in den Uhren-Bereich steckt, auch gab es keine sichtbaren Auswirkungen der neuen Kollaboration auf die anderen Hersteller.
Statt vieler ganz unterschiedlicher Smartwatches aus der Android-Welt, die auch Software-mässig mit der Apple Watch einigermassen mithalten können, herrschte ein weiteres Jahr Stillstand auf dem Markt. Was etwa Hersteller von Sportuhren wie Garmin zu Hochleistungen animiert.
So ist etwa die Epix 2 von Anfang Jahr das bisherige Highlight als Alternative zur Apple Watch. Garmin setzt dabei auf ein eigenes Betriebssystem mit Fokus auf Sport und Fitness, aber auch mit vielen smarten Funktionen und einer kleinen Auswahl an Apps. Allerdings ist die Epix ein teures Vergnügen, wenn man die umfassenden Tracking-Funktionen nicht so richtig nutzt.
Die Zusammenarbeit von Samsung und Google war allerdings bisher eine Enttäuschung. Die Galaxy Watch 4 ist zwar im Dauertesteinsatz seit einem Jahr, aber noch immer nerven Schwächen und Fehler. Und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen.
Watch 4 so ruckelig wie am Anfang
Ja, das neue Betriebssystem sieht richtig gut aus. Schöne Menüs und Grafiken und ein recht eingängiges Bedienkonzept. Aber was nützt das, wenn zwar alles modern aussieht, es sich aber anfühlt wie in der Steinzeit?
Der Wechsel zwischen den Ansichten ist langsam, immer mal wieder gibts kleine Ruckler, und man muss eine Millisekunde länger auf das Aufstarten von Menüs warten, als dass man sich das gewohnt ist.
Ist der Prozessor mit der Software überfordert? Ist die Hardware schlecht abgestimmt? Dem User ist das eigentlich egal. Eine Smartwatch, die 270 bis 500 Franken kostet, sollte das besser können.
Enttäuschend ist vor allem, dass das Zusammenspiel von Hardware und Software in dem Jahr nicht wirklich besser geworden ist. Google und Samsung konnten oder wollten hier mit Updates nicht viel verbessern. Das ist wirklich schwach und ein Ärgernis.
Miese Akkulaufzeit, übermotivierte Sensoren
Als User hat man aber auch mit der Hardware zu kämpfen. Vor allem mit der völlig ungenügenden Akkulaufzeit. Es ist kaum zu glauben, doch ein bis zwei Mal pro Woche schafft die Watch 4 nicht mal einen normalen Tag.
Sprich: Es kommt gegen Abend die Batteriewarnung, und man nutzt den Stromsparmodus, damit man die letzten paar Stunden vor dem Schlafengehen wenigstens noch die Uhrzeit ablesen kann.
Wohlgemerkt: Das passiert nicht, wenn man ausgiebig Sporttrainings aufzeichnet oder das GPS nutzt. Nicht mal Mobilfunk wird genutzt. Sondern nur der normale Schrittzähler und die Aufzeichnung von Aktivitäten, Benachrichtigungen und drahtloses Bezahlen.
So kommt man auch meist nicht dazu, das Schlaftracking zu nutzen, weil die Uhr eben jeden Abend aufgeladen werden muss. Auch hier ist keine Verbesserung im Laufe des Jahres festzustellen. Die Akkulaufzeit ist und war schlecht.
Und auch bei eigentlich tollen Funktionen muss man dann doch Abstriche machen. So kann die Samsung-Uhr automatisch Sport und Fitness erkennen, startet ein Tracking und stoppt es auch wieder. Das kann die Apple Watch in der Form etwa nicht.
Dem User der Watch 4 nützt das aber nicht viel, weil das Tracking total beliebig auf einmal einsetzt und wieder stoppt und auch gerne mal bei der Sportart völlig daneben liegt. Auch hier: keine spürbaren Verbesserungen mit Updates.
Das Potenzial nicht ausgeschöpft
Und ja, trotz aller Kritik hätte die Watch 4 so viel Potenzial. Sie hat ein schönes Design und eine gegenüber dem normalen Wear OS viel bessere und übersichtlichere Menüführung. Und dank dem universellen Anschluss für Uhrenbänder kann man auch für wenig Geld sehr schöne Alternativen für jede Lebenslage kaufen.
Es bleibt auch nach einem Jahr immer das Gefühl: Diese Uhr könnte endlich auf Augenhöhe mit der Apple Watch sein. Um sich dann doch wieder über Details zu nerven, die bei Apple so viel besser gelöst sind.
Zum Beispiel die Anbindung an die Uhr, die zentral über eine App erfolgt. Bei Samsung wird dazu nicht eine in Android schon verbaute App genutzt, sondern die Wear-App von Samsung selber. Allerdings braucht es immer mal wieder ein zusätzliches Plug-in oder eine App, um alle Funktionen nutzen zu können.
Das Paradebeispiel ist das drahtlose Bezahlen. Man kann nicht einfach die in Google Pay hinterlegten Kreditkarten nutzen. Nein, man muss Samsung Pay herunterladen, einen Account bei Samsung erstellen und dann die Kreditkarten nochmals in diese App hochladen.
Und auch sonst ist die Uhr viel unselbständiger als die Konkurrenz. Immer wieder wird man aufs Handy verwiesen, muss dort etwas installieren oder einstellen, bevor es dann auf der Watch weitergeht.
Die Watch 5 hat endlich einen guten Akku
Die vielleicht beste Nachricht ist, dass die Watch 4 inzwischen ab 130 Franken im Handel zu finden ist. Im Ramschverkauf kann man also durchaus ein Schnäppchen machen. Wer aber ernsthaft an den Smartwatch-Funktionen interessiert ist, der sollte sich dann eventuell die neue Watch 5 anschauen (hier haben wir diese bereits kurz erwähnt).
Die Galaxy Watch 5 gibts gleich in drei unterschiedlichen Varianten. Einmal die normale Smartwatch in zwei Grössen, nämlich mit 1,19-Zoll- oder 1,36-Zoll-Bildschirm. Und dann noch eine Pro-Version mit ebenfalls 1,36 Zoll. Die Preise gehen von 299 bis 519 Franken – je nach Grösse und ob mit oder ohne Mobilfunk.
Erfreulich bei der Hardware: Der Akku ist deutlich grösser geworden. Die normalen Versionen haben 284 bzw. 410 mAh. Die Pro kommt gleich mit 590 mAh. Samsung verspricht denn auch deutlich längere Laufzeiten. Bei der Pro sollen es 72 Stunden sein. Das wäre dann gleich doppelt so lange wie die Apple Watch.
Gut auch, dass die Ladeleistung verdoppelt wurde. Statt mit 5 kann man die Uhr nun mit 10 Watt laden. Sie ist also doppelt so schnell mit Strom versorgt wie bisher.
Damit hätte Samsung bereits den grössten Schwachpunkt der Hardware aus der Welt geschafft. Die weitere Neuerung: Saphirglas schützt nun den Screen. Allerdings war auch der Vorgänger schon sehr stabil. Trotz intensiver Nutzung hat die Watch 4 noch keinen Kratzer und keine Schramme.
Watch 4 war enttäuschend, wird jetzt alles besser?
Der verbesserte Biosensor könnte die Präzision beim automatischen Tracking erhöhen – das werden wir uns im Test genauer anschauen müssen. Auch, ob nun die Software besser läuft, muss sich erst weisen.
Einerseits kommt eine neue Version des Betriebssystems auf die Uhren: Samsung verspricht mit Galaxy One UI Watch 4.5 viele Detailverbesserungen. Andererseits steckt in der Watch 5 derselbe Prozessor wie in der Watch 4. Das Rennen ist also offen.
Wieder stehen wir daher am selben Punkt wie vor einem Jahr. Die Galaxy Watch 5 hat das Potenzial, endlich ein würdiger Konkurrent für die Apple Watch zu sein. Hochwertig, schön designt, mit allen Funktionen und einer perfekten Kombination von Hardware und Software.
Wie sehr dieser Anspruch erfüllt werden kann, müssen wir im Test in den nächsten Wochen ausprobieren. Es wäre der gesamten Branche zu wünschen, wenn Wear OS einen Schub bekommt und dann auch andere Hersteller vom verbesserten Google Betriebssystem für Uhren profitieren können.